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Ein Pferd trägt von Natur aus keine Hufeisen – aber im engen Zusammenleben mit dem Menschen ist der Hufbeschlag zum Teil notwendig geworden. Wann nützen Hufeisen und wann schaden sie dem Pferd eher? Unser Artikel gibt einen Überblick über Vor- und Nachteile von Hufeisen in verschiedenen Varianten.
Hufeisen haben viele Vorteile und Nachteile. Manchmal lässt man sein Pferd beschlagen, „weil man es eben so macht“. Die Entscheidung für oder gegen den Hufbeschlag ist sehr individuell und hängt nicht zuletzt vom gesundheitlichen Zustand des Pferdes ab.
Die Frage, ob Du Dein Pferd beschlagen lassen solltest oder nicht, lässt sich nicht pauschal beantworten. Deshalb geht unser Artikel auf besondere Aspekte ein, nennt aber auch grundsätzliches Vor- und Nachteile von Hufeisen.
Im Zweifelsfall sprichst Du mit Tierarzt, Schmied und Barhufbearbeiter. Ein guter Hufschmied wird Dir nicht ohne Not zu Hufeisen raten, die nicht erforderlich sind. Denn im Verhältnis zum Ausschneiden verdient er am Beschlagen nicht viel.
Oft heißt es, dass der Hufbeschlag bei einem Pferd aus orthopädischen Gesichtspunkten notwendig oder zumindest ratsam sind. Auch bei bestimmten Erkrankungen des Bewegungsapparates oder nach Hufgeschwüren können Hufeisen eine sinnvolle Sache sein.
Bei offensichtlichen Fehlstellungen der Pferdebeine und Hufe scheint der Fall auf den ersten Blick klar zu sein: Hufeisen können – ähnlich wie orthopädische Schuheinlagen beim Menschen – Abhilfe schaffen.
Trotzdem sind sie unter Pferdebesitzern umstritten: Denn anders bei der Fußform und -position eines Menschen kann auch schon durch eine entsprechende Barhufbearbeitung beim Pferd ein Unterschied in der Hufstellung erzielt werden.
Die Frage, ob ein orthopädischer Hufbeschlag sinnvoll ist, überlässt Du am besten dem Tierarzt sowie einem Experten auf dem Gebiet, der sich mit Hufbeschlag und Barhufbearbeitung gleichermaßen auskennt und im Einzelfall eine wirklich fundierte Entscheidung treffen kann.
Welche Formen von orthopädischem Hufbeschlag als Alternative zum Standard-Hufeisen gibt es?
Stege und Verbreiterungen können die Sehnen entlasten oder Fehlstellungen entgegenwirken. Außerdem kommen häufig weitere Komponenten hinzu – bei Hufpolsterbeschlägen etwa Leder- oder Kunststoffsohlen, die auch eine Schutzfunktion haben.
Ausritte auf Schnee oder gefrorenen Böden stellen Pferd und Reiter vor besondere Herausforderungen: Die Rutschgefahr steigt, der Schnee kann sich im Huf aufstollen. Daher stellst Du Dir zu Recht die Frage, ob Dein Pferd auch im Winter Hufeisen tragen oder besser barhuf gehen soll.
Wenn es darum geht, ob Du Deinem Pferd im Winter die Hufeisen abnehmen lassen solltest oder ihm einen speziellen Winterbeschlag gönnst, stelle Dir zunächst ein paar Fragen:
Grundsätzlich bestehen im Winter insbesondere bei beschlagenen Pferden zwei Gefahren: Das Rutschen auf vereisten Böden und das Aufstollen von Schnee im Huf.
Mit normalen glatten Hufeisen läuft Dein Pferd Gefahr, auf eisglatten Böden wegzurutschen. Besonders große Gefahr besteht hier auf harten Böden wie Asphalt – nicht nur beim Ausritt, sondern auch beim Führen am Hof. Stollen in unterschiedlichen Formen oder Widia-Stifte im Hufeisen können das Rutschen verhindern.
Die Stollen werden häufig fest aufgeschweißt oder mit eingenagelt, aber es gibt auch abnehmbare Varianten. Bedenke beim Einsatz von Stollen immer, dass sie zwar die Griffigkeit der Eisen verbessern, aber bei Drehbewegungen leicht zu Verletzungen führen können. Auch bei der Herdenhaltung können sie bei Tritten größere Wunden verursachen. Abnehmbare Schraubstollen kommen nur dann zum Einsatz, wenn sie wirklich benötigt werden, allerdings ist das Ein- und Ausdrehen sowie die Pflege der Gewinde mit Zusatzaufwand verbunden.
Widia-Stifte sind abgerundet und relativ flach. Dadurch ist die Verletzungsgefahr so gut wie nicht vorhanden.
Das Aufstollen von Schnee im Huf entsteht durch den Kontrast aus der Wärme des Hufes und der Kälte des Hufeisens. Sie entstehen also nur bei beschlagenen Pferden. Diese Verklumpungen können zum Stolpern oder Umknicken führen und so Verletzungen beim Pferd und auch beim Reiter verursachen. Auch das Verwenden von Huffett als Trennmittel hilft nicht, um den Schnee aus dem Huf herauszuhalten. Du kannst das Aufstollen mit einem speziellen Grip aus Gummi verhindern. Dabei handelt es sich um eine Einlage, die zwischen Eisen und Huf aufgenagelt wird. An der Innenseite befindet sich ein Wulst, das Ansetzen des Schnees verhindert. Der Huf kann atmen und ist weniger Feuchtigkeit ausgesetzt. Wenn Dein Pferd im Winter beschlagen und viel draußen ist, ist ein spezieller Winterbeschlag also sehr sinnvoll – oder Du lässt es für einige Monate ohne Hufeisen laufen. Falls es nur in der Box steht und Du in der Halle reitest, wo der Boden nicht gefriert, reicht der normale Beschlag aus.
Die Verfahren und Materialien im Hufbeschlag entwickeln sich immer weiter. Längst sind moderne Werkstoffe wie Kunststoff hinzugekommen, aus denen die Hufeisen zumindest teilweise bestehen. Aber sind die neuen Hufeisen-Arten wirklich die Zukunft oder hat das gute alte Hufeisen aus Stahl noch lange nicht ausgedient?
Die Idee, Kunststoff-Hufbeschläge zu verwenden, ist gar nicht so neu, wie Du vielleicht denkst: Bereits um 1880 gab es erste Experimente, die jedoch an der Materialqualität scheiterten – schließlich muss ein Hufbeschlag viel aushalten. Erst ab 1980 haben sich die neuen Materialien ausgebreitet. Sie finden vor allem im Trabrennsport Anwendung, weil sie sehr leicht sind.
Ein großer Vorteil der leichten Kunststoffbeschläge ist die geringere Verletzungsgefahr im Vergleich zu normalen Hufeisen. Wenn Dein Pferd in der Herde auf der Weide steht und nicht barhuf gehen soll, können Kunststoffeisen eine Alternative, um Verletzungen bei kleinen Rangeleien zu vermindern.
Auch auf den Huf selbst wirkt ein Kunststoffbeschlagetwas anders als ein Eisenbeschlag: Zu den Nachteilen eines gewöhnlichen Hufeisens zählt das Anheben des Strahls, dem dann der wichtige Bodenkontakt fehlt. Die ansonsten leicht elastische Hornkapsel wird versteift, Schwingungen gehen auf Knochen und Gelenke über und begünstigen deren Verschleiß. Beim Hufbeschlag aus weichem, leichtem Kunststoff entfallen diese Nebenwirkungen zum größten Teil. Kunststoff-Hufeisen haben stoßdämpfende Eigenschaften – ähnlich wie das federnde Horn des Hufes. Je nach Ausführung wird der Kunststoffbeschlag auf herkömmliche Weise aufgenagelt oder hufschonend aufgeklebt – dann entstehen keine Löcher. Zu den Kunststoffbeschlägen zählen auch die Duplo-Verbundbeschläge mit nachgiebigem Gummi. Sie sind in unterschiedlichen Härtegraden erhältlich und sitzen dank Noppen fest am Tragrand des Hufes. An der Unterseite befindet sich ein Profil, das die Griffigkeit auf dem Boden erhöht. Zahlreiche Sonderausführungen eignen sich auch für alle denkbaren orthopädischen Probleme.
Außerdem gibt es Hufeisen aus Aluminium. Sie kommen aus dem Rennsport, sind aber längst im Freizeitbereich angekommen. In der Regel handelt es sich um eine Aluminiumlegierung, um dem allzu schnellen Verschleiß vorzubeugen. Ihr großer Vorteil ist das geringe Gewicht. Alu-Hufeisen sind daher ideal, um junge Pferde an den Hufbeschlag zu gewöhnen. Aber auch bei verschiedenen Krankheitsbildern wie Hufrehe, Arthrose oder Sehnenerkrankungen stellen sie eine schonende Alternative zu den herkömmlichen, schweren Hufeisen dar.
Ob Deine Hufeisen aus Stahl, Kunststoff oder Aluminium sein sollten, klärst Du am besten mit Deinem Hufschmied – bei Sportpferden oder manchen Erkrankungen sind die Alternativmaterialien sinnvoll.
Die immer wiederkehrenden Kosten für den Hufschmied solltest Du unbedingt in Dein Budget für die Pferdehaltung einrechnen. Je nachdem, ob Dein Pferd beschlagen ist – und vielleicht sogar einen Spezialbeschlag benötigt – oder barhuf geht, fallen die Kosten sehr unterschiedlich aus.
Eng damit verbunden ist eine Frage nach der Häufigkeit: Denn sowohl auf Deine Ausgaben als auch Deine Zeitplanung wirkt sich aus, wie oft der Schmied oder Barhufbearbeiter im Stall vorbei schauen muss. Schließlich sollte ja auch jemand anwesend sein, um das Pferd von der Weide zu holen oder bei Problemen zu assistieren.
Der Hufbeschlag oder die Barhufbearbeitung gehören zu den Kosten, die Du auf jeden Fall in Dein Budget für die Pferdehaltung einkalkulieren musst. Wenn Spezialbeschläge notwendig werden, kann es schon einmal etwas teurer werden.
Auch wenn Dein Pferd barhuf läuft, muss alle paar Wochen der Hufschmied oder Barhufbearbeiter zum Ausschneiden der Hufe kommen. Dafür kannst Du etwa 20-25 € pro Besuch einplanen. Hier sollte die Dauer zwischen dein einzelnen Besuchen bei ca. 4-6 Wochen liegen. Beim Beschlagen bearbeitet der Hufschmied ebenfalls zunächst den Huf und kürzt ihn. Zu diesem Aufwand als Basisbetrag kommt dann noch die Arbeit des Anpassens und Aufbringens der Hufeisen hinzu. Wenn Dein Pferd nur vorne beschlagen ist, sparst Du schon einmal Kosten gegenüber dem Komplettbeschlag aller vier Hufe.
Auf den Preis für den Hufbeschlag wirken sich die Materialkosten erheblich aus: Herkömmliche Stahl-Hufeisen sind günstiger als Kunststoff oder Aluminium. Auch Sonderformen sind in der Regel teurer.
Bedenke immer, dass der Hufschmied auch seine Anfahrtskosten mit einpreisen muss. Wenn er direkt in Stallnähe ansässig ist oder Ihr Euch die Schmiedtermine für mehrere Pferde teilt, wird es also in der Regel etwas günstiger.
Aktualisiert am: 01. August 2019
Für diesen Text wurden verschiedene Nutzer-Antworten und Erfahrungsberichte aus der gutefrage-Community gesammelt, redaktionell geprüft und aufbereitet.
Sonja Kraus ist studierte Germanistin und Linguistin. Seit vielen Jahren ist sie im Online-Bereich tätig und hat ein Herz für Texte, die für den Leser geschrieben sind. Seit 2019 ergänzt sie das Team der gutefrage-Redaktion.
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