Ist wahres Christentum keine Religion sondern eine Spiritualität?
Bzw. Sind wahre Christen nicht Religiös sondern spirituell?(weil es im Kern um eine Beziehung zu sein Schöpfer geht)
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5 Antworten
Religion und Spiritualität sind keine Gegensätze.
Religion ist ein Oberbegriff.
Spiritualität ist die Art und Weise, wie jemand innerhalb der Religion sein geistliches Leben gestaltet und wie er die Beziehung zu Gott sucht.
Neben der Spiritualität äußert sich Religion einerseits in Glaubenslehren, andererseits in der Sorge für die Anderen, für die Gesellsxchaft und für die Umwelt.
Religion ist kein Oberbegriff; Religion ist ein Regelwerk, Spiritualität ist das nicht!
Religion definiert sich meiner Meinung nach vor allem durch Riten, Mythen und Institutionen der jeweiligen Gemeinschaft.
Und die These "wahres Christentum ist keine Religion" ist kein individueller Geistesblitz irgendeiner Mystikerin. Es ist ein bekannter Teil eines gemeinsamen Narrativs in bestimmten christlichen Gruppen. Man kritisiert die Institutionen und strikten Riten anderer Konfessionen, ist aber selbst in Gemeinden und unter charismatischen Anführern organisiert. Man nutzt das Argument als Alleinstellungsmerkmal, um die eigene Gruppe als etwas besonderes darzustellen, ist aber bei genauerem Hinsehen ebenso rituell und institutionelle gefestigt wie andere.
Im Grunde ist es so, sollte es so sein.
Doch so wird es nicht verstanden; der menschliche Verstand ist halt recht begrenzt.
Es ist beides.
In der heutigen Sprache wird „Religion“ oft als etwas Äußerliches, Institutionelles oder sogar Totes verstanden, während „Spiritualität“ als etwas Persönliches, Lebendiges und Innerliches gilt. Aus orthodoxer Sicht ist das jedoch eine künstliche Trennung.
Die Orthodoxe Kirche versteht wahres Christentum nicht als bloße äußere Religion im Sinne von Ritualismus oder Gesetzlichkeit, aber auch nicht als rein subjektive, individualistische Spiritualität. Sie sieht den christlichen Glauben als eine lebendige Gemeinschaft mit Gott, die sowohl äußere Formen (Liturgie, Sakramente, Dogmen) als auch innere Realität (Herzensverbindung, Gnade, Theosis) umfasst.
Im Kern geht es im Christentum um die Beziehung zwischen Mensch und Gott. Konkret durch Jesus Christus im Heiligen Geist. Diese Beziehung ist tief spirituell und führt zur Vergöttlichung (Theosis) des Menschen, also zur Teilhabe an Gottes Leben.
Aber diese Beziehung geschieht nicht isoliert, sondern innerhalb der Kirche.
Der heilige Apostel Jakobus schreibt:
„Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten.“ (Jakobus 1,27)
Das griechische Wort für „Gottesdienst“ hier ist θρησκεία (thrēskeía) – also „Religion“. Die Orthodoxie verwirft nicht den Begriff der Religion, sondern lehnt ein leeres, formales Religionsverständnis ab, das keine wahre Umkehr und Liebe zu Gott in sich trägt.
Ein Christ ist daher spirituell, weil er die innere Gemeinschaft mit Gott sucht, und religiös, weil er diese Gemeinschaft im Leib Christi (der Kirche) lebt mit ihren Sakramenten, Traditionen und der Heiligen Liturgie.
Die wahre Christentum ist also nicht bloß Religion ohne Geist (Formalismus) und auch nicht bloß Spiritualität ohne Kirche (Individualismus), sondern die Fülle beider in Einheit und Wahrheit.
Nein das stimmt nicht weil wenn du das so siehst ist der Islam oder andere Religionen auch spirituell weil jeder mit Verbindung zu seinem Gott ist
Niemand kann Gott besitzen! Die wenigsten Religionen sind spirituell; sie sollten oder könnten es sein, das ist alles.