Freundin distanziert sich, weil in Beziehung. Soll ich sie gehen lassen?
Hallo zusammen,
die Situation mit meiner besten Freundin belastet mich momentan. Vor einiger Zeit habe ich eine Veränderung bei ihr gemerkt, welche ich zunächst als positiv empfand. Ich habe den Eindruck sie hat krassere Stimmungshochs und Tiefs als andere Menschen, klang manchmal regelrecht depressiv. Vor etwa zwei drei Monaten entdeckte sie dann Yoga, Meditation und Manifestation für sich. Zunächst freute ich mich für sie. Aber dann ging es in ihren Sprachnachrichten recht oft um diese Themen.
Ein Beispiel: Ich bin von einer ruhigeren Gegend in eine städtische Gegend gezogen und erzählte ihr in einer Sprachnachricht, dass es mir schwer fällt, mich an die Lautstärke zu gewöhnen und ich manchmal einfach meine Ruhe haben möchte (mittlerweile für mich kaum ein Problem mehr). Sie riet mir mich achtsam auf die Umgebungsgeräusche und Gerüche zu konzentrieren um runterzukommen. Was sie nicht verstand ist, dass ich in dem Moment einfach überreizt war. Ich habe das ihr auch so mitgeteilt, woraufhin sie sich angegriffen fühlte. Ich hatte ihr versichert, dass ich das absolut nicht so gemeint hatte, aber nun einmal jeder unterschiedlich in dem ist, was ihm hilft.
Ich habe außerdem festgestellt, dass sie auf längere Sprachnachrichten gar nicht mehr einging bzw nur noch auf Themen, welche mit ihr zu tun hatten. Das war auch die Zeit, in welcher sie anfing ihren jetzigen Freund zu daten. Ich war ihm gegenüber kritisch, weil er gerade erst aus einer zehnjährigen Beziehung kommt und er einige Jahre jünger ist als sie. Er ist Mitte 20 und sie möchte schon bald Kinder (sie ist 29).
Sie und ich waren immer ehrlich zueinander und da ich im letzten Jahr auch einige Dating Erfahrungen nach einer Trennung gemacht habe, war ich mit meiner Skepsis ehrlich. Gleichzeitig sagte ich ihr aber auch, dass ich mir natürlich wünschen würde, dass sie glücklich ist. Das führte dazu, dass sie mir nichts mehr vom Dating erzählte und sich zurückzog. Gleichzeitig gab sie mir zu verstehen, sie empfinde meine Sprachnachrichten und wie ich von einigen Dingen erzählen würde als anstrengend. Sie hätte den Eindruck, dass ich ihr meine Meinung aufzwingen wolle. Mich hat diese Nachricht sehr getroffen, weil meine Sprachnachrichten oder meine Art und Weise früher nie ein Problem waren.
Hintergrund: Sie befindet sich gerade in einer Phase, in welcher sie sich sehr auf ihre mentale Gesundheit fokussiert, kaum noch arbeitet und sich keinen Stress macht. Letzte Woche war sie in einer Art Klosterretreat. Sie meint sie sei unglaublich glücklich, aber mental erschöpft und würde es deshalb gerade nicht schaffen mehr zu arbeiten. Ich habe den Eindruck, dass sie eigentlich in einem Burnout ist und es sich nicht eingestehen will, dass es ihr eigentlich nicht gut geht. Eigentlich müsste sie eine Therapie machen, stattdessen versucht sie es mit Achtsamkeit etc. Ich denke nicht, dass ihr das langfristig helfen wird, sondern nur im Moment. Aber darüber habe ich mit ihr nicht gesprochen. Ich habe nicht den Eindruck, dass meine Meinung erwünscht ist. Ich empfinde sie gerade als sehr egoistisch und denke etwas weniger Selbstzentrierung könnte ihr gut tun. Sie hatte selbst auch ausdrücklich gesagt, dass sie gerade keine Energie hat, irgendetwas für andere zu tun. Ich stehe nach einem Umzug, muss schauen, dass ich finanziell zurecht komme und meine Gesundheit spielt wegen meiner chronischen Erkrankung gerade etwas verrückt. Ich halte mich ihr gegenüber mit diesen Dingen zurück, weil ich Angst habe, ihr sei das alles zu viel.
Vor zwei Wochen waren wir dann bei einem Konzert. Mir war tatsächlich nicht so wohl bei dem Gedanken. Letztendlich war es aber ein schöner Abend und ein sehr schönes Konzert. Ich hielt mich mit meinen Erzählungen über mich etwas zurück. Sie erzählte, dass sie nun in einer Partnerschaft sei. Ihr Partner ist ihr ehemaliger Physiotherapeut (das Date von dem ich anfangs erzählte). Er sei für sein Alter sehr erwachsen, sie könne in der Hinsicht noch einiges von ihm lernen (ihre Worte). Sie selbst sei anfangs so im Hoch gewesen, dass sie weder essen noch schlafen konnte. Das hätte sich mittlerweile wieder etwas beruhigt. Es klang von den Schilderungen alles sehr nach rosaroter Brille. Ihr Freund würde sie z.B.immer wieder fragen, was sie nur mit ihm anstelle. Sie würden nun beide merken, was ihnen in der letzten Beziehung gefehlt hätte. Es sei ganz anders als mit ihrem letzten Partner. Bei den Erzählungen wurde ich an einen meiner Exfreunde erinnert und ich erkannte einige Red Flags. Dieser hatte auch anfangs große Worte gefunden um mich dann zu blockieren. Es klingt alles sehr unecht und zu gut um wahr zu sein. Irgendwie nicht authentisch. Aber vielleicht ist das so in der Anfangszeit. Ich hatte mich gefreut, meine Gedanken aber für mich behalten.
Nun hat sie sich seit zwei Wochen nicht mehr gemeldet. Sie distanziert sich. Ich empfinde die Gespräche ansonsten als einseitig und nicht mehr bereichernd. Wie würdet ihr mit der Situation umgehen?