Wieso denkt man beim Begriff ,,Islamischer Staat“ direkt an den IS von Bahgdadi und nicht zb vom Osmanischem Reich?

6 Antworten

Es ist einfach, sich das am Beispiel "Deutsches Reich" klarzumachen:

Zunächst gab es das Kaiserreich von 1871-1919, dann die Weimarer Republik 1919-1933, dann den NS-Staat von 1933-1945. Alle nannten sich "Deutsches Reich". Aus guten Gründen sprechen wir aber vom Kaiserreich, von der Weimarer Republik oder vom NS-Staat, oft auch noch vom "Dritten Reich", so wir die Selbstbezeichnung dieses Staates in Abgrenzung von der Republik war. Ironisch kann man auch vom "Tausendjährigen Reich" sprechen, weil der NS-Staat ja 1000 Jahre dauern wollte so ähnlich wie das mittelalterliche Kaiserreich.

Der offizielle Name war von 1871-1945 "Deutsches Reich". Deutsch war es die ganze Zeit, aber die drei Phasen unterschieden sich grundsätzlich.

Jetzt zum Namen "Islamischer Staat". Das Osmanische Reich wurde im Mittelalter gegründet und war kein moderner Staat. Im übergreifenden Sinne sprechen wir aber auch von vormodernen Staatsgebilden als von Staaten. In diesem Sinne gab es von Mohammed an unheimlich viele islamische Staaten. Und natürlich sind auch Türkei, Indonesien und Saudi-Arabien islamische Staaten. Aber es fällt natürlich aus gutem Grunde niemandem ein, diese Staaten mit dem angemaßten Namen einer Terrororganisation zu benennen.

Der IS (ISIS) ist noch frisch im Gedächtnis, und das auf besonders negative Weise.

Es gibt heute praktisch keine Menschen mehr die noch irgendwas mit dem osmanischen Reich zu tun hatten. Demnach ist das aktuellere Thema - der IS - wesentlich präsenter in den Erinnerungen.

Weil das nun mal ein Name ist und Namen einen stärkeren Bezug herstellen als sachliche Ähnlichkeiten.

Bei "Alternative für Deutschland" denkt ja auch kaum einer an eine Alternative für Deutschland, sondern man denkt an die Partei, die sich so nennt.

weil negative Erfahrungen die "positiven" überwiegen