Wie schätze ich den pKs-Wert ab?

1 Antwort

In Wasser gilt pKs + pKb = 14. Das könnte die logarithmierte Form dessen sein, was du meinst - ist aber die falsche Formel hier. In anderen Lösungsmittel und je nach Temperatur ist dementsprechend die Autoprotolyse höher oder niedriger. Ob in DMSO oder HFIP gemessen wird. Meistens ist es DMSO. Eine grobe Regel ist: Wert in DMSO minus 8. Hier steht alles ausführlich: https://en.wikipedia.org/wiki/Acid_dissociation_constant

Es ist Definitionssache. Der pH ist nur in Wasser definiert. Man kann Säuren/Basen auch über die Hammettsche Aciditätsfunktion oder die freie Enthalpie einstufen. Vieles sind, soweit ich weiß, Umrechnungen aus DMSO, Berechnungen, Messungen in Gasphase, elektrochemisch oder per NMR.

Ansonsten ist die Abschätzung auf 2-3 Einheiten genau vor allem Erfahrungssache und Übung. Wichtig ist das vor allem für Phenole, Enole, Alkoholate, Carbanionen und alle möglichen Nukleophile. Praktisch gilt alles unter pKs = 0-2 einfach als "stark sauer". Ein paar Tipps:

  • HX, H2O, H2S, NH3: auswendiglernen!
  • Carbonyle, Nitrile, Sulfone, Nitro, sämtl- Carbonsäurederivate: grob anschauen
  • Bei zwei von letzteren: etwa 5 Einheiten niedriger als das sauerste
  • Nitro/Keton macht stark, Sulfon/Sulfoxid fast gar nicht sauer.
  • Carbonsäure: 3,5-5, mit Cl/F in der Nähe niedriger.
  • N-Heterocyclen: Protonierung und Deprotonierung sind möglich!
  • usw.

Die Protonierung des Acetons und der Essigsäure sind meiner Ansicht nach total unnötig zu wissen.

Mache aber nicht den Fehler, pKs1/pKs2 und pKs/pKb der konjugierten Säure/Base zu verwechseln! Es handelt sich bei der Protonierung und Deprotonierung des Acetons um getrennte GGW.