Die Nachfrage nach Pistazien steigt immer weiter. Das Angebot kann damit längst nicht mehr mithalten. Ein Großhändler berichtet, dass er seine Ware rationieren muss. Entsprechend entwickeln sich die Preise. Die Situation könnte sich weiter zuspitzen!
Mit einer hellgrünen Schachtel und goldener Schrift hat sich Lindt in den Hype eingeschaltet: Seit Ende März bietet das Schweizer Schokoladenunternehmen auch Dubai-Schokolade an. Der Tiktok-Trend ist endgültig in der Industrie angekommen. Doch billig ist es nicht, wenn man dazugehören will: 9,99 Euro kostet eine Tafel "Lindt Dubai Style Chocolade".
Pistazien waren schon lange ein beliebtes Produkt an deutschen Eisdielen oder in den Theken der Konditoreien. Doch seit auf Tiktok die Dubai-Schokolade viral ging, zog die Nachfrage nach der Steinfrucht enorm an. Influencer filmten sich dabei, wie sie die Tafeln auspackten und die Schokolade knackend zerbrachen. An den Supermärkten bildeten sich lange Schlangen, um an eine Tafel Dubai-Schokolade zu kommen.
Dieser Trend zeigt sich auch in den Zahlen. Allein Deutschland importierte im vergangenen Jahr mehr als 63.400 Tonnen Pistazien - 2023 waren es noch rund 44.800 Tonnen. Das ist ein Anstieg um mehr als 40 Prozent.
Schwache Pistazien-Ernte
Zwar ist die Spitze des Hypes um die Dubai-Schokolade schon vorbei - doch Pistazie sei immer noch gefragt, sagt Pascal Walch vom Lebensmittelgroßhändler Walch Food GmbH. "Die Geschmacksrichtung Pistazie bleibt, das hat sich durch die Dubai-Schokolade stark verbreitet", sagt er. "Unsere Pistazienprodukte sind oft sofort ausverkauft." Bisher komme er mit den gestiegenen Preisen klar, weil er bestehende Lieferverträge habe. Aber, sagt Walch, teilweise müsse er seine Ware rationieren, und die Anzahl der Pistazienprodukte für einzelne Kunden reduzieren.
Denn es gibt ein Problem am Pistazienmarkt: Die Ware ist knapp. Pistazienernten, vor allem in den USA, fielen zuletzt schwach aus: Die Zahl der geernteten Kerne könnte fast ein Viertel niedriger sein als noch im Jahr zuvor, berichtet "t-online" unter Berufung auf Daten der Plattform Mundus Agri. Da hilft es auch nicht, dass die Qualität der aktuellen Ernte laut "Financial Times" sehr hoch ist.
Hohe Nachfrage, wenig Angebot: eine Kombination, die die Preise treibt. Etwa 30 % mehr müsse man für Pistazienkerne am Markt zahlen,
sagt Benno Hübel, Geschäftsführer der Berliner Schokoladenmanufaktur Sawade. "Pistazien sind im Vergleich zu anderen Kernen schon immer ein sehr teurer Artikel." In den Hype um die Dubai-Schokolade ist Hübel nicht mit eingestiegen, doch einige Pistazienprodukte seien auch bei ihm etwas besser gelaufen. Die höheren Einkaufspreise musste er aber auf die Verbraucher umschlagen. "Wir sind ein kleiner Hersteller, da geht das gar nicht anders", sagt Hübel. Mehr hätten ihn allerdings die noch stärker gestiegenen Kakaopreise getroffen.
US-Farmer steigen von Mandeln auf Pistazien um
Wo steuert der Pistazien-Markt also hin? Lebensmittelgroßhändler Walch hofft darauf, dass es sich derzeit nur um einen vorübergehenden Engpass handelt und mit dem abgeflachten Dubai-Hype auch die Preise sinken. Hübner dagegen rechnet nicht damit, bald weniger für seine Pistazien zahlen zu müssen: "Ich sehe nicht, dass Anbaukapazitäten wesentlich ausgebaut werden", sagt er. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Preise bald zurückgehen."
Was denkt ihr darüber?