Findet ihr den deutschen ESC-Song gewalt- und kriegsverherrlichend?
Es wurde schon viel Schlechtes über den Song "Baller" von Abor und Tynna geschrieben, aber an den Gewalt-, Amok- und Kriegsmetaphern scheint sich offenbar Niemand zu stören.
Zur Erinnerung: Auf der gleichen Bühne treten Israel (die Künstlerin war Opfer des Anschlags vom 7.10.) und die Ukraine auf und dann dieser Text:
(Refrain gesungen wie ein Maschinengewehr): "Ich baller lalalalala Löcher in die Nacht"
"Sterne falln und knalln auf mein Dach"
"Kreidesilhouetten auf dem Trottoir zwischen uns ein Tatort wie bеi CSI"
"Ich krieg' wieder diesen Drang, ich will den Weltuntergang. Hah, ich glaub', das war's, I shoot for the stars"
"Ich seh' die Sternensplitter auf meiner Haut wie Glitzer
Hab' gelernt, was mich nicht killt, macht mich nur schicker
Würdest du für mich immer noch 'ne Kugel fang'n?
Weil deine Waffe ist jetzt in meiner Hand"
19 Stimmen
8 Antworten
Puuuh, das kann man halt so und so sehen finde ich. Also ich glaube dass sie damit nur meint, dass sie die beziehung mit dem besungenen nichtmehr eingeht. Sozusagen beschreibt sie ja auch dass sie "Fliegen" (Sehr gute beziehung anfangs hatten) und "Fallen und knall'n auf ein dach" (Beziehung kracht mit einmal auseinander, durch ein Streit o.Ä.) Er versucht ja auch sie wiederzugewinnen, aber sie möchte nicht und geht spielerisch damit um. Die Line "Würdest du noch ne Kugel fangen, denn deine Waffe ist in meiner hand" Interpretiere ich so, dass er halt sagt dass er für sie eine Kugel fangen würde, Quasi für sie alles machen Würde, er aber trotzdem einen Großen fehler gemacht hat...
Bin schlecht im Erklären, aber alles in einem würde ich das eher als Spielerisch, Stänkernd und so erklären, aber weniger Gewaltverherrlichend und noch weniger Kriegsverherrlichend
Also, weder das eine noch das andere. Ich finde natürlich zum Teil schon, dass deine Einwände sinnvoll sind, aber sie haben es ja nicht in diesem Zusammenhang so gemeint, sondern symbolisch wegen dem Ende der Beziehung, was oft auch viel Zorn und Gewaltfantasien bringt, wegen gekränktem Stolz und so.
Ja, und weiters zertrümmert sie eine Gitarre (allerdings ist sie hier auch nicht die einzige, denn das haben Rockstars schon vor 40 Jahren so gemacht). Also, man muss es nicht so ernst nehmen und ich wäre auch nicht auf die Idee zu diesen Bedenken gekommen, aber klar, man kann heutzutage beim ESC auch über diese Dinge nachdenken.
Man muss die Dinge im Kontext sehen und darf nicht der Unart verfallen, selektiv Passagen zu entnehmen und anders zu framen.
Das ist echt eine Krankheit der Zeit.
Es geht um eine zerbrochene Beziehung und die Emanzipation davon.
Ist mir auch negativ aufgefallen,
allerdings haben Abor und Tynna gesagt, dass sie es nicht vorhatten zu gewinnen, sondern einfach beim Vorentscheid mitzumachen. Sie hatten also nicht die Absicht Deutschland mit dem Lied wirklich zu repräsentieren. Aber es hat sich jetzt so ergeben.
Ich gebe zu daß es auf den ersten Blick etwas unangebracht erscheinen mag, so locker und unbeschwert über Maschinengewehr-Allegorien zu trällern - gerade wenn man bedenkt daß auf der Bühne, wie Du schon sagtest, eine Attentat-Überlebende steht, sowie die ukrainische Band - die ja in eine komplett andere Welt zurückkehrt, als die anderen Teilnehmer, die danach wieder in ihr warmes Bettchen kriechen dürfen - während man in der Ukraine noch nicht mal weiß, ob das Haus noch steht, wenn man zurückkommt.
Dennoch unterstell ich den beiden nichts Böses. Die Allegorien sind zwar nicht geschickt gewählt und alles anderes als Elegant, aber ich denk nicht, daß sie damit auf Krieg und Gewalt anspielen wollen. Wie oft hört man Studenten sagen "Boah, ich muss mir jetzt noch 2 Stunden Betriebliches-Rechnungswesen-Vorlesung reinballern" oder "Die Klausur war wieder knallhart". Das sind einfach Spitzfindichkeiten der deutschen Sprache, die man so oder so lesen kann.
Die Line "Ich will den Weltuntergang" hingegen find ich wirklich unglücklich gewählt - mir fällt es auch schwer sie in den allgemeinen Kontext zu interpretieren.
Aber abgesehen vom Text sollten Abor und Tynna dringend mal ihr PR-Management überdenken. Eine Woche vor dem ESC machen sie Negativschlagzeilen, weil sie sich weigerten im Fernsehgarten aufzutreten, weil sie "sich dort nicht sehen"- nachdem Moderatorin Kiewel sie noch vorher in höchsten Tönen gelobt hat. Gerade jetzt wäre Promo doch so wichtig. Dann würde man vielleicht auch mal durch Musik Schlagzeilen machen, statt durch fragwüridige Texte oder Fernsehgarten-Absagen