Sollte Julia Ruhs den ÖRR verlassen müssen?

Nein, absolut nicht. Mit vielen Dingen, die sie anspricht, hat sie durchaus Recht. Ich nehme ihr auch ab, dass sie keine "AfD-Puppe" ist, als welche sie von manchen bereits diffamiert wird. Dafür sind ihre Distanzierungen von der AfD zu authentisch.

Jan Böhmermann hat seine goldenen Zeiten längst hinter sich. Er hat früher verdammt guten Content gebracht. Seine Beiträge zum Thema Glücksspiel ("Coin-Master", Glücksspiel-Werbung im TV) sind für mich noch heute absolut sehenswert, weil gut recherchiert und humorvoll präsentiert.

Sein Umgang mit "Rechten" (oder jenen, die Böhmermann für Rechte hält) ist aber grundfalsch und löst eher Reaktanz als Zustimmung aus. Ein Phänomen, das auch Alicia Joe in einem Youtube-Video ausführlich erklärt hat. Jan Böhmermann stärkt letztlich die Rechten, die er so hart zu bekämpfen versucht.

Den Ansatz von Julia Ruhs finde ich dagegen interessant, weil er noch nie "großflächig" erprobt worden ist und bei bestimmten Klienteln sofort hysterische Schreie auslöst. Man sollte der Frau eine Chance geben.

Aber sie sollte durch Leistung überzeugen, sie hat durchaus Potenzial, eine gute Journalistin zu werden.

Jetzt wird sie von den üblichen Verdächtigen hochgejubelt, die Böhmermann sofort entlassen wollen. Nur, weil sie was gegen Ausländer gesagt hat.

Jan Böhmermann und seine Sendung leben vom Framing. Sie treiben Tatsachen so auf die Spitze und verdrehen sie durch einseitige Betrachtungsweise, dass etwas völlig anderes daraus wird, und das nennt sich dann Satire. Sorry, aber teilweise ist das schon recht üble Hetze.

Und trotz allem, wie kann man eine satirische Sendung als Grundlage für eine Entscheidung oder eine Behauptung verwenden?

Es muss in einem demokratischen Entscheidungsprozess auch erlaubt sein andere Meinungen zu vertreten, solange sie begründet sind und innerhalb der erlaubten Maßstäbe bleiben.