Wie kann man sich in seinem Geschlecht falsch fühlen?

7 Antworten

Paletten-Doktorfische werden zunächst alle als Weibchen geboren und entwickeln sich im Laufe ihres Lebens zu Männchen. Es gibt auch bei anderen Fischen den umgekehrten Weg, von Männchen zu Weibchen. Das Ganze hängt nur an ein paar Hormonen. Diese Hormone ändern das Geschlecht.

Wir Menschen unterscheiden uns gar nicht so sehr von diesen Fischen. Auch bei uns sind die Hormone ausschlaggebend. Es gibt Männer, denen man nur einmal ins Gesicht sehen muss. Man sieht sofort, wie dominant und männlich sie sind. Dementsprechend haben sie auch sehr viele männliche Hormone.

Die Verteilung der Hormone ist nicht bei allen Menschen gleich. Sie variiert sehr stark. Zudem ist unser größtes "Geschlechtsorgan" unser Gehirn. Das Gehirn sagt uns ob wir männlich oder weiblich sind. Die Äußerlichkeiten unseres Körpers spielen da nur eine Nebenrolle, auch wenn das auf den ersten Blick ganz anders erscheint. Ausschlaggebend ist das was sich in unserem Kopf abspielt.

Selbst sehr kleine Kinder wissen schon ganz genau ob sie männlich oder weiblich sind. Sie haben noch keine Ahnung von Sex. Trotzdem wissen sie ganz genau was sie sind. Sie folgen einfach ihrem Gefühl und in der Regel liegen Sie damit richtig.

Wenn ein Kind bereits sehr früh weiß, dass ist kein Junge sondern ein Mädchen ist, dann sollte man auf dieses Kind hören. Man sollte das nicht als eine kindliche Spinnerei abtun.

Die Verteilung der Hormone in diesem Kind lief ein wenig anders ab als in der Mehrzahl der Menschen. Das bedeutet nicht, dass mit diesem Kind etwas nicht in Ordnung ist. Es lief nur anders ab. Daran ist aber nichts Falsches. Es ist nur anders als in der Mehrzahl der Menschen.

Es geht mir ähnlich wie dir. Ich habe auch kein Gefühl, dass ich ein bestimmtes Geschlecht wäre, oder dass meine körperlichen Geschlechtsmerkmale falsch oder richtig wären.

Die "Geschlechtsidentität" oder das empfundene Geschlecht bzw. die Diskrepanz zwischen diesem und dem biologischem Geschlecht wird individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen.

Ich habe hier mal eine ähnliche Frage gestellt. Insbesondere die Antwort und den folgenden Dialog mit Seraphiel0 fand ich hilfreich.

 ich habe ein XY-Chromosomenpaar

Mit diesem »Argument« könntest du dich fragen, warum Männer trotzdem homosexuell sind, obwohl sie heterosexuell sein sollten.

Das empfundene Geschlecht hängt also nicht davon ab, sondern von anderen biologischen Gründen.

Es gibt Hinweise für genetische Gründe:

Trans women were more likely than cisgender males to have a longer version of a receptor gene (longer repetitions of the gene) for the sex hormone androgen, which reduced its effectiveness at binding testosterone.

Und (pränatale) Hormonstörungen während der Schwangerschaft:

Prenatal androgen exposure, the lack thereof, or low sensitivity to prenatal androgens are commonly cited as mechanism

https://en.wikipedia.org/wiki/Causes_of_gender_incongruence#Biological_factors

Ich fühle meinem Geschlecht nichts gegenüber.

Agender:

Geschlechtslos ist eine Geschlechtsidentität, bei der sich die Person keinem Geschlecht zuordnet.

https://lgbt.fandom.com/de/wiki/Agender

ich würde einfach gerne verstehen, wie man sich in seinem Geschlecht falsch fühlen kann:

Du bist ein Mann, richtig? Stell dir einfach mal vor, du wachst morgen früh auf und hast einen hässlichen Frauenkörper. Das Gefühl, das du dann hast, ist in etwa das, was eine transidente Person ständig fühlt.

Also ich habe ein XY-Chromosomenpaar und auch die damit verbundenen Geschlechtsmerkmale. Aber ich fühle mich wieder diesem Chromosomenpaar noch dem XX-Chromosomenpaar hingezogen? Ich fühle meinem Geschlecht nichts gegenüber. Wie kann man sich jetzt aber eine Verbundenheit zum anderen Geschlecht empfinden?

Deine Chromosomen sind nur der Bauplan für ein biologisches Fahrzeug und XY bedeutet grob gesagt, daß das weibliche Grundmodell zu einem Jungen umgebaut werden muss. (Und das ist keineswegs eindeutig)

Das hat aber nichts mit deiner Identität zu zu. Die Identität, das "Ich" ist sozusagen der Fahrer des biologischen Fahrzeugs. Du nutzt den Körper, aber du bist nicht dein Körper.

Welche Identität du hast, hängt aus meiner Sicht von deinen bisherigen Lebenserfahrungen in früheren Leben ab. Warst du bspw. häufig Frau, ist deine Identität entsprechend geprägt und wird sich in einem Männerkörper fehl am Platz vorkommen. Etwa so, wie jemand, der sein Leben lang BMW gefahren ist und nun plötzlich einen Golf fahren soll.

Diese "Prägung" durch frühere Leben bestimmt auch, zu wem wir uns hingezogen fühlen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst nonbinary, queer, pan, crossdresser

Deine Formulierung ist etwas irreführend. Wahrscheinlich willst du damit ausdrucken, dass du dich weder männlich, noch weiblich fühlst, oder?

Ich fühle meinem Geschlecht nichts gegenüber.

Ist das bezogen auf deine Geschlechtsidentität? Die Geschlechtsidentität eines Menschen beschreibt das eigene empfinden:

Die Geschlechtsidentität ist Teil des Selbsterlebens eines Menschen und damit Teil seiner Identität, in die auch andere Rollen, mit denen sich eine Person identifiziert, eingehen

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsidentit%C3%A4t

Wenn man sich mit seinem biologischem Geschlecht identifizieren kann, nennt sich das cis gender. Wenn nicht, ist man im trans* Spektrum.

Wenn man keinen Bezug zu Geschlecht hat, also seine Geschlechtsidentität "nichts" ist, nennt sich das Agender. Man fühlt sich quasi keinem Geschlecht zugehörig und identifiziert sich mit keinem.

Würdest du sagen, dass das dein Empfinden beschreibt?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der LGBTQ+ Community
NetterGau 
Fragesteller
 11.06.2023, 15:11

Ja, das trifft ziemlich gut zu

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