Wie war das Leben der Einheimischen in römischen Provinzen (Antike)?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Wie war etwa das Leben der Germanen im römischen Germanien oder das der Gallier in Gallien.

Es gibt viele Quellen zum Leben in den Provinzen, auch in den gallischen und germanischen Provinzen: Geschichtsschreibung, Inschriften, archäologische Funde. Es lässt sich in Grundzügen, wenn auch nicht in jedem Detail rekonstruieren. Allerdings ist die Quellenbasis so umfangreich, dass dicke Bücher nötig sind, "das Leben" der Provinzialbevölkerung zu beschreiben. Daher ein paar Literaturhinweise:

Wurden sie aktiv unterdrückt, ihre Kultur und Sprache aktiv verdrängt und verboten?

Nein, die Römer taten nichts dergleichen. Gewiss waren sie die Herrscher, aber sie wirkten vorallem durch ihr Vorbild und ihren Einfluss, der sich im Alltag überall durchsetzte. Lange Zeit gab es eine Zweisprachigkeit, aber allmählich verschwand die einheimische Sprache.

Welche Vor- und Nachteile hatte die römische Herrschaft?

Auch das lässt sich kaum in wenigen Worten ausdrücken. Die Römer prägten die politische und soziale Ordnung, die sich römischen Vorgaben anpasste. Es waren Steuern zu entrichten. Das Leben wurde städtisch - mit allen Nachteilen, aber auch Vorzügen. Das Leben wurde aber auch sicher, geordnet. Die Waren und Luxusgüter aus allen Teilen des Imperiums waren überall, auch in allen Provinzen, verfügbar. Für die einzelnen Menschen überwogen mit der Zeit zweifellos die Vorteile, weil sie in einer gut strukturierten, hochstehenden Zivilisation lebten.

Wie wurde die Bevölkerung behandelt? Wurden sie in die römische Gesellschaft integriert? Und was, wenn man sich auflehnte?

In den Provinzen sorgten die Römer für Ruhe, Ordnung und Frieden. Die unterworfenen Völker wurden rasch in das römische Reich integriert. Aufruhr und Widerstand wurde von den in den Provinzen stehenden Legionsverbänden mit harter Hand im Keime erstickt.

Fazit: Die "unterworfene Bevölkerung" passte sich rasch an, ließ sich von der materiellen wie geistigen Kultur der Griechen und Römer faszinieren, übernahm römische Sitten und Gebräuche, passte sogar ihre Götterwelt der römischen an und wurde selbst zu - Römern.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.
Retrohure 
Fragesteller
 03.05.2018, 18:19

Auch wenn ich die ganzen Quellen (natürlich) nicht lese (soo genau will ich es dann auch nicht wissen), waren deine Ausführungen sehr hilfreich.

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ArnoldBentheim  03.05.2018, 18:31
@Retrohure

Das freut mich, wenn ich helfen konnte. Es besteht natürlich keine Notwendigkeit, alle Bücher zu lesen. Die Liste sollte nur eine Anregung sein. 🙂

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Bei uns im Lateinunterricht haben wir das mal besprochen - leider nur sehr sporadisch und kurz, da mich das auch sehr interessiert.

Unser Lehrer meinte, dass die Völker nicht aktiv unterdrückt worden sind, also ihre Religion meistens behalten durften und sich meist eigentlich recht wohl gefühlt haben, da es ihnen so oft besser ging.

Aber meinen eigenen "Nachforschungen" nach war die Situation der Menschen in den Provinzen auch immer davon abhängig, wo sie lebten, wann ihr Dorf/ihre Stadt eingenommen wurde, unter welchem Kaiser sie gerade lebten und wie es dem Reich an sich ging.

Kurzhinweise:

Für die "kleinen Leute" änderte sich weniger als für die Reichen. Denn die Abhängigen blieben meist von ihren alten Herren abhängig, während die Oberschicht von den römischen Herren abhängig wurden.

Andererseits gab es auch Aufstiegschancen im Heer. (Arminius, Herr man der Cherusker, war römischer Offizier.) Da konnte man von der Provinz zur Zentrale aufsteigen. So kam Kaiser Hadrian aus der Provinz Hispanien, die Familie des Antoninus Pius stammte aus Gallien. Septimius Severus aus der Provinz Africa.

Aber für ein genauere Bild musst du natürlich Aufsätze und Bücher lesen.

Übrigens lernte natürlich die Oberschicht wegen des häufigeren Kontakts mit Römern früher Latein als die Abhängigen. Aber natürlich unterschied sich da Leben in den verschiedenen Provinzen deutlich und änderte sich überall im Lauf der Jahrhunderte.

Wer nicht Soldat war, da war Muessiggang angesagt, was letztlich die DEKADENZ Roms bewirkte.

Brot und Spiele fuer das Volk, im Grunde war das ein Schlaraffenland, denn die Arbeit verrichteten die Sklaven.

http://www.dw.com/de/%C3%BCber-den-m%C3%BC%C3%9Figgang/a-19056564

bountyeis  30.04.2018, 16:08

Das sind so die Klischees über die Antike. Spätrömische Dekadenz - die findet man eher bei der FDP als wirklich im Römischen Reich ;)

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Retrohure 
Fragesteller
 03.05.2018, 18:15

Als ob jeder Bauer auf der faulen Haut lag - und sowas wird hier Experte.

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zetra  03.05.2018, 18:59
@Retrohure

Es kann nicht jeder Bauer bleiben. Die Latifundien der Roemer waren voll von Sklaven. Einzelbauern wie du hier annimmst gab es somit nicht.

Wie nennt man denn schleichenden Untergang meine Herren und Noergler?

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zetra  03.05.2018, 19:27
@Retrohure

Experte wirst du ja zwar nicht mehr, denn wer beratungsressistent ist, der geht auch nicht Sachen auf den Grund. Wie man in der Wald hineinruft, usw.

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