Wieso bin ich mit dem Zeugnis unzufrieden?
Heyo, ich (M,13) habe heute mein Zeugnis bekommen, und bin irgendwie traurig, dass ich nicht nur 1 habe. Mein Zeugnisdurchschnitt ist 1,4 und es gefällt mir einfach nicht. Ich gehe auf ein Gymnasium, und jeder aus meiner Klasse übertreibt, dass ich übertreibe… aber ich bin ehrlich unzufrieden mit den Noten:
Mathe: 1
Deutsch: 2
Englisch: 2
Französisch: 2
Biologie: 2
Sport: 1
Musik: 1
Kunst: 1
Religion: 1
Geschichte: 1
Meine Fragen lauten:
Stimmt es dass ich übertreibe?
Wieso will ich in allen Fächern eine 1?
Auch wenn ich der Klassenbeste bin an einem Gymnasium was ein Erfolg ist, bin ich damit unzufrieden, wieso?
Dankiii 💞🥰 für jede einzelne Antwort…
20 Antworten
Naja, du hast einerseits deinen Anker, sprich den Vergleich mit anderen. Hier kannst du absolut zufrieden sein, wenn du Klassenbester bist. Für viele ist bereits das ein nahezu unerreichbares Ziel. Deshalb kommt es manchen auch komisch vor, dass du dieses Ziel auch noch toppen willst, indem du deine eigene "Bestmarke" knackst. Aber das ist gar nicht so unüblich. Im Spitzensport überbieten sich ständig irgendwelche Athleten selbst. Hätte Usain Bolt seine Karriere an den Nagel hängen sollen, nachdem er das erste Mal alle Weltrekorde im 100 und 200 m Lauf unterboten hatte? Du hast halt jetzt "die Konkurrenz" (wenn man das in einer Klassengemeinschaft so nennen will) hinter dir gelassen und suchst die nächste Herausforderung bei dir und den Möglichkeiten, die dir das Notensystem noch gibt.
Es ist vollkommen normal, dass man mit den Zielen, die man sich setzt, ein wenig nach den Sternen greift. Was sollst du auch sonst tun? Im nächsten Zeugnis einen 2er-Schnitt anpeilen? Für dich ist halt jetzt die 1,0 in halbwegs greifbarer Nähe. Und wenn's im nächsten (Halb)Jahr "nur" eine 1,2 wird, kannst du dich einerseits über eine Steigerung im Vergleich zur 1,4 freuen und trotzdem noch die 1,0 anpeilen.
Ich war selbst mit einem Abiturschnitt von 1,3 recht glücklich, hätte aber deinen Ehrgeiz definitiv gebrauchen können. Mein Schnitt war halt das Resultat eines relativ niedrigen Motivationsniveau ohne Hausaufgaben oder sonstigem schulischem Engagement. Dementsprechend wenig Arbeitsmoral habe ich dann ins Studium, bzw. den Job mitgebracht. Etwas mehr Gewohnheit an Fleißarbeit hätte mich sicherlich weitergebracht. Aber mir war halt schon der "Fame" als Klassenprimus zu viel des Guten...
Aber mir war halt schon der "Fame" als Klassenprimus zu viel des Guten...
Oh ja ich kenne es zugut! Diese ständigen unnötigen Bemerkungen von Mitschülern: ,,Genie", "Du hast doch eh überall die 1", "XYZ schafft das in fünf Minuten", "Das Thema ist doch zu einfach für dich", ,,Du blickst es doch eh direkt!"
Das schlimmste sind aber immer noch die Kommentare von Lehrern, zum Mäusemelken!
Danke, ich habe das, was man landläufig eine "Hochbegabung" nennt und musste mich für die Schule nie wirklich anstrengen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich war nie interessiert. Im Unterricht war ich stets dabei und habe auch aufgepasst. Das hat bei mir für den entsprechenden Schnitt gereicht. Aber sobald ich den Schulbus nachmittags verließ, war das abgehakt und ich ging meinen Freizeitinteressen nach. Egal, was die Schule von mir wollte. Allerdings führt so eine Einstellung, wie ich mit meiner jetztigen Erfahrung sagen kann, zu einer Mentalität, die sich beim Umgang mit Verpflichtungen an der Devise "Dienst nach Vorschrift" orientiert. Für "höhere" Aufgaben, bspw. im Management, ist das nicht unbedingt passend.
Kann ich nachvollziehen, ich hab da auch so eine Anekdote dazu. Ich war zumindest Klassenbester in Deutsch und das hab ich auch mal zu meinen Gunsten ausgenutzt: nach der fünften Klassenarbeit stand ich schriftlich auf 1,7 — eine 1 im Zeugnis war also rechnerisch nicht mehr möglich und ein Abrutschen auf eine 3 selbst mit einem Super-GAU äußerst unwahrscheinlich.
Ich hab mir also den letzten Deutsch-Aufsatz bei sommerlicher Hitze im Juni geschenkt, leeres Blatt mit Namen abgegeben, 6 kassiert und bin mit meinem damaligen Schwarm aus der Parallelklasse Eis essen gegangen. Das ungläubige Gesicht des Lehrers und einiger Mitschüler war der Knaller 😂 Hat dann mit einem Gesamtschnitt von 2,2 immer noch für ein „gut“ im Zeugnis gereicht. Das nennt man leistungsorientiertes Arbeiten 😛
Deine Einstellung ist gut. Sie zeigt, dass Du genügend Ansporn entwickelst, um noch besser zu werden, anstatt enttäuscht zu resignieren. So muss es auch sein.
Weiter so....!!!
Das könnte schon krankhaft sein- sei vorsichtig, dass du dich nicht selber so unter Druck setzt, dass du ein Burn Out bekommst, denn der Unterricht wird von Jahr zu Jahr anstrengender und fordernder.
Auch kommst du bald so richtig in die Pubertät, und da ist es fast immer so, dass die Noten in den Keller gehen.
Du solltest das Ganze etwas lockerer sehen, sonst schwant mir schlimmes
Ist es aber nicht besser schon früher besser zu sein und dann auf einen normalen Schnitt zu fallen? Außerdem habe ich vor auch in der Pubertät (was ich eh schon bin) und später besser zu sein…
Die Zeugnisse sind noch vollkommen uninteressant für dein zukünftiges Leben.
Ab Klasse 10 wird es interessant.
Unsere Söhne sind auch beides Einser Schüler -unser Großer hat ein Einser Abi, der "Kleine" hat jetzt die 11 mit 1,2 abgeschlossen.
Beiden sind die Noten Gott sei Dank zugeflogen, ohne dass sie sich groß anstrengen mussten. Wäre es anders gewesen, hätte ich interveniert.
Aber beide hatten in der 8./9. Durchhänger...das ist absolut normal.
Wie gesagt, setzt dich nicht selber unter Druck- dass ist nicht gesund.
Danke für die ausführliche Antwort. Stimmt! Viel Glück wünsche ich ihren Söhnen…
Allerdings habe ich den Eindruck, dass ein Abi mit 1,2 leichter zu bewerkstelligen ist als ein Realschulabschluss mit 1,2. Realschüler mit so einem Schnitt findet man selten, was wahrscheinlich daran liegt, dass Gymnasiasten einige unbeliebte Fächer in der Matura abwählen können. Realschüler haben diese Möglichkeit für ihre Abschlussprüfung nicht.
Die ZAP waren recht einfach, zumindest für meine Söhne.
Auch hier gab es beide male zwischen 1+2 als Gesamtnote.
Es kommt halt immer auf die Lernbereitschaft und die Mitarbeit in der Schule an.
Ehrgeiz ist ok. Perfektionismus hat Schattenseiten. Er ist verknüpft mit der Angst vor der eigenen Fehlerhaftigkeit. M.E. muss man lernen, diese Soll-Ist-Spannung zu ertragen und mit sich selbst gelassener umzugehen.
In deinem Alter hatte ich ein schlechteres Zeugnis. Einsen und zweien sind doch gut, kannst zufrieden mit dir sein.
Stimmt! Du hast aber einen guten Abitur Schnitt, ohne richtiges Engagement!