Wie ist die Jägertruppe bei der Bundeswehr?
Als Teil der Jägertruppe nimmst du an Landoperationen in urbanem Umfeld, Orts-, Wald- und Jagdkampf teil und beweist zu Fuß im Gelände deine körperliche Fitness. Du arbeitest auch mit luftbeweglichen Anteilen des Heeres zusammen, wie z.B. Transporthubschraubern. Mit Handwaffen ausgerüstet, bist du auf vielseitige kämpferische Operationen spezialisiert: Du sicherst Konvois ab oder drängst im Häuserkampf gegnerische Truppen zurück. Meistens bist du gegen feindliche Infanterie und deren Waffensysteme im Einsatz. Du nutzt dabei die Bandbreite an Ausstattung, Ausrüstung und Bewaffnung der Infanterie.
das steht bei der Website der Bundeswehr aber ist jemand vielleicht selbst in der Jägertruppe und kann erzählen wie das da so ist?
wie ist der Alltag was muss man können?
was ist wichtig und was weniger?
danke
3 Antworten
Bin selbst bei der Jägertruppe. Niemand ist dort nach seiner Grundausbildung "einfacher Soldat". Es gibt viele Waffensysteme, die jeder Soldat beherrschen muss. Das fängt beim G36 an, geht über die Panzerfaust bis hin zur MP7. Eine Spezialisierung im schweren Zug mit MELLS oder GMW oder sogar als Scharfschütze ist ebenfalls möglich. Die Jägertruppe ist ausgestattet mit dem GTK Boxer, hier wäre auch eine Kraftfahrer- oder Bordschützen-Verwendung möglich.
Körperliche Fitness, ein ruhiger Umgang in Stresssituationen, Improvisationsfähigkeit und gute Sozialkompetenz sind für alle Soldaten vorausgesetzt, in der Kampftruppe und vor allem bei der Infanterie wird das einem aber in hohem Maße abverlangt.
Mal ne Nebenfrage. Hat unsere heutige Bundeswehr noch Infanterie? Klassisch eh nicht mehr. Ist doch alles Panzergrenadiere und Jägertruppe?!
Plus Division Schnelle Kräfte? DSK.
Natürlich sind die Jäger die klassische Infanterie... Panzergrenadiere gehören zur Panzertruppe und sind keine Infanteristen.
Wie kommst du darauf, dass Jäger keine klassische Infanterie wären? Der Kampf erfolgt abgesessen mit Handwaffen im bewaldeten oder urbanen Gelände.
Zb ist auch die gezogene Artillerie, bis 1990, klassischer Teil der Bundeswehr, nicht mehr klassischer Teil.
Was meinst du denn mit "klassisch"?
Gezogene Artillerie ist, war zb klassisch vei der Bundeswehr, mit Feldhaubitzen.
Es gibt ein Unterschied zwischen der Bundeswehr vor 1990 und der Bundeswehr der letzten 20/ 30 Jahre.
Gezogene Feldhaubitzen.
Klassisch, ist auch der Stellungskrieg, wie in der Ukraine.
Wie deutsche Panzertruppen in Frankreich, stossen die russischen Verbände, aktuell nicht Vorwärts.
Ob du jetzt eine gezogene Feldhaubitze oder eine Selbstfahrlafette nutzt, macht keinen Unterschied, es handelt sich trotzdem um normale Artillerie. Artillerie bezeichnet lediglich den Kampf mit Steilfeuerwaffen, das können auch Raketen sein.
Der Stellungskampf wird auch bei der Bundeswehr noch geübt und ist auch kein Merkmal für "klassische" Infanterie.
Bei der Bjndeswehr, wurde nach 1990, nur marginal, der Stelljngskrieg geübt. Gerade in den 1990er Jahren...
Man durfte keine Gräben durch den Wald ziehen.
Und es gibt Unterschiede zwischen Feldhaubitze und Selbstfahrlafette.
Feldhaubitzen, hat die heutige Bw nicht mehr. Weil man meinte, dass diese nicht mehr gebraucht würden.
Stellungskrieg, Gräben durch die Landschaft ziehen, ist erst jüngst wieder im Kommen.
In den Alpen wurde eine Stellungsanlage über x Jahre vernachlässigt. In den letzten Jahren wurds wieder instandgesetzt.
Mit der Selbstfahrlafette kann man anders Agieren als mit der gezogenen Feldhaubitze.
Mir geht es nicht um die Unterschiede zwischen Feldhaubitzen und Panzerhaubitzen, sondern, dass du meinst, klassische Infanterie und Artillerie würde es nicht mehr geben.
Ob die Haubitze gezogen wird oder von selbst fährt, spielt ebenfalls keine Rolle, es handelt sich trotzdem um klassische Artillerie (Steilfeuerwaffen).
Die Bundeswehr hat auf ihren Übungsplätzen Grabensysteme. Selbstverständlich werden Grabenkämpfe geübt, dazu gibt es sogar Videos auf Youtube. Das wurde schon immer geübt.
Dass du dem Begriff "klassisch" eine eigene Bedeutung gegeben hast, kann ja niemand ahnen, Tatsache ist, Artillerie und Infanterie sind ein großer und wichtiger Teil des Heeres und die Kampfweisen haben sich bis auf modernere Ausrüstung nicht geändert.
ist das sehr schwer da reinzukommen/da durchzuhalten? sind die Leute da sehr krass in körperlicher und mentaler Härte oder doch eher normal bis etwas höher?
Das kommt eher auf die Laufbahn an, für die du dich beworben hast. Es gibt Gesundheitsziffern, die speziell eine Verwendung in der Infanterie ausschließen, ansonsten ist es nicht schwer, da reinzukommen.
sind die Leute da sehr krass in körperlicher und mentaler Härte oder doch eher normal bis etwas höher?
Es gibt solche und solche. Wer natürlich seine körperliche und mentale Fitness schleifen lässt, raucht oder trinkt, hat es selbstverständlich schwieriger dort mitzuhalten.
Nach meiner AGA wurde ich zwar zu den Führungsunterstützern versetzt, aber ich hatte zumindest gelegentlich mit Jägern zu tun.
Der Alltag eines Infanteristen besteht im Grunde aus Sport, Pflege und Wartung der Ausrüstung und Ausbildungen ...
- An der Waffe
- Fertigkeiten im Gelände
- Das Agieren in der Gruppe
- Kämpfen in unterschiedlichen Umgebungen
- Bewegen ...
Und das Gesamtpaket wird dann auf dem Übungsplatz abgefordert bis es denn mal in den Einsatz geht.
Da werden mich bestimmt noch der ein oder andere Infanterist korrigieren, aber das ist so mein Eindruck von deren Alltag.
ist das sehr schwer da reinzukommen/da durchzuhalten? sind die Leute da sehr krass in körperlicher und mentaler Härte oder doch eher normal bis etwas höher?
Wenn Du körperlich soweit fit bist und auch ansonsten keine Gründe gegen eine Karriere als Soldat sprechen, sollte dies kein Problem sein.
Ich meine, dass andere Truppenteile begehrter bei den Bewerbern sind.
Ich selber war bei der Gebirgstruppe (sehr empfehlenswert für Sportler und Schifahrer) und wurde erst als Reservist einem Jägerbataillon zugeteilt. Körperliche oder mentale Härte habe ich bei beiden Truppenteilen im kalten Krieg nie erlebt. Ich gehe bei dieser Aussage davon aus, dass Du ein „normal“ dickes Fell hast und nicht mental zusammenbrichst, wenn mal jemand auf den Tisch haut. Und eine gewisse Disziplin ist natürlich auch gefordert, so wie bei jeder Armee.
Die BW stellte damals einen Querschnitt der deutschen Bevölkerung dar. Man lernte viele Idioten sowie mental Überlastete kennen und auch abzuschätzen, wie viele da anteilsmäßig draußen in der Welt noch rumlaufen und mit denen man normalerweise nie in Kontakt kommt, die aber trotzdem da sind. Heute ist das anders (besser) weil nicht mehr jeder eingezogen wird. Die Psychos werden weitgehend aussortiert und wer nicht Soldat werden möchte, der muß es auch nicht.
Ich hab gehört dass man mit 20-30kg Rucksäcken rennen und durch den Matsch robben muss, stimmt das?
In der Grundausbildung kam sowas schon vor. Aber ich meine 20kg Marschgepäck war bei uns das Maximum.. dazu Durchschlageübungen über zig Kilometer ohne Benutzung der Straßen :-).
Soldaten sollten halt schon fit sein.
Und der Matsch… hat mich damals etwas gestört; heute sage ich, dass Deine Klamotten ja auch wieder gewaschen werden, also was soll’s :-).
Nicht nur Orientierungssinn. Du musst dich über Übungsbedingungen bis zum Ziel durchschlagen. Dazu gehört auch dass die Gruppe über mehrere Tage autark ist, ihr lebt also von dem was ihr im Rucksack habt. Dazu musst ihr dann zb öffentliche Straßen und Ortschaften vermeiden und Hindernisse wie zb Gewässer überwinden.
Du übst im Wald Gefechte und trainierst Häuserkämpfe mit dem Dusim.
Aha, das macht es für mich klarer. Da bin ich dir ja öfter auf den Schwanz getreten. Sorry dafür.