Die unbekannte Befreiung: Warum Operation Bagration kaum Teil deutscher Erinnerung ist?

Verdrängung der Niederlage 50%
Politische und kulturelle nähe der BRD zur USA 30%
Bagratión schwerer greifbar 10%
Ostfront politisch tabu (kalter Krieg) 10%

10 Stimmen

7 Antworten

Verdrängung der Niederlage

Noch heute wird das verdrängt. Wenn man mal ins Internet schaut, dann könnte man denken, die Deutschen haben den Krieg gewonnen.

Verdrängung der Niederlage

Du beantwortest deine Frage schon selber, man wollte und will es nicht wahrhaben, somit wird darüber ein Tuch des Schweigens gelegt. Ständig bekommt man zum lesen, das die DE Waffen den russischen Waffen überlegen gewesen sind, eben nur das Siegen klappte nicht, somit ist diese missliche Lage, bis Heute noch nicht überwunden, obwohl bekannt ist, wie es in Europa ausgesehen hätte, wäre die WM erfolgreich gewesen. Zur Erinnerung, der Plan Barbarossa gibt darüber Auskunft.

https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Barbarossa.

Das klingt nicht anders, als vor 90 Jahren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

zetra  12.07.2025, 21:13

Die Operation Zitadelle, also der letzte große Versuch der Nazis das Blatt zu wenden, wird auch kaum erwähnt, denn auch hier klappte es nicht mehr, somit schweigt man lieber. Manstein?

https://d-nb.info/957810296/04

Verlorene Siege, so werden sie genannt, nur wo hier ein Sieg zu sehen sein soll, das wird ein Rätzel bleiben.

Auch der verschonte Feldmarschall von Manstein, schrieb seine Memoiren, die ich gelesen habe. Kaum zu Glauben, aber Schuld haben immer andere, so einfach wird das nach dem Krieg geschrieben

Wurde zumindest im DDR-Geschichtsunterricht behandelt.

Allgemein sind im deutschen Lehrplan keine einzelnen militärischen Operationen vorgesehen, sondern vielmehr der gesamte historische Zusammenhang, was in Richtung deutscher Erinnerungskultur geht.

Russland wird zwar als Befreier anerkannt, aber die dunklen Seiten Russlands zu dieser Zeit sind auch bekannt.

1944 war die Wehrmacht an allen Fronten auf dem Rückzug. Die Kriegsberichterstattung in den damaligen deutschen Medien war nicht auf alarmierende bzw. besorgniserregende Nachrichten abgestimmt.

Nach dem Desaster von Stalingrad achtete das Goebbels-Ministerium sehr genau darauf, daß Nachrichten insbesondere von der Ostfront unterdrückt oder verwässert/abgeschwächt wurden.


Nooppower639 
Beitragsersteller
 14.06.2025, 20:39

Es geht um Nachkriegsdeutschland und der historischen Aufarbeitung ...

Keins von denen würde ich sagen. Es war ja bekannt, dass wenn die Sowjets nach Deutschland kommen bzw. Teile von Deutschland erobern, dann große Rache genommen werden würde. Und so ist es ja auch gekommen. Es sind viele Vergewaltigungen, Morde, zerstörte Städte, Entführungen und Raubzüge durch die Sowjetarmee gemacht worden. So etwas kann man natürlich nicht als Befreiung verkaufen. Sicherlich war die Wut der sowjetischen Soldaten verständlich, aber moralisch schlecht waren diese Taten trotzdem. Und ein Unrecht durch ein anderes Unrecht zu rächen bzw, zu bestrafen ergibt kein Recht! Außerdem wurde danach - als Rattenschwanz - die DDR ebenso zur Diktatur, wo Menschen getötet, entrechtet und viele Familien voneinander getrennt wurden. Und als Befreiung wurde es damals auch nur von eingesperrten Kommunisten empfunden. Zwar wurde auch Unrecht von den Westallierten begangen, doch wesentlich weniger. Sicher auch kein Wunder, da die USA ja relativ geringe Verluste und keine zerstörten Städte hatten; Frankreich und Großbritannien hatte auch wesentlich weniger Verluste und die Sowjetunion wurde ja als größter Feind und ihre Bevölkerung als abzuschlachtentes Vieh angesehen. Deswegen war der Krieg dort auch deutlich brutaler. Also hat es nicht mit der Nähe mit dem Westen zu tun. Und mit Verdrängung auch nicht, da fast alle der alten Generation des zweiten Weltkrieges schon tot sind und die ab den 1930er Jahren geborenen damit nichts zu tun haben. Bagration war auch nicht so wichtig, weil es weder Anfang noch Ende noch Wendepunkt (wie Stalingrad und teilweise Moskau und Kursk) des 2.Weltkrieges war, auch wenn es nicht irgendeine Niederlage war. Deswegen war es für Deutsche auch nicht so zentral wie vielleicht für Menschen in Osteuropa. Eine zweite Front ist dagegen sehr zentral und noch zusätzlich wichtig, weil sie zügig viel Gebiet eroberte (innerhalb von 6-9 Monaten nach Torgau!), wofür die Sowjets fast vier Jahre brauchten. Außerdem würde ich eher sagen, dass man den D-Day eher mit Stalingrad vergleichen sollte, was eigentlich auch jeder Deutsche kennt. D-Day war sozusagen der Wendepunkt im Westen, was Stalingrad im Osten war. Wo war Bagration ein Wendepunkt? Der Rückzug an der Ostfront begann spätestens in Stalingrad und in Kursk versucht man nochmal das Rad zu drehen. Nach Kursk war Deutschland nur noch in der Defensive. Deswegen hat Bagration für Deutschen keine große Bedeutung mehr.

Und wie kommst du darauf, dass die Ostfront im Kalten Krieg politisch tabu war und dann als einzelnen Punkt aufzuführen? Wäre das nicht der gleich Punkt wie Verdrängung? Wenn etwas tabu ist, hat dies doch oft auch mit Verdrängung zu tun, oder meinst du nicht?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium und Beruf