Wird das Wort man auch bald gegendert?

12 Antworten

Und auch für dioch noch einmal...

Ein Leserbrief in der F.A.Z., der vieles auf den Punkt bringt:

"In der deutschen Sprache gibt es ein natürliches Geschlecht (Sexus) und ein grammatisches Geschlecht (Genus). Beides wird von feministischen Linguistinnen gerne verwechselt, um nicht zu sagen: wild durcheinandergeworfen. Dabei können auch sprachwissenschaftliche Laien, wenn ihr Blick nicht ideologisch getrübt ist, den Unterschied leicht erkennen.

Erstens nämlich gibt es drei Genusformen (maskulin, feminin, neutrum), aber nur zwei biologische Geschlechter (männlich und weiblich). Zweitens wird das Genus auch für Objekte ohne jede erkennbare Parallele zum natürlichen Geschlecht verwendet: der Herd, die Straße oder das Buch. Auch dass der Busen maskulin, die Eichel feminin und das Glied neutrum sind, beruht ganz offensichtlich nicht auf irgendwelchen biologischen Hintergründen.

Ähnlich verhält es sich z. B. mit der Leser oder der Kunde. Während der Genus übergeschlechtlich verwendet wird (der Gast, der Mensch, die Person, die Waise, das Kind, das Individuum), stellt der Sexus eine weitere Aufsplitterung in männlich und weiblich dar.

Wir haben es hier mit etwas zu tun, was man in der Sprachwissenschaft "Homonym" nennt. Homonyme sind gleichlautende Wörter, die aber unterschiedliche Dinge meinen. Ein "Flügel" kann beispielsweise der Teil eines Vogels sein, der Teil einer Fußballmannschaft oder ein Klavier. Manchmal sind diese Homonyme nicht so leicht auseinanderzuhalten, und da kommt es dann zu Missverständnissen wie in der feministischen Sprachwissenschaft. "Kunden" kann nämlich ebenfalls zweierlei bedeuten: "Menschen, die einkaufen" ebenso wie "Männer, die einkaufen". Indem Sprachkritiker*innen behaupten, mit "Kunden" seien nur Männer gemeint, erzeugen sie den Eindruck, Frauen würden sprachlich unterdrückt. Sie richten sich nicht danach, was Menschen meinen, wenn sie etwas sagen, sondern danach, was sie ihnen unterstellen, was sie meinen: "Sie reden ja nur von den Männern! Uns Frauen lassen Sie mal wieder unter den Tisch fallen!"

Aber das ist ebenso nervtötend wie falsch.

Auch sorgt der Artikel im Singular mit dem grammatischen Geschlecht für den Unterschied zwischen der (frohen) Kunde und dem Kunden sowie der Leiter und dem Leiter...

Aus eben den soeben erklärten Gründen sind 99 Lehrerinnen und ein Lehrer zusammen hundert Lehrer: Es wird nämlich der grammatikalische Oberbegriff verwendet, sobald eine auch nur irgendwie gemischte Gruppe besteht. Ohne einen solchen Oberbegriff, der für beide Geschlechter gilt, würden sich bestimmte Sachverhalte auch überhaupt nicht formulieren lassen (etwa "Jeder dritte Unternehmer in Österreich ist eine Frau." oder "Wir kennen nicht mal das Geschlecht des Verdächtigen.") Ein "Tag" mit seinen 24 Stunden besteht aus Tag und Nacht, genauso wie "der Kunde" männlich oder weiblich sein kann - unabhängig von seinem grammatischen Geschlecht. Ähnlich verhält es sich mit "die Katze": Die weibliche Form steht als Oberbegriff sowohl für das weibliche Tier als auch für das männliche, das wir, wenn wir es genauer spezifizieren möchten, als "der Kater" bezeichnen (so wie "der Kunde", wenn weiblich, zu "die Kundin" wird). Zu behaupten mit "der Kunde" seien nur Männer gemeint, allein weil "der" davorsteht, ist grammatisch ungefähr so durchdacht wie es die Argumentation ist, mit "die Kunden" seien offenbar nur Frauen gemeint, weil "die" davorsteht. In Wahrheit drückt natürlich keiner der beiden Artikel den Sexus aus: "die" bezieht sich auf die Pluralform, "der" auf den Genus. Erst durch die konsequente Doppelbenennung in der feministischen Sprache "die Kunden und Kundinnen" wird der Sexismus in die Sprache eingeführt, wo er vorher durch den geschlechtsunabhängigen Oberbegriff nicht vorhanden war.

Im Übrigen bin ich öfter mal "die Vertretung" für einen Kollegen. Ist kein Problem für mich.

Aber ich kenne auch den Unterschied zwischen Genus und Sexus. Und ehrlich gesagt, möchte ich nicht so gerne ein Vertreter, ein Klinkenputzer sein... Aber ein Mann, der allen Frauen mit Respekt auf Augenhöhe gerne begegnet und hofft, dass alsbald keine Lohn-/Gehaltsdifferenz zwischen den Geschlechtern mehr besteht. Denn nur damit unterstützen wir die Emanzipation – nicht aber mit umständlichem Gender-Sprich-und-Schreib-Stil.“

Aladin86 
Fragesteller
 29.07.2022, 22:22

Bitte melde dich bei den zuständigen Personen, welche für dieses Gender Wirrwarr zuständig sind, damit sie dich einstellen und du sie beraten kannst! Du hast echt Ahnung 👍

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cas65  29.07.2022, 22:23
@Aladin86

Möchte sein als Autor.

Trotzdem ist dies - wie es da steht - in diesem Fall ein Leserbrief aus der FAZ. Somit gebührt der Blumenstrauß nicht mir...

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Adomox  30.07.2022, 06:46
@Aladin86

Als Linguist, der zum Thema forscht, muss ich deiner Einschätzung da leider widersprechen, sorry.

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latricolore, UserMod Light  30.07.2022, 00:17

Sie richten sich nicht danach, was Menschen meinen, wenn sie etwas sagen, sondern danach, was sie ihnen unterstellen, was sie meinen: "Sie reden ja nur von den Männern! Uns Frauen lassen Sie mal wieder unter den Tisch fallen!"

Aber das ist ebenso nervtötend wie falsch.

👍👍👍

Danke dafür!!! 😊

PS: Hast du evtl. den Link zu dem Artikel noch?

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Da "man" nicht das Geringste mit "Mann" zu tun hat, wird das niemanden stören.

Ich mag diese Verallgemeinerungen nicht. Erstens.
Und zweitens sollte man sich bewusst sein, dass es nicht nur eine Gruppe von Feministinnen gibt.

Ansonsten ist man ein anderes Wort für alle - willst du ja jetzt allin draus machen? 😁

Das war bereits in den Achzigern ein Thema, und die Ersatzform frau wird seit dieser Zeit von allen verwendet, die darauf Lust haben. Neuerdings wird bizarrerweise auch gerne mensch verwendet.

Über ein paar Problematiken in diesem Zusammenhang habe ich schon mal hier, hier und hier geschrieben.

Kurzzusammenfassung: Das Substantiv Mann hatte in alten Zeiten (und sehr be­schränkt auch noch heute, z.B. Mannschaft) die Doppelbedeutung von ‘Mann’ und ‘Mensch’. Es steckt etymologisch nicht nur im Indefinitpronomen man, sondern auch in anderen Pronomina (jemand, niemand) und bizarrerweise auch in Mensch (← män­nisch, also ein substantiviertes Adjektiv, wie man immer noch an der schwachen De­kli­nation sehen kann). Deshalb ist die Sprach„korrektur“ sowieso zum Scheitern ver­urteilt — man würde ja für eine Menge häufiger Wörter künstlichen Ersatz brauchen.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

Naja .... man ist nicht Mann.

Ich schreibe manchmal: man / frau

Je nach Laune.