Wie viel NSDAP steckt in der AfD?
Eine AfD-Stadträtin und damit eine Insiderin der AfD vergleicht die AfD bzw. die Strategie mit derjenigen der NSDAP 1933. Hier Auszüge ihres Interviews mit Begründung: AfD-Stadträtin kündigt Austritt an und zieht NSDAP-Vergleich - WELT
Offenbar wurde von langer Hand geplant, ganz gezielt an der Basis Rechtsextreme zu installieren und zu verteilen. Dass also ganz gezielt ortsfremde Mitglieder einen Rechtsruck der AfD herbeiführen.
Stimmt ihr zu?
15 Antworten
Die AfD ist subtiler und die wahre Ausrichtung der Partei ist auf den ersten Blick für viele nicht klar erkennbar.
Bei Vorwürfen, dass die Partei rechtsextrem sei, wird sich in der Regel auf das Grundsatzprogramm der AfD bezogen, welches bei unaufmerksamem Lesen erstmal "harmlos" erscheint.
Wenn man sich genauer damit beschäftigt, treten aber auch da schon einige Auffäligkeiten zutage. Viele Teile dieses Programms sind sehr schwammig formuliert und lassen verschiedene Ausprägungen zu. Wenn man auf eine schwache Ausprägung abzielen würde, könnte man das ganz klar ausdrücken und müsste nicht auf verallgemeinernde Floskeln setzen.
Man muss hier berücksichtigen, dass an diesem Programm monatelang von Experten gefeilt wurde. Dabei wird man sehr gründlich darauf geachtet haben, dass man sich damit nicht selbst belastet, indem man klar extremistische oder verfassungsfeindliche Forderungen dort aufnimmt.
Dass die innerparteiliche Ausrichtung und die Machtverhältnisse anders sind, als das Programm vermuten lässt, ist relativ offensichtlich. In den letzten Jahren sind immer wieder Personen aus der Partei ausgetreten. Mehrfach auch mächtige Politiker und Meinungsführer, wie zum Beispiel Lucke, Petry und Meuthen. Jedes Mal wurden dieselben Gründe genannt und ein äußerst problematisches Bild der Partei gezeichnet.
Die ideologischen Führer des rechtsextremen Flügels, welcher innerparteilich seit Jahren an Macht gewinnt, nutzen teils subtil und teils offen eine Rhetorik, die jener der Nazis sehr ähnlich ist. Allen voran Höcke, der teilweise Wortlaute von Nazireden 1:1 in seine Reden kopiert und das ganz bewusst. Als Geschichtslehrer kennt er sich damit hervorragend aus. Unwissen lässt sich also ausschließen.
Natürlich gibt es ideologische Unterschiede zwischen dem Nationalsozialismus der 30er und 40er-Jahre des letzten Jahrhunderts und dem Rechtspopulismus bzw. Neofaschismus der AfD.
Es gibt aber eben auch mehrere, teils signifikante Gemeinsamkeiten.
Man darf das dennoch nicht verallgemeinern, da die AfD, wie eigentlich alle Parteien ideologisch nicht homogen ist. Es gibt innerhalb der Partei immer noch Strömungen, welche die radikale bis demokratiefeindliche ideologie der Rechtsextremen ablehnen.
Wenn man sich Interviews mit weniger radikalen Politikern bzw. Mitgliedern der AfD anschaut, versuchen diese meist den Einfluss der Rechstextremen kleinzureden und als irrelevant abzutun. Sehr gut erkennbar ist das beispielsweise im Interview von Tilo Jung mit Erika Steinbach.
Korrekt. Allerdings haben diese Romantiker nicht mehr viel zu sagen.
Da kann ich dir nur teilweise zustimmen.
Noch gibt es einige, die relativ viel zu sagen haben.
Es ist allerdings nur noch eine Frage der Zeit, bis die entweder von den Extremisten ausgebootet werden oder selbst aufgeben.
Wenn man sich anschaut, was für ein abstruser Verschwörungstheoretiker nun zum Europawahl-Spitzenkandidat benannt wurde. Einer, der ausländische Restaurants verbieten will und Pornos, damit mehr Nachwuchs gezeugt wird.
Die anderen Kandidaten sind da auch nicht viel besser.
Zum Beispiel Tomasz Froelich, Listenplatz 12 und stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Alternative, der fordert, die Schulpflicht abzuschaffen, Schulen gewinnbringend zu privatisieren und Kinderarbeit zu erlauben.
Hier ein Archivlink zu seinem Beitrag in einem rechtsextremen Blog.
Dabei verwendet er auch die Formulierung: Verbot der Kinderarbeit macht Kinder unfrei. Die Parallele dürfte hier offensichtlich sein.
Außerdem gibt es noch eine Rede, in welcher er diese Ansichten vertritt, die Vollversion dieser Rede konnte ich aber gerade nicht finden.
Steinbach ist eine derjenigen, die gelegentlich Benzin ins Feuer schüttet, sich selbst radikalisiert und dann aber ihre Hände in Unschuld wäscht, da ja sie nicht den Brand gelegt hat, den sie anfacht. Ich würde sie nicht zu den Gemäßigten zählen.
Das kann gut sein. Ich habe nur das Interview mit ihr gesehen, in welchem die von mir beschriebene Verharmlosung der Rechtsextremen in der AfD ziemlich auffällig war.
Noch gibt es einige, die relativ viel zu sagen haben.
Naja. Ich fand es schon sehr schwierig, den Meuthen zu den Gemäßigten zu zählen. Klar sagen auch so Leute wie Gauland inzwischen, dass ihnen die Basis zu extrem wird. Aber passieren tut dann trotzdem nichts. Eine Mäßigung findet kaum statt und die Gaulands und Co fallen auch nicht auf, weil sie ihre Partei mal zur Einhaltung der FDGO aufrufen.
Also ich sehe da irgendwie niemanden mehr. Zumindest in den höheren Funktionärsämtern.
Die anderen Kandidaten sind da auch nicht viel besser.
Ja. Durchaus. Und daher stellt sich ja dir Frage, wo diese wirklich Gemäßigten zu finden sind. Die hohen Funktionäre, die Listenplätze bei großen Wahlen, da sehe ich nur noch (in verschiedene Richtung zielende) Radikale.
Die Parallele dürfte hier offensichtlich sein.
Korrekt. Ab einer gewissen politischen Erfahrung wissen die ganz genau, was sie da tun. Sie kennen die Floskeln und sie nutzen sie aktiv zur Provokation und als Erkennungsmerkmal.
Naja. Ich fand es schon sehr schwierig, den Meuthen zu den Gemäßigten zu zählen. Klar sagen auch so Leute wie Gauland inzwischen, dass ihnen die Basis zu extrem wird. Aber passieren tut dann trotzdem nichts. Eine Mäßigung findet kaum statt und die Gaulands und Co fallen auch nicht auf, weil sie ihre Partei mal zur Einhaltung der FDGO aufrufen.
Also ich sehe da irgendwie niemanden mehr. Zumindest in den höheren Funktionärsämtern.
Dass der Einfluss der „Gemäßigten“ geringer wird, sehe ich auch, worauf ich hinaus wollte, war, dass einige Positionen immer noch von vergleichsweise Gemäßigten bekleidet werden.
Das wird zum Teil auch Kalkül sein, um die wahre Ausrichtung der Partei zu verschleiern und eine harmlos wirkende Fassade zu schaffen.
Ich will da eigentlich gar keine absolute Position einnehmen, weil mich noch nicht allzu lange mit der Thematik beschäftigt habe und mir in Teilen einfach das Fachwissen fehlt.
Vor knapp 2 Jahren habe ich selbst noch mit der AfD sympathisiert und konnte oder wollte die problematischen Entwicklungen nicht erkennen.
Damals habe ich genau dasselbe, verharmlosende Argumentationsmuster verwendet, wie alle, die den extremistischen Einfluss in der Partei kleinreden wollen.
Unter anderem auch in einer kurzen Diskussion mit dir, bei welcher ich aus heutiger Perspektive klar im Unrecht war.
Es ehrt dich, eigene Fehler anzuerkennen. Würde die AfD vieles von heute vor 10 Jahren gemacht haben, würde eine größere Masse der AfD-Wähler sicher angewidert sein. Wie mit dem Frosch, der bei langsamen Erhitzen des Wassers drin sitzen bleibt, obwohl es ungemütlich ist. Der aber sofort rausspringt, würde er direkt in heißes Wasser gesetzt.
Vor knapp 2 Jahren habe ich selbst noch mit der AfD sympathisiert und konnte oder wollte die problematischen Entwicklungen nicht erkennen.
Mir gefallen deine Selbstreflexion und Ehrlichkeit!
Die AfD ist erheblich subtiler und die wahre Ausrichtung der Partei ist auf den ersten Blick für viele nicht klar erkennbar.
Naja, viele AfD-Politiker fallen aber doch häufiger mit rechtsextremen Aussagen auf. Das Problem ist, dass die Leute rechtsextreme Aussagen nicht mehr als solche erkennen, weil sich der Rahmen des Sagbaren verschoben hat. Rechtes Gedankengut ist wieder salonfähiger geworden, auch durch Personen wie Donald Trump.
Es gibt in der Partei durchaus offen rechtsextreme Kräfte.
Viele versuchen aber ihre wahren Ansichten zu verschleiern und hinter unkonkreten Aussagen zu verstecken.
Häufig ist die rechtsextreme Aussage für viele eben nicht auf den ersten Blick sichtbar. Das liegt zum Teil auch am von dir beschriebenen Prozess.
Jemand der sich mit der Thematik beschäftigt hat und in der Lage ist, Dinge zu hinterfragen, erkennt das natürlich, aber solche Leute sind nicht die Zielgruppe der AfD.
Die Partei setzt darauf Menschen mit niedriger Bildung durch Populismus zu überzeugen.
Die Partei setzt darauf Menschen mit niedriger Bildung durch Populismus zu überzeugen.
Richtig.
DAs ist nicht wichtig - die AfD ist ein Dackel, mit dem der "Schwanz" (Flügel genannt) wedelt. Und natürlich sind da Stalinisten in den Führungsfunktionen, da liegen solche Vergleiche nicht fern. Das ist aber nicht das wirkliche Problem, abseits der Funktionsträger, sondern das in der Tat, wie bei allen deutschen Rechten Anleihen bei den Nazis gemacht werden und der gemeine Hinz und Kunz, der dem ganzen als "Deckmäntelchen" dient, begreift seine Rolle nicht.
Es würde mich nicht wundern wenn es dort jene Parteimitglieder gibt die doch in gewissen Punkten mit der NSDAP sympathisieren oder jene Taten gutheißen.
Also was schon erschreckend ist: Alle ehemaligen Vorsitzenden (Lucke, Petry, Meuthen) sind aus der Partei ausgetreten und sagen auch, dass die Partei nicht mehr wählbar ist. Wenn man sich außerdem noch Aussagen von Höcke ansieht, dann ist man auch noch sprachlos.
Danke für deine Antwort. Ja. Es gab schon mehrere Fluchtbewegungen der "Moderaten". Und wenn man Meuthen als moderat ansieht, der ja stolz ist, sowas wie "links grün versifft" quasi erfunden zu haben, dann sagt das für mich irgendwie alles.
Die AfD wird immer rechter, das ist klar.
Mittlerweile ist sogar Beatrix von Storch zu links für dieses Gebilde, das eben keine Alternative ist…
Aber in einem unterscheidet sich die AfD von ihrer „Vorgängerpartei“: Es gibt keinen (An)Führer…
Noch nicht. Höcke ist schon jetzt der ideologische Anführer des rechtsextremen Flügels, der langsam, aber sicher die gesamte Partei übernimmt.
Das würde es natürlich einfacher machen, diese Partei zu verbieten…
Und Höcke wird gefeiert - von PI-News und Co. Auch der islamfeindliche und später rechtsextreme Blogger Michael Mannheimer fand vieles an der AfD toll. Er wollte alle Muslime sowie Farbige aus Deutschland rausschmeißen und kolportierte nach seiner Radikalisierung antisemitische Verschwörungstheorien. So stecken die Juden hinter der NWO oder 9/11. Michael Mannheimer verstarb 2022.
,,Es gibt keinen (An)Führer…"
Noch nicht.
Viele von denen hätten sicher gerne einen an der Spitze eines autoritären Staates.
Ja. Antisemitismus wird mit Codewörtern versteckt. Das sind nun die bösen "Globalisten". An die Stelle der Juden sind nun Muslime getreten. Ansonsten wird in der Tat dasselbe Lied gespielt.
Korrekt. Allerdings haben diese Romantiker nicht mehr viel zu sagen. Wenn man sich anschaut, was für ein abstruser Verschwörungstheoretiker nun zum Europawahl-Spitzenkandidat benannt wurde. Einer, der ausländische Restaurants verbieten will und Pornos, damit mehr Nachwuchs gezeugt wird.
Und genau da ist das Problem: Sie reden sich die Welt einfach nur schön.
Steinbach ist eine derjenigen, die gelegentlich Benzin ins Feuer schüttet, sich selbst radikalisiert und dann aber ihre Hände in Unschuld wäscht, da ja sie nicht den Brand gelegt hat, den sie anfacht. Ich würde sie nicht zu den Gemäßigten zählen. Dazu ist sie selbst viel zu sehr von jeglicher Moral und jeglichem Anstand entrückt. Wenn sie massiv austeilt, dann unter eigenen Facebook-Konten Morddrohungen stehen lässt (schließlich gab es dann auch den Mord an Lübcke) und im Nachhinein noch selbst das Opfer spielt, statt selbstreflektierend zu sagen, dass eine bessere Moderation bei ihren eigenen Fans angebracht sei, der lebt den Extremisten vor, dass alles richtig ist, was sie da tun.