Woher weiß ich welchen Kampfsport ich lernen sollte?

11 Antworten

Vorab: Meine Erfahrung resultiert aus vielen Jahren des Wettkampfsports in der am wenigsten reglementierten Kampfsportart der Welt, auf nationaler und internationaler Ebene. Außerdem habe ich mich zwei mal selbst verteidigen müssen, einmal davon gegen einen Messerstecher. Beide Attacken endeten jeweils mit Knochenbrüchen für den Angreifer. Ich habe außerdem mit Kampfsportlern untetschiedlicher Stile aus aller Welt trainiert.

Einige Grundprinzipien die ich in der Zeit gelernt und herausgearbeitet habe sind folgende:

Es gibt nur 4 effektive Arten von Kampfaktionen. Diese sind

1. "Striking" (Schläge, Tritte, Stöße mit Ellbogen Knie Kopf etc)

2. "Wrestling" (den Gegner zu Boden ringen oder werfen),

3."Grappling" (Hebel und Würgegriffe)

4. "Beißen"

Folgende Faustregeln lassen sich durch Beobachtung und Erfahrung aufstellen.

Wrestling und Grappling schlagen Striking meistens und ein Allkämpfer der in allem davon versiert ist, schlägt die anderen haushoch. Das heißt in einem Kampf zwischen Kickboxer und Judoka würde ich auf den Judoka setzen während ich immer auf einen MMA Fighter setzen würde wenn er gegen Judoka oder Kickboxer antreten würde.

Beißen kann in seltenen Fällen in der Selbstverteidigung nützlich sein ist aber mehr als unzuverlässig.

Kampfsport schlägt SV- System. Ironischer Weise nützt eine gute Kampfsportausbildung in der Selbstverteidigung mehr als das erlernen von SV-Systemen. Dies liegt daran dass Techniken im Wettkampfsport kontinuierlichen Pressure Tests ausgesetzt sind und dementsprechend sehr Realitätsnah trainiert werden. Hierbei ist zu beachten das einige Wettkampfsysteme durch ihr strenges Regelwerk an Effektivität einbüßen.

Die Unterteilung in Kampfkunst und Kampfsport ist willkürlich und wichtigtuerisch. Sie hat keinen Mehrwert für eine Art von Kategorisierung.

wenn du also nach dem richtigen Kampfsport zur Selbstverteidigung suchst achte

1. Auf Wettkampfsysteme

2. Realitätsnähe (vollkontakt)

3. Vielseitigkeit (weder Striking noch Grappling/Wrestling sollten außer Acht gelassen werden), man kann alternativ auch zwei Stile trainieren und kombinieren wie z.B. Boxen und Judo

Letztendlich kommt es nicht drauf an wie sich die Kampfsportart jetzt nennt, sondern wie sie Striking, Grappling und Wrestling umsetzt. Kampfsportarten in denen sich sehr wenige Scharlatane tummeln und mit denen du wenig vetkehrt machen kannst sind:

Boxen, Kickboxen, Muay Thai, KYOKUSHIN Karate, Ringen, Judo, Shoot Boxen, brazilian Jiu Jitsu, Sambo, Sanda und MMA.

Besonders vorsichtig sollte man hingegen bei allen sein die sich "Realitätsnähe" auf die Fahne schreiben. Meistens ist das Gegenteil der Fall.

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Combat Sambo gemacht. Wichtig ist natürlich was in deiner Gegend angeboten wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Überlebender einer Messerattacke (ohne geschnitten zu werden
Jein827 
Fragesteller
 21.11.2022, 16:34

Geil, ich hab schon andere Fragen zu dem Thema gelesen und du hast den Copy Paste gemacht :DD, danke dir

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RagingDemon  21.11.2022, 16:57
@Jein827

Ja, sorry. Nachdem ich die Frage das dritte mal beantwortet hatte dachte ich mir

"jetzt schreibst du einfach mal ne Standard Antwort und fügst sie immer wieder ein"

Die Frage kommt fast täglich😅

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Es mag dich überraschen, dass es nicht "die beste" Kampfsportart zum Zweck der Selbstverteidigung gibt. Gerät beispielsweise ein unbedarfter Angreifer an einen lange trainierten Judomeister oder Ringer, so wird er sich vielleicht noch fragen, welcher Orkan ihn da gerade aus seinen Schuhen gehoben und ins Gras gedonnert hat, bevor er dann im Würgegriff sanft ins Reich der Träume segelt. Die Eignung der erlernten Kampftechnik zur Selbstvereidigung ist in hohem Grad vom Trainingsstand und vor allen Dingen und mit Abstand von der mentalen Stärke und Stabilität des Aktiven abhängig. Letzteres ist tatsächlich der entscheidende Punkt, denn ein mental starker Verteidiger braucht statt ausgefeilter Kampftechniken mitunter nur eine Dose Rotkohl in einem Einkaufsbeutel, um sich effektiv wehren zu können.

Jetzt bin ich persönlich seit über 25 Jahren im Shotokan-Karate zu Hause (ich habe damit übrigens erst im Alter von 28 Jahren begonnen!), zuletzt auch ein paar Jährchen als Übungsleiter.

Aus der langen Trainingszeit weiß ich, dass es nun einmal Grundschultechniken gibt - aber auch vielfältige wirksame Anwendungsformen im Freikampf - und darüber hinaus Techniken zum alleinigen Zwecke der Selbstverteidigung, letztere sind dann solche Techniken, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit im Freikampf wiederum nicht erlaubt sind (z.B. Ellbogentechniken oder Fingerstiche), die aber dennoch im Kampftraining eingeübt werden. Der Vorteil des Karate beispielsweise ist, dass der Kampf im Zweifelsfall schnell beendet werden kann, also im Regelfall noch bevor man anfängt sich gegenseitig am Kittel zu reißen und auf dem Boden zu wälzen. Alleine die Blocktechniken sind bei richtiger Anwendung dermaßen schmerzhaft für den Angreifer, dass der dadurch bereits die Lust verlieren kann, es weiter zu versuchen.

Doch das alles braucht natürlich seine Zeit, um sich zu automatisieren und zu "setzen". Begegne daher Versprechungen wie "unbesiegbar in 24 Stunden" gerne immer mit einer gesunden Skepsis.

Such dir einen Verein oder eine Schule in Wohnortnähe (damit die Distanz dich nicht langfristig vom Training abhält) und melde dich zu Probetrainings an, sei es nun Kempo, Karate oder Judo, deine Entscheidung. Dann achte auf dein Bauchgefühl und lasse die Trainingseinheit nach Ende mental auf dich wirken. Hast du nach ein bis zwei überschlafenen Nächten ein gutes Gefühl bei deiner Auswahl, dann melde dich dort an, wo du dich gut aufgehoben fühlst.

Ich persönlich kann dir das Karate nur wärmstens empfehlen, auch wenn ich evtl. ein bisschen parteiisch bin. Außerdem lernst du dabei einerseits, dich erst gar nicht in Situationen zu begeben, in denen man sich prügeln muss und andererseits (fast noch wichtiger), seine Umgebung immer mit wachen Augen - aber nicht unbedingt mit Absicht - im Blick zu halten.

Denn der wichtigste Aspekt im Rahmen der Selbstverteidigung ist - tusch - deine Aufmerksamkeit! Heißt konkret: Handy in die Tasche, Augen geradeaus und keine laute Musik auf den Lauschern. Viele Gefahrenmomente sind damit direkt ausgeschaltet, denn: Ein vermiedener Kampf ist auch immer ein gewonnener Kampf! In meinem bisherigen Leben musste ich meine Kenntnisse erst ein einziges Mal (und in bin jetzt 58 Jährchen alt) in entschärfter Form anwenden.

Good Luck

Woher ich das weiß:Hobby – 1. Dan Shotokan-Karate, ehem. Übungleiter

Ich finde Vielseitigkeit besser als etwas wo man nur schlägt oder tritt. Manche Sportarten sind eher auf Wettkampf ausgelegt als auf Selbstverteidigung im Ernstfall. Da werden Verteidigungsmöglichkeiten auf verschiedene Angriffe geübt. Verteidigung gegen Würgen von hinten oder Bodenkampf sollte man auch können und nicht nur wenn der Gegner vor einem steht. Darum finde ich z.B. Judo oder Boxen nicht ganz so gut. In der Praxis wäre es auch besser den Gegner zu sichern als ihn gleich krankenhausreif zu schlagen. Im Notfall wenn es nicht anders geht darf man auch härter durchgreifen. Was man bei den einzelnen Sportarten genau alles macht, weiß ich nicht. Du kannst ja auch in verschiedene Probetrainings gehen.

Ich selber mache Ju-Jutsu und habe früher auch kurz Judo gemacht. Zu den anderen Sportarten habe ich keine persönliche Erfahrung.

Du solltest auch bedenken, dass Messer oder andere gefährliche Gegenstände im Spiel sein könnten. Da hilft dir Können in fairen Wettkämpfen weniger. In dem Fall ist es auch besser zu flüchten, wenn möglich, als sich als der Held aufzuspielen.

Deine Grösse kannst du ausspielen, durch deine längere Greifweite.

Kleinere Gegner sind gezwungen bei dir im Infight zu gehen.

Versuch es doch mit Judo oder Jujutsu.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung