Wieso will man sein Geschlecht ändern/"anpassen"?

16 Antworten

Man liest immer wieder von "Geschlechtsidentität" oder "Gender". Was soll das sein? Was hat das Geschlecht denn mit dem Charakter oder Verhalten einer Person zu tun? Es ist doch vollkommen egal. Das ist etwas rein Körperliches und hat doch irgendwie nichts mit dem Verhalten bzw. mit Psychischem zu tun.

Eigentlich wäre es logisch, wenn es so wäre, aber das ist es nicht. Geschlecht ist für den Menschen enorm viel mehr als nur die Biologie. Unser Geschlecht ist für die meisten von uns ein wichtiger Bestandteil des Selbstbildes. Es spielt dabei eine Rolle, wie wir auf unsere Mitmenschen wirken wollen, besonders auf potentielle Partner und dabei, wer wir selbst anstreben zu sein und so weiter. Das ist unsere Geschlechtsidentität.

Wenn es so wie du sagst wäre, dass es beim Geschlecht nur um Penis oder Vagina ginge, dann sähe unsere Kultur ganz anders aus. Es gäbe nur ein Pronom für alle. Bei fremden Kindern würde man nie wissen, ob das gerade ein Junge oder ein Mädchen ist. (Man muss nur mal einen Jungen in Mädchenkleidung stecken und zack, niemand würde mehr auf die Idee kommen, dass das Kind ein Junge sei!) Vielleicht gäbe es auch keine sexuellen Orientierungen mehr oder sie wären sehr viel weniger wichtig. Man würde auch bei vielen Erwachsenen oft nicht ganz sicher sein, ob man mit einem Mann oder einer Frau spricht. Es gäbe keine "Männerfreundschaften" usw, allgemein würden sich Männer und Frauen ja im Durchschnitt gleich verhalten, so wie Rothaarige und Blonde Menschen. Geschlecht wäre nur noch ein körperliches Merkmal.

So ist es aber nicht!

Eine Frau muss nicht Kochen und sich um den Haushalt kümmern; sie kann auch Handwerkerin oder Fußballerin werden.

Richtig. Das sind Geschlechterklischees, die niemanden transsexuell machen.

Woher weiß ein Transsexueller also, dass er trans ist? Er spürt es einfach ganz deutlich. Und er merkt es daran, dass er im falschen Geschlecht nicht glücklich und gesund leben kann, weil es sich eben so falsch anfühlt.

Es gibt nunmal Menschen, die zwischen Deinen Vorstellungen liegen.

Du kannst es gar ncht ändern.

Wenn Du einem bestimmten Geschlecht zugeordnet bist kannst Du das auch mit Operation meistens nicht ändern. Du wirst unglücköich in Deiem Leben, wenn Dir das nicht klar ist.

Von Experte CarinaSchoppe bestätigt

Die Frage nach dem wieso lässt sich nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand nicht beantworten, da keine verlässlichen Informationen darüber vorliegen. Es existieren lediglich einige Erklärungsansätze, die bspw. pränatale oder neurologische Faktoren in den Fokus nehmen. Wir können derzeit lediglich festhalten, dass bestimme Menschen eine Inkongruenz zwischen ihrem Zuweisungsgeschlecht und ihrer geschlechtlichen Identität verspüren. Das bezieht sich erst mal nicht auf die geschlechtsbezogenen Erwartungen und Rollen - es handelt sich dabei also nicht um Menschen, die sich als trans* erleben, nur weil sie bestimmte Rollen nicht erfüllen können oder möchten. 

Für viele trans* Personen geht diese Inkongruenz mit der sogenannten Geschlechtsdysphorie einher, welche oft als Kombination aus Angst, Depression und Reizbarkeit beschrieben wird. Sie kann so stark sein, dass manche Menschen teilweise oder starke Beeinträchtigungen in ihrem alltäglichen Leben oder spezifischen Situationen erfahren. Für viele trans* Personen ist dies schließlich der Grund, weshalb sie sich um diverse Möglichkeiten einer Geschlechtsangleichung bemühen.

Es handelt sich also nicht um bloßes „och, ich wär aber lieber…“, sondern um teils starke Einschränkungen des alltäglichen Lebens, die für viele Personen nicht anders zu bearbeiten sind

Hallo ich bin Chrissie (z.Z. krank) ich antworte heute mal für meine Frau weil sie noch am arbeiten (Home-Office) ist.

Sternchen wurde als Junge geboren und durch einen Chromosomenfehler entwickelte sich ihr Körber voll und ganz weiblich außer eben die Geschlechtsteile. Kurz bevor sie die GA OP machen wollte wurde sie krank (Dialyse, Nieren TP). Auf anraten der Ärzte sollte sie keine OP machen wegen eventuellen auftretenden Schwierigkeiten.

Trotzdem ist Chrissie eine wunderschöne Frau der niemand ansieht das irgend etwas nicht passt und das alles ohne irgendwelche Schönheits Korrekturen vor zu nehmen.

Allerdings hatte sie es in ihrer Teenagerzeit auch nicht leicht gehabt. Mobbing, Beleidigungen und Belästigungen haben ihr viele Tränen gekostet.

Ich schreibe das, damit ihr solche Menschen vielleicht auch mal verstehen solltet und akzeptieren.

Liebe Grüße von Chrissie und Sternchen.

KarlKlammer  20.07.2022, 15:50

Immer wieder interessant, wenn cis Personen für trans Menschen schreiben und mit "als Junge geboren" um die Ecke kommen.

Wenn du dann schreibst "ist eine wunderschöne Frau" und, dass sie es in "sie es in ihrer Teenagerzeit auch nicht leicht gehabt" hat; wann hat sich das mit dem Junge-Sein denn verändert? Oder was das nur eine Fremdzuweisung von anderen?

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sternchen371  20.07.2022, 21:17
@KarlKlammer

Hallo ich bin Sternchen.

Es begann mit der Pubertät, ich war 11 Jahre alt als bei mir wie bei jedem anderen Mädchen die Brüste zu wachsen anfingen. Bekam auch keinen Stimmbruch oder Bartwuchs. Im nachhinein wusste man dann auch warum der kleine Junge lieber mit puppen gespielt hat oder lieber mit Mädchen zusammen war. Es war bei mir keine neue Mode, wie manche sagen. Es war einfach ein Fehler der Natur.

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emyness  20.07.2022, 23:55
und durch einen Chromosomenfehler

Aber wäre das dann nicht Inter und nicht trans?

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Das ganze mit der Geschlechtsidentität ist sehr komplex und die Forschung ist in diesem Bereich leider noch nicht so weit. Aber man geht davon aus, dass in der Schwangerschaft in der Zeit in der der Körper gebildet wird entweder mehr Testosteron oder mehr Östrogen und in der Phase danach, in der das Gehirn gebildet wird, dann mehr Östrogen oder eben mehr Testosteron ausgeschüttet wird. Das heisst dann, dass dann ein Junge mit weiblicher Prägung oder ein Mädchen mit männlicher Prägung entsteht. Da das Gehirn durch den Einfluss der Hormone nun "nicht zum Körper passt" entsteht dadurch auch das Gefühl der Geschlechtsidentität, dass man sich eben als Frau respektive als Mann identifiziert und im falschen Körper geboren wurde. Daraus resultiert dann die Geschlechtsdysphorie. Das kann passieren muss aber nicht.

Also bei trans Personen stimmt die Geschlechtsidentität, anders als bei denen die cis sind (die "Norm"), nicht mit ihrem Körper überein. Und deshalb ist für Betroffene der Weg der Angleichung, neben Suizid, oftmals der einzige Weg um irgendwie glücklich zu sein und und zu werden und gemäss ihrer Geschlechtsidentität (weiter) zu leben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst Trans und bi und beschäftige mich damit.