Nachdem ich nun diese endlose Tirade in voller Länge lesen durfte, habe ich als allererstes dein Profil angesehen, um herauszufinden, wie oft du in den letzten 2 Jahren etwas zum Sudan gepostet hast und wie oft du Aufmarksamkeit für die Hungersnot und den mörderischen Bürgerkrieg geschaffen hast.
Wenn man diesen Beitrag liest, könnte man denken, du würdest dich tagtäglich mit Leidenschaft dafür einsetzen, dass das Leid der Menschen im Sudan endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt und etwas dagegen getan wird.
Leider musste ich feststellen, dass das Gegenteil der Fall ist, nämlich dass du in den letzten zwei Jahren keinen einzigen Beitrag zum Sudan verfasst hast. Keine Frage, keine Umfrage, keine Diskussion, keinen Kommentar, gar nichts. Bis heute nicht ein einziges Wort zum Leid der Menschen im Sudan.
Wenn der einzige Beitrag, den du zum Sudan verfasst hast, dann auch noch grobe inhatliche Fehler enthält, wie zum Beispiel vollkommen falsche Zahlen, muss ich regelrecht davon ausgehen, dass dein Interesse für die Situation im Sudan eher eingeschränkt ist. Und wenn ich dann deinen Beitrag noch einmal lese, mit dem Wissen, dass der Sudan und das Leid der dort lebenden Menschen dich nicht sonderlich interessiert, wird recht schnell ersichtlich, worum es eigentlich geht.
Nämlich darum einen billigen Punkt für deine eigene politische Agenda einzufahren und die globale Protestbewegung gegen den Genozid in Gaza zu diffamieren. Ich finde es sehr schwach von dir, das Leid der Menschen im Sudan auf diese Weise für deine abstruse Argumentationskette zu instrumentalisieren.
Und selbstverständlich bist du nicht der Erste, der auf diese Weise argumentiert und wirst auch nicht der Letzte sein. Ich habe das schon oft genug gelesen und finde es einfach traurig, dass es immer wieder dasselbe Muster ist.
Und auch diese Vorgehensweise im Allgemeinen ist nichts neues. Mittlerweile wird fast jeder Demonstration, jedem Protest und jeder Bewegung vorgehalten, sie würden das eine nicht ausreichend berücksichtigen und müssten das andere unbedingt ansprechen.
Und solange man selbst nicht vollkommen perfekt ist, sollte man sich am Besten zu gar nichts äußern, denn wie kann man die Klimapolitik der Regierung kritisieren, wenn man selbst schon mal im Urlaub war. Und wie kann man es wagen, den Kapitalismus zu kritisieren wenn man ein modernes Handy besitzt.
Wer sich nicht von vorne bis hinten perfektioniert hat und nicht jeden einzelnen moralischen Maßstab befolgt, ist ein elender Heuchler und scheinheiliger Doppelmoralist, sobald er sich in irgendeiner Weise politisch äußerst.
Mit dieser Logik kann man immer höhere Ansprüche stellen und damit jeglichen Protest delegitimieren, der nicht vollkommen perfekt ist. Wenn man dieser Logik folgt, kann man sich für nichts mehr einsetzen und keine öffentliche Meinung vertreten, ohne sich der Doppelmoral schuldig zu machen.
Du setzt dich dich gegen den Genozid in Gaza ein, hast aber bisher noch nichts zum Sudan gesagt? Dann bist du wohl ein ungebildeter, doppelmoralischer Heuchler und außerdem noch ein dreckiger Judenhasser.
Du setzt dich gegen den Genozid in Gaza ein und forderst mehr Aufmerksamkeit für das Leid der Menschen im Sudan, aber hast dich noch nicht zum Krieg in der Ukraine geäußert? Dann bist du wohl ein bezahlter Russentroll und Putinknecht, der die Ukraine am Liebsten ausgelöscht sehen würde.
So funktioniert politischer Diskurs nicht. Ich kann und darf mich zu einem Thema äußern, dass mir wichtig ist, auch wenn ich dann andere Themen, die vielleicht genauso wichtig sind, erstmal links liegen lasse.
Das heißt nicht dass diese Themen mir egal sind, sondern dass ich meine Aufmarksamkeit und meine Energie auf ein Thema konzentriere, dass mir besonders wichtig ist, um dort möglichst viel zu erreichen.
Wenn es gerade eine globale Protestbewegung gegen Genozid in Gaza gibt und ich mich in dieser Bewegung einbringen will, weil mir das Thema wichtig ist, muss ich mich nicht gleichzeitig mit der Hungersnot im Sudan, Foltergefängnissen in El Salvador oder der Millitärdiktatur in Myanmar beschäftigen.
Dass viele Themen von der Regierung und den Medien bewusst klein gehalten werden, damit sie unter dem Radar bleiben, ist nicht meine Verantwortung und alleine kann ich daran erstmal nicht viel verändern.
Das wäre mit Gaza genauso passiert, wenn es nicht von Anfang an eine gigantische, globale Protestbewegung gegeben hätte. Die derzeitige Berichterstattung ist nur dadurch möglich geworden, dass diese Protestbewegung einen extremen Druck auf die Medien erzeugt hat, dem sie sich nicht mehr entziehen konnte. Würde dieser Druck fehlen, hätten wir von vielen israelischen Kriegverbrechen und Völkerrechtsverstößen bis heute nichts erfahren.