Wie kann man in unserer Gesellschaft den Männern besser helfen?


19.04.2024, 08:36

Und an Männer:

  • Seht ihr einen Bedarf?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Prinzipiell find ich es definitiv wichtig, Anlaufstellen bereitzustellen, die von Gewaltopfern aufgesucht werden, natürlich auch für Männer.

Ich denke, es gibt zum einen so wenige Angebote, da Männer seltener Opfer von Gewalt sind als Frauen, es erscheint durch den höheren Bedarf für Frauen also erstmal dringender, für diese entsprechende Angebote zu schaffen. Das ist zwar nicht unbedingt fair, aber da könnte auch mit reinspielen, dass Frauen vergleichweise meist als wehrloser wahrgenommen werden als Männer.

Unabhängig davon spielt zum anderen aber auch eine Rolle, wie und ob diese Angebote für Männer auch genutzt werden. Denn selbst wenn es genügend Anlaufstellen für Männer gäbe, ist die nächste Frage ja, wie man es schafft, Männer in Not auch dazu zu bringen, sich dort zu melden.

Ich glaube, der Umstand dass sich Männer in solchen Situationen tendenziell seltener Hilfe holen als Frauen, ist ein Symptom eines sehr tief verwurzelten Problems unserer Gesellschaft. Man merkt zwar, dass es sich von Generation zu Generation langsam bessert, aber auch heute werden Jungen immer noch anders erzogen als Mädchen, wenn es darum geht, Emotionen zuzulassen, nach außen hin zu zeigen und offen zu kommunizieren. Es existiert in zu vielen Köpfen immer noch diese absurde Konvention, dass Männer das "starke Geschlecht" sein müssen und daher keine Emotionen haben/zeigen dürfen, um nicht ausgelacht oder als schwach angesehen zu werden. Da hilft also auf lange Sicht eigentlich nur abwarten, dass die nachfolgenden Generationen dieses Vorurteil immer weiter abbauen und sich unsere Gesellschaft so weiterentwickelt, dass sich auch Männer sicher fühlen damit, emotional zu sein oder Schwäche zu zeigen. Als Einzelner kann man da zB mithelfen, indem man dagegenredet, wenn das Thema aufkommt, sowie Männer verteidigt, die kritisiert werden, nur weil sie Gefühle zeigen und natürlich auch seine Kinder (falls man welche hat) entsprechend erzieht. Aber so eine Art von Entwicklung braucht leider viel Zeit und wird (glaube ich zumindest) nie so 100%ig erreicht werden.

Von Experte Skyangelforever bestätigt

Hi. Ein wichtiges Thema!

Sollte es eurer Meinung nach Männerhäuser für Opfer von Gewalt geben?

Ja, dringend! Die wenigen Gewaltschutzunterkünfte reichen nicht aus, das ist fast nichts, unter 50 Plätze für Männer für ganz Deutschland!

Sollte es generell mehr Angebote für Männer geben, welche sie nutzen können?

Ja, wie hier beschrieben, niederschwellig. Es gibt in Deutschland eine Gewalthotline www.maennerhilfetelefon.de, leider nicht rund um die Uhr. Und Beratungsstellen sind rar, oft wenden sie sich an homosexuelle Männer.

Wie würdet ihr euch soetwas inetwa vorstellen?

Eine Hotline, rund um die Uhr anrufbar. Beratungsstellen in möglichst vielen Orten. Und Gewaltschutzhäuser, in die Männer können, sie zu Hause von Gewalt betroffen sind, so wie es auch Frauenhäuser gibt.

Woran liegt es, dass soetwas kaum existiert?
  • Zu wenig Lobbyarbeit.
  • Betroffene Männer schweigen sehr oft. Aus Scham, sie wollen nicht ausgelacht werden als "Schlappschwanz".
  • Für Frauen als Opfer ist in der Gesellschaft eher offen. Männer sind im Patriachat eher die Macher. Viele können es sich nicht vorstellen, dass auch Frauen brutal sein können.
  • Und Männer sind sehr oft Täter. Das verträgt sich nicht so gut mit dem Ruf als Opfer.

Dabei schlagen auch Männer Männer. Allerdings sind auch Frauen oft Täterin, oft nicht so brutal wie Männer, aber auch das gibt es. Die Dunkelziffer ist hoch, es fehlt auch an Forschung. Es gibt Studien die darauf hindeuten, dass Männer ähnlich oft Opfer von häuslicher Gewalt sind wie Frauen.

Es gibt viel Bedarf an Öffentlichkeitsarbeit.

Studien dazu:

Mehr dazu hier: https://www.gutefrage.net/frage/wie-viel-prozent-der-maenner-sind-von-haeuslicher-gewalt-oder-allgemein-gewalt-von-frauen-betroffen

Labradorit7 
Fragesteller
 25.04.2024, 09:35

Vielen lieben Dank für deine tolle Antwort! Danke für die Recherche-Nachweise!

0

Männer reden wenig bis gar nicht über ihre Gewalterfahrungen in Beziehungen (und auch über andere als gesellschaftlich "unmännlich" empfundenen Empfindungen), obwohl sie gar nicht soo selten sind.

Deshalb ist das Thema nicht sehr präsent und wird als weniger wichtig empfunden.

Betroffene Männer stecken also oft in grossen Nöten, da sie mit ihren Kumpeln nicht darüber reden möchten oder können und ggf die einzige Person, mit der sie reden würden, ausgerechnet die Partnerin ist, die eventuell Auslöserin der schwierigen Situation ist.

Deshalb wären niederschwellige Anlaufstellen meiner Ansicht nach wichtig, denn viel zu viele Männer, die in von ihnen als ausweglos erscheinenden Situationen stecken, nehmen sich das Leben.

Frauen- und Männerhäuser entstehen hier in Deutschland in der Regel auf Basis gemeinnütziger Vereine, die diese gründen und aufbauen und dafür öffentliche Fördermittel bekommen. Sprich, es sind keine Einrichtungen in staatlicher Hand, sie werden nicht vom Staat gebaut und betrieben, sondern "nur" finanziell unterstützt.

Somit ist auch der Schlüssel für mehr Hilfen für Männer der, dass diejenigen, die den Bedarf dafür sehen, sich aktiv selbst darum kümmern, entsprechende Angebote zu schaffen.

Ich sehe als Mann keinen Bedarf, aber vermutlich liegt es an den Verhältnissen mit denen ich aufgewachsen bin.

Meine Eltern sind gute Eltern, ich musste nie Gewalt oder großes Gemotze ertragen, es ging mir immer gut, und wenn nicht haben sie mir best mögliche Hilfe in Form von Therapie gesucht, welche geholfen hat.

Männer sollten einfach kapieren, dass man über seine Gefühle sprechen darf, und dass es helfen kann.

nochnefrage  24.04.2024, 22:34

Hi, ein paar Fakten dazu, der Handlungsbedarf ist sehr hoch:

Mehr dazu hier: https://www.gutefrage.net/frage/wie-viel-prozent-der-maenner-sind-von-haeuslicher-gewalt-oder-allgemein-gewalt-von-frauen-betroffen

2
nochnefrage  24.04.2024, 22:40
@StimmpeifeLXIX

Ja, das ist hart. Gewalt ist weit verbreitet, immer noch. Auch gegen Männer, was natürlich die Gewalt gegen Frauen in keiner Weise relativiert. Immerhin ist das ein Thema, das öffentlich wahrgenommen wird, Gewalt gegen Männer ist immer noch in Nischenthema, leider.

2