Zu früh zusammengezogen?
Guten Tag,
Meine Freundin und ich sind seit einem Monat fest zusammen, 3 Monate daten wir und kennen tun wir uns schon seit einigen Jahren.
Als wir angefangen haben uns zu daten saß meine Freundin noch in der offenen Psychiatrie durch Depressionen und Borderline. Sie hatte Angst, danach wieder nach Hause zu müssen, denn dieser Ort ist für sie der größte Auslöser ihrer Depressionen, sie kann sich dort nicht aufhalten. Wir haben uns schwer Gedanken gemacht und unsere Notlösung war, dass sie eventuell zu mir zieht nach der Psychiatrie. Wir haben viel getestet, wie wir im Alltag zusammen miteinander klarkommen denn uns war natürlich klar, dass so eine Entscheidung an diesem Punkt in der Beziehung selten eine Gute ist.
Wir haben es dann trotzdem gemacht und soweit klappt auch alles super, wir geben uns gegenseitig aktiv Freiraum und gehen auch auf die Bedürfnisse des anderen ein. Ich kann mit ihrer Krankheit sehr gut umgehen. Einige Probleme gibt es jedoch auch. Wir streiten uns plötzlich über unnötige Kleinigkeiten und müssen dadurch ständig die negative Energie zwischen uns klären. Sie war immer alleine und ich hab das Gefühl, dass das alles zu viel für sie ist. Ich versuche ihr möglichst viel Freiraum zu geben, aber wir beide arbeiten momentan wenig und warten beide auf unser neues Studium, deswegen sind wir halt doch recht oft beide zuhause. Und wir kennen uns eben nicht in allen Situationen und müssen viele Dinge dann oft auf schmerzhafte Weise ausprobieren und müssen dann schauen, wie wir damit umgehen. Es passt charakterlich zwischen uns super und es sind auch alles Kleinigkeiten, aber der Satz „ich dachte, dass wir uns besser verstehen wenn wir zusammenwohnen“ hat mir schon zu denken gegeben.
Ihr Therapeut war auch nicht begeistert von der Situation und er betreut sie ihr halbes Leben schon.
Gehen wir nun davon aus, dass sie wieder auszieht und sich eine eigene Wohnung sucht. Wenn ich daran denke, fühlt es sich an, als hätten wir völlig versagt. Aber ist das so? Oder könnte das ein kluger Zug sein um langfristig ihre Gesundheit und unsere Beziehung aufrechtzuerhalten?
LG
4 Antworten
Für ihr Psyche wird es langfristig gesehen VIEL BESSER sein, wenn sie auch mal alleine wohnt und lernt selbstständig zu werden und auch mal MIT SICH SELBST zurecht zu kommen. Das hat jetzt weniger mit euch, eurer Beziehung oder eurer Wohnsituation zu tun sondern nur mit dem, was sie tatsächlich dringend lernen sollte.
Ihr habt nicht versagt. Sie ist erkrankt, da hat man völlig andere Bedürfnisse und Einschränkungen als andere Menschen. Sie muss erstmal generell mit ihrem Alltag klarkommen, bevor man da etwas drauf aufbauen kann.
Das ist High Maintenance, sehr ambitioniert, zusammenzuziehen, dann noch so früh, das schreit nach Qual, Schmerz und Frustration.
Diese Streitereien sind an für sich völlig normal und nennen sich "Leben". Der Alltag holt euch langsam ein und ihr rauft euch jetzt zusammen. Dazu gehört, dass man über eine geöffnete Zahnpastatube, zwei Haare im Becken oder sonstigen Kleinkram, streitet. Dass diese komische "Psychologin" das aber nicht erkennt, ist mir schleierhaft.