Wie leben die Menschen in der Türkei?

2 Antworten

Na stell dir vor, in anderen Ländern gibt es andere Gehälter und andere Preise...

...du bist aber nicht wirklich so naiv, oder?...

...und über 90% der Menschheit haben nicht ansatzweise den Lebensstandard wie wir hier in Deutschland...

...und 1000 Eur im Monat (oder mehr) hat auch nur ein Bruchteil der Menschheit...

Zum Vergleich: https://www.laenderdaten.info/durchschnittseinkommen.php

Nur zur Sicherheit: die Anzahl der Zeilen bzw. Länder nicht mit der Gewichtung mit den Einwohnerzahlen verwechseln... Und die mehr oder weniger große Spreitung der Einkommen innerhalb der Länder nicht außer acht lassen (superreiche in Indien oder so rausgerechnet, geht es den restlichen umso schlechter ...)

Ich komme gerade von drei Wochen Türkeireise zurück und das Leben in der Türkei ist dem in D sehr, sehr ähnlich. Die Umrechnung haut nicht ganz hin, weil manches nicht so sehr im Preis angezogen hat und anderes (Grundnahrungsmittel, auch Backwaren) schon immer sehr billig war. Mieten sind auch deutlich billiger. Selbst in Istanbul und anderen Millionenstädten reden wir da von etwa 5.000 Lira pro Person. Oft weniger.

Manche Autos und tanken können sich manche, denen es vor der Inflation besser ging, kaum noch leisten - aber es ist wie bei uns. Entweder man ist allein und jung, dann braucht man vielleicht kein Auto und kann sich auch mal einladen lassen oder günstig einkaufen oder man ist eine Familie und etwas älter, dann verdient man etwas mehr , hat zwei Einkommen und Familien gehen seltener aus und werden vielleicht auch von den Eltern oder Großeltern unterstützt. Man hilft sich eher als in D und der Wille, aufzusteigen und mehr zu verdienen ist groß.

Wir haben vieles erlebt. Auch Sachen wie eine Ballonfahrt, die wir nur bar zahlen konnten (gab es für viel Geld am Automaten) und die für vier so viel wie dort ein Lehrergehalt gekostet hat. Das mal 140 Ballons mal 26 Passagiere sorgt dafür, dass viele Menschen sehr schnell sehr reich werden. Auch wenn an unserem Ballon vielleicht zehn Leute mitarbeiteten, die natürlich bis 9.30 am Morgen nichts anderes machen konnten. Nachträglich betrachtet gibt es mir zu denken, dass mich ein Türke am nächsten Tag auf der Terrasse fragte, ob man das machen soll und ich ihm erzählte, dass es vielleicht das tollste Erlebnis meines Lebens war. So was ist für Westeuropäer "billiger", auch wenn er einen Anbieter findet, der weniger als die Hälfte verlangt. Wir haben aber auch viele Essen und Einkäufe, auch Kultur und Lächerlichkeiten wie Wasser oder Toiletten erlebt, die nichts oder verglichen mit D so wenig gekostet haben, dass man auf die Idee kommen kann, dass es sich in der Türkei mit Arbeit sehr gut lebt.

Ein Beispiel: Der größte Schein in der Türkei ist ein 200er, also 5 €. Uns ist es beim Obst am Stand (an der Straße) aber auch auf einem Bazar passiert, dass die Verkäufer nach nebenan gehen mussten, weil sie den nicht wechseln können. Das passiert in D mal mit einem Hunderter. So ziemlich alles, was nicht importiert wird, ist günstig. Und die Türkei ist ein großes Land, das fast alles selbst herstellt.

Nicht unterschätzen sollte man, dass es sehr viele Menschen gibt, die sehr viel Geld verdienen und durch die geringen Kosten auch sehr schnell sehr reich werden. Die Inflation traf vor allem die Ärmeren. Trotz gut 10 % Arbeitslosigkeit habe ich weniger Bettler als in D und keine Obdachlosigkeit oder Kriminalität mitbekommen. Vor allem in Istanbul aber eine sehr gut organisierte Polizei. Betrugsversuche natürlich schon aber man muss ja eh überall aufpassen.