Er hat halt immer weiter gemacht: Größer, Besser, Weiter.
Jeder Song, jede Tourne, jedes Album, sollte das nächste toppen.
Er wurde "King Of Pop" genannt. Tatsächtlich wollte er der "King of Pop, Rock'n Roll und alle anderen Musikrichtungen" sein.
Mit jedem Album hat er sich komplett neu erfunden. "Off the wall" (1979) war Disco-Pop, "Thriller" (1982) eher in Richtung Synthie, auf "Bad" (1997) hat er dann die Hundertachtzig-Gradwende gemacht und einen auf toughen, abgebrühten "Bad Boy"; der nahezu unbesiegbar war.
"Dangerous" (1991) war dann von New Jack Swing geprägt.
Für das HIStory-Album (1995) hat er überlebensgroße Statuen in vielen Großstädten aufstellen lassen. Auf so eine Promo muß man erstmal kommen.
Für "Invincible" (2001) hat er erneut alles über Bord geworfen und sich dem Puls der Zeit angepaßt. Obwohl er schon über 40 war, hat er sich nicht lumpen lassen, stets die Neusten, jüngeren Künstler, mit ans Boot zu holen und sich von neuen Trends inspieren zu lassen. Würde er noch leben, hätte er wahrscheinlich heute ein Feature mit Taylor Swift oder Ariana Grande gemacht.
Und auch sein, so um 2007 geplantes Album schlug ja - nachdem was so an unveröffentlichten Material geleakt hat - wieder eine ganz andere Richtung ein.
MJ war Perfektionist.
Sein Ziel war es bei "Bad", dass jeder Song so gut ist, daß er potenzieller Single-Kaniddat sein könnte. Und tatsächtlich: 9 von 11 Songs wurden ausgekoppelt und 5 wurden ein "Nummer 1"-Hit in Amerika.
Auf den Alben wollte er stets die Besten der Besten Songs. Er verwarf Titel ("Xscape", "Hot Street", "Fly Away", "Do you know where your children are?"), die so gut sind, daß jeder andere Künstler sie auf's normale Album packen würde.
Ein normaler Song ist ca 3 Minuten lang. MJ's Song waren meistens 5-minütige oder längere Machtwerke. "Dangerous" ging sogar 7 Minuten lang.
Er feilte ewig an Songs. "Earth Song" war z.b. schon für 1991 angeplant worden. Doch MJ perfektionierte den Song noch 4 weitere Jahre, warf den ursprünglichen Refrain komplett über Boord, bis er 1995 mit charakteristischem "Aaaaaaah" veröffentlicht wurde.
Ich denke es ist diese "Größer, Schneller, Weiter"-Mentalität, die MJ soweit gebracht hat und die heutzutage schwer übertroffen wird.
Taylor Swift ist zwar was Stadion-Dimensionen angeht, gerade dabei an MJ aufzuschließen, aber was Komplexität der Songs angeht, sind andere Künstler wohll noch meilenweit von MJ entfernt.