Wieso können wir nicht eine Welt ohne Hunger erschaffen?

Ravezarin  20.04.2023, 07:27

Welcher Staat?

Baris030 
Fragesteller
 20.04.2023, 07:28

Das reiche Europa dazu DE und USA

13 Antworten

Noch nie in der Menschheitsgeschichte haben so wenige Menschen gehungert wie bis vor kurzem.

Die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte haben fast alle Menschen gehungert. Die Moorleiche von Windeby war ein 15 bis 17-jähriger Junge der in seinem Leben 11 Hungerwinter erlebt hat (das kann man an den Knochen ablesen). Er lebte in der Eisenzeit.

Die meiste Zeit unserer Geschichte haben wir gehungert und heute ist in vielen Ländern Fettleibigkeit ein ernstes Problem. Unsere Vorfahren hätten gar nicht erkannt wo das Problem liegt: "Ihr habt zu viel zu essen? Das ist ein Problem?" Denk an die Geschichte vom Schlaraffenland: Das ist Foodporn für Leute deren größter Traum es war einmal so richtig komplett satt zu sein und sich ums Essen keine Sorgen mehr machen zu müssen.

Durch verbesserte Anbaumethoden, neue Technologien, politische Stabilität und globalisierten Welthandel war es möglich die Anzahl der Hungernden stark zu verringern.

Leider steigt die Anzahl der hungernden Menschen wieder etwas. Die Gründe sind vielfältig und viele Menschen wollen entgegensteuern.

Das ändert nichts an dem langjährigen Trend, dass die Anzahl der Hungernden sinkt. Das liegt an besserer Verteilung, mehr politischer Stabilität und besseren Technologien, vor allem Genmanipulation.

Jeder Zehnte Mensch ist heute unterernährt. Noch vor 500 Jahren war nach moderner Definition jeder zehnte Mensch nicht unterernährt. Als ich ein Kind war, war es noch jeder fünfte Mensch. 1950 war es die Hälfte.

Bild zum Beitrag

Bild: Anteil der Weltbevölkerung die an Hungersnöten starben 1870: 12%, heute knapp über 0%

Es könnte schneller gehen doch es ist naiv anzunehmen, dass plötzlich niemand mehr hungert. Das ist eine langjährige Entwicklung die man in Generationen rechnet, nicht in Jahren.

Und die gute Nachricht ist: Auf Jahrzehnte gerechnet zeigt der Trend eindeutig nach unten in Richtung weniger Hungernde.

Bild zum Beitrag

Bild: Anteil und Zahl unterernährter Menschen Weltweit 2000 bis 2016

Warum können wir keine Welt ohne Hunger schaffen?

Wir sind auf dem Weg dahin. Es ist ein steiniger Weg und wir werden ihn noch lange gehen müssen. Doch wenn du verzweifelst über den Weg der vor uns liegt, dann dreh dich um und erkenne, dass der Weg hinter uns weitaus schwieriger gewesen ist.

 - (Psychologie, Politik, Leben)  - (Psychologie, Politik, Leben)

Hunger ist eine Folge politischer Verhältnisse. Nahrung ist genug da, da hast Du Recht. Solange es aber in bestimmten Ländern Milizen und Bürgerkrieg gibt, solange Clans von Armut profitieren, solange Machthaber ihr Volk verraten, klappt die Verteilung einfach nicht.

Es ist auch nicht damit getan, dass wir aus Europa Essen nach Afrika oder anderen Teilen dieser Welt schaffen. Damit richtet man oft mehr Schäden an als Nutzen. Verteilst Du kostenloses Essen, machst Du die lokalen Produzenten kaputt. Deshalb unterstütze ich Organisationen wie "Brot für die Welt" und "Misereor". Die leisten Hilfe zur Selbsthilfe, bauen lokale Strukturen auf. Aber auch das scheitert immer wieder an Machtstrukturen, der Bereicherung irgendwelcher Banden oder sogar Staaten. In allen armen Ländern gibt es auch sehr reiche Menschen. Woher stammt deren Reichtum?

Baris030 
Fragesteller
 20.04.2023, 07:53

Ich meine in Form von Infrastruktur den Nutzen, um sich selber dort zu versorgen

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Oppulus  20.04.2023, 08:42
@Baris030

Die Menschen haben sich 99% ihrer Geschichte selbst versorgt und haben regelmäßig gehungert.

Selbstversorgung bei Nahrungsmitteln und Hunger waren nicht die Ausnahme sondern die Regel in der Menschheitsgeschichte.

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lesterb42  20.04.2023, 08:08
Solange es aber in bestimmten Ländern Milizen und Bürgerkrieg gibt, solange Clans von Armut profitieren, solange Machthaber ihr Volk verraten, klappt die Verteilung einfach nicht.

Sehr richtig.

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Wir haben in den Hungerländern nichts zu sagen. In fast allen Ländern hat es genug zu essen. Die dortigen Politiker und das dortige Wirtschaftssystem schaffen es nur nicht, das Essen zu verteilen. Meistens ist das Hauptproblem, dass es sich für die Bauern nicht lohnt, mehr anzubauen. Z. B., weil die Regierung so hohe Abgaben verlangt. Oder die Bauern, die arbeiten könnten, haben gar kein eigenes Land.

Wenn wir aus unseren Ländern Nahrungsmittel in die Hungerländer schicken, wird das Problem da noch grösser. Denn es wird ja niemand Getreide von einem einheimischen Bauern kaufen, wenn er es von uns gratis kriegt.

Genau dies ist vor einigen Jahrzehnten in Mexiko passiert. Die hatten einmal eine schlechte Ernte. Da haben die USA als gute Nachbarn von ihrer Überschussproduktion den mexikanischen Markt überflutet. Dabei sind alle mexikanischen Bauern pleite gegangen. Denn sie konnten das Wenige, das sie hatten, nicht teurer verkaufen, sondern gar nicht. In den folgenden Jahren gab es in Mexiko immer wieder Hungersnöte.

Lebensmittel verderben. Wie sollte man diese Lebensmittel dorthinbringen. Davon abgesehen, verdirbt viel Essen auch in Afrika. Das war zu jeder Zeit in der Menschheitsgeschichte auch so.

Wir sollten diesen Kontinent nicht auch noch mit Biomüll zumüllen.

Du hast vollkommen Recht. Es gibt mehr als Genug Nahrung für alle. Das Problem ist die Verteilung.

Hier in Deutschland funktioniert die Verteilung. Aber in anderen Ländern häufig nicht. Schon oft genug hat die EU Lebensmittel oder Geld für Lebensmittel geliefert. Jedoch ist durch Korruption bei der Bevölkerung nichts angekommen. Das ist ein Problem des Staates vor Ort. Wenn da Chaos ist, dann können wir hier nichts machen.

Ein weiterer Problem sind mächtige Lebensmittelkonzerne und die Lebensmittelindustrie. Die können mit ihrer Politik Hungersnöte verursachen.