Wie kann ich vorbeugen das ich genauso ein Mensch wie meine Eltern werde?
Man sagt ja, Kinder werden so, wie ihre Eltern - oftmals. So wie sind - jeden Tag streitend, manipulativ, toxisch, usw. möchte ich aber nicht werden.
Hier ein Video paasend zum Thema: https://vm.tiktok.com/ZGJX9krDE/
Wie kann ich ein guter Mensch werden und vielleicht auch irgendwann mal ein gutes Elternteil und nicht in diese Streitmuster und narzisstischen Tendenzen meiner Eltern (bzw. hauptsächlich Vaters) fallen?
so eine ähnliche Frage habe ich glaub schonmal irgendwann gestellt jetzt geht es aber explizit um diese Verhaltensweisen und nicht grundsätzlich so wie die Eltern werden
8 Antworten
Letztlich ist man als Mensch das Spiegelbild seines Aufwachsens und seiner Bezugspersonen, wenn man nicht komplett rebelliert oder sich verstellt. Oder wenn man seine Vorbilder als schlecht erkennt und bewusst eigene Wege geht und andere Vorbilder sucht, die stärkeren Einfluss ausüben.
Versuch doch das - suche dir einfach andere Vorbilder, die sympathische Eigenschaften haben und dir als gute Identifikationsfiguren dienen können, die du bewunderst, die du toll findest und die andererseits realistisch sind, also keine superreichen Promis oder so was. Für mich war ein Onkel von mir immer ein Vorbild.
Ich bin auch so ähnlich geworden wie dieser Onkel. Mein heutiges Leben mit 32 Jahren entspricht ungefähr dem, das mein Onkel in meinem Alter (1996/97) führte und ähnlich wurde ich auch meinem Opa, bei dem ich aufgewachsen bin und der mich erzogen hat. Das hat mir nicht immer gepasst, aber ich stehe da heute drüber und kann gut damit leben. Mitunter muss man erst emotional reifen und im Erwachsenenleben ankommen, damit man über solchen Dingen steht.
Kennst du die "sich selbst erfüllende Prophezeiung" ? Wenn jeder das sagt, dann wird es eines Tages passieren. Weißt du woran das liegt? Das liegt daran, weil man selber daran glaubt und unbewusst in diese Richtung steuert.
Du bist zwar das Spiegelbild deiner Eltern. Das was sie dich gelehrt haben macht einen Teil deines Seins aus.
Allerdings kannst du dem allen entgehen, wenn für dein Leben Planst und deinen eigenen Weg gehst ab einem bestimmten Zeitpunkt.
Auf mich traf das auch zu. Ich bin in der Sozialhilfe aufgewachsen. Das war damals unterste Schiene und noch weniger als Hartz 4. Die Lehrer meiner 5-6 Klasse, damals nannte sich die Schulform Orientierungsstufe", hatten schon ein bestimmtes Bild von mir. Die Orientierungsstufe war dazu da, dass man in den 2 Jahren schaut, ob man auf die Hauptschule, die Realschule oder das Gymnasium geht. Auf dem Gymnasium haben mich die Lehrer nicht gesehen, auch nicht auf der Realschule. Aber sie haben auch nichts getan dass ich da hin komme. Man an den Tisch herantreten und diverse Sachen mal wiederholend erklären, das war nicht drin. Die gaben mich auf. Sie sagten, man sieht das sie es nicht aus eigener Kraft schafft, also gehts danach entweder auf die Förderschule oder aber auf die Hauptschule. Mit einer schlechten Prognose kam ich dann auf die Hauptschule.
Das waren sehr schlechte Grundlagen. Die Lehrer sagten, die Familie ist im Sozialstatus und da wird sie auch nie rauskommen. Die Eltern arm und arbeitslos, und da geht die Tochter dann auch hin, in die Arbeitslosigkeit oder in ein Leben voller Hilfsjobs. Auf der Hauptschule wurden dann auf einmal die Noten besser, weils da Lehrer gab, die ihren Beruf dann doch ernst nahmen. Ich beendete die neunte Klasse mit einem qualifizierten Hauptschulabschluss. Ich war dann erstmal unschlüssig was ich machen soll, es folgte ein Jahr Sozialpflegeschule und ein Jahr soziales freiwilliges Jahr. Und dann begann ich eine Ausbildung zur Kinderpflegerin. Ich machte weiter mit der Ausbildung zur Sozialassistentin und heute arbeite ich schon seit über 17 Jahren als Erzieherin in meinem Job. Für den Erzieherberuf benötigt man entweder Abitur, oder aber eine andere abgeschlossene Ausbildung die einen Beruf inne hat, welcher mit Kindern zu tun hat. Meine Lehrer haben mich damals nicht dort gesehen. Hätten sie mich auf die Realschule verfrachtet wäre ich vermutlich 3 Jahre früher fertig gewesen mit meiner Ausbildung.
Und heute ist es leider noch genau so. Ich arbeite in einer Kita mitten im sozialen Randgebiet. Ich habe manchmal ganz pfiffige Kinder in der Gruppe, die gut mitmachen und sich prächtig entwickelt haben. Aber nur weil eins der Geschwisterkinder auf der Förderschule ist sagen die in der Schule: Wir haben schon eins der Kinder, wir nehmen das andere auch noch. Und dann haste da ein Kind, dass nur noch Einser schreibt, unterfordert ist, aber auf Meinung der Lehrer dann da in der Förderschule hockt. Ich finde eigentlich das das weitläufige Kindeswohlgefährdung ist. Aber ich bin leider nicht in der Position diese Handlung anzuprangern. Laut Gesetz soll ja Chancengleichheit sein. Aber bei solchen Praktiken merkt man nichts.
Die Kids werden abgeschrieben und so erfüllt sich dann das was ihnen angehangen wird. Eine Prophezeihung die sich selbst erfüllt.
Tu dir einen Gefallen. Schwimme immer gegen den Strom. Lass dich nicht manipulieren.
Manche Verhaltensweisen übernimmt man sicher. Aber genauso will man es in vielem gerade anders machen, weil man es so, wie die Eltern sind und es haben wollten, nicht gut fand
Als Beispiel, meine Eltern lieben es, im Garten zu arbeiten, ich hasse es und mache mit Pflanzen sehr wenig. Meine Mutter hasst es, wenn ich in Urlaub fahre. Das Geld könnte man besser in Haus und Garten stecken. Das ist mir aber wiederum egal. Ich fahre trotzdem in Urlaub.
Auch mei e Kinder sind anders als ich, ihnen sind andere Dinge wichtig. Ich hasse Zwiebeln, mein Sohn liebt Zwiebeln. Obwohl ich nie mit Zwiebeln gekocht habe.
Jeder geht seinen eigenen Weg und das ist eine freie Entscheidung, was einem wichtig ist und was nicht.
Übernommen habe ich z. B den Umgang mit Geld von meinen Eltern. Ich kaufe nichts auf Pump, mache keine Schulden. Was ich nicht habe, gebe ich auch nicht aus
Unter den geschilderten Umständen wird es schwer sein, eine gute psychische Grundstruktur zu bekommen. In der Regel mündet das in einer eigenen Persönlichkeitsstörung oder es kann daraus eine (meist komplexe) posttraumatische Belastungsstörung entstehen. Nach Bowlbys Bindungstheorie wird man zumindest eine unsicher gebundene Person erwarten. Letztendlich wird man das als Betroffener nicht sofort merken.
Die Probleme werden dann langsam zutage treten, wenn man trotz guter Vorsätze und - wie geschildert - großer Reflexionsbemühungen Probleme in bestimmten alltäglichen oder partnerschaftlichen Herausforderungen bekommt. Der Wunschpartner wird dann im Affekt verbal angegangen ohne dass man das steuern kann. Die Trennung droht mit entsprechendem Weltenschmerz und weiteren persönlichen Niederlagen.
Im Beruf kann das fehlende Stressresistenz bedeuten und damit "Karriere" verbauen.
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung kann man als Überlebensstrategie und -mechanismus ansehen, der einen beim Überleben hilft, aber viele unangenehme Nebenwirkungen für sich und andere mit sich bringt. 10-15% der Narzissten machen Karriere, weil der innere Schmerz und die Sucht nach Anerkennung die intrinsische Motivation liefert. Aber eher als Munition.
Wenn man aber erkennt, dass die eigenen Eltern Narzissten sind, kann die tiefere Reflexion auch zutage fördern, dass die Eltern ebenfalls unter solch toxischen Verhältnissen aufgewachsen sind und das Phänomen generationsübergreifend (als Ahnenthema) festzustellen ist und beendet sowie aufgelöst werden möchte.
Sofern man bei sich selbst schon solche Eigenschaften entdeckt, kann aber bei sehr tief verbundenen Partnern die Möglichkeit entstehen, sich seiner größten Niederlage auszusetzen und die Erkenntnis zuzulassen, dass diese Muster auch einen selbst zu eigen sind. Mit viel Geduld und echter Selbstliebe kann das auch überwunden werden. Aber der Weg ist nicht leicht und wird sicherlich viele Jahre benötigen.
Ich bin bei der Erziehung meiner Kinder das gegenteil von meinen Eltern gewesen. War eher zu nachlässig als zu streng. Was auch nicht immer gut war.