Themenspecial 24. April 2024
Essstörungen
Alles zum Themenspecial

Wie hilft man Magersüchtigen sich ihrer Körperschemastörung bewusst zu werden?

1 Antwort

Hallo Unprovokable,

vorab die Infoamtion, wir werden in der nächsten Zeit alle noch offenen Fragen beantworten. In den zwei Stunden haben wir leider nicht mehr geschafft. Es waren tolle Fragen dabei aber wir mussten teilweise auch sehr ausführlich antworten.

Zu Deiner Frage: Studien weisen darauf hin, das Fähigkeit der Mentalisierung bei Betroffenen eingeschränkt ist. Untergewicht und Mangelernährung scheinen dies auch noch zu verstärken. So wird das Gefühl ”zu dick“ zu sein zur Realität.

Zur Erklärung Eintrag aus Wikipedia: Mentalisierung oder auch Mentalisation ist ein Fachbegriff aus der Psychologie und Psychoanalyse. Er beschreibt die menschliche Fähigkeit, psychische Zustände in sich selbst und bei anderen wahrzunehmen und auf diese Weise das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung mentaler Zustände zu interpretieren. Wikipedia

War diese Erklärung ausreichend für Dich?

Liebe Grüße

Sabine

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Päd. Fachkraft aus dem Projekt ANAD Digital Streetwork
Unprovokable 
Fragesteller
 26.04.2024, 18:41

Das ist eine sehr interessante Theorie. Sie meinen also, durch den geringen Blutzuckerspiegel ist das Gehirn nicht mehr fähig, seine Selbstwahrnehmung zu hinterfragen und verfängt sich in reinen Glaubenssätzen und Unsicherheiten? Interessant. Nach dieser Theorie müssten dann Esssüchtige im Prinzip einsichtiger sein als Magersüchtige, da ihr Blutzucker ja hoch genug ist. Ist das denn so? Auch von Übergewichtigen oder Menschen, die bei Frust viel essen kenne ich eine sehr geringe Uneinsichtigkeit - sie geben z.B. häufig ANDEREN oder Situationen die Schuld für ihr eigenes Essverhalten. Es stimmt allerdings, dass sie sich ihres Übergewichts und seiner Folgen eher bewusst sind.

Wäre es vielleicht hilfreich verstärkt Kampagnen einzusetzen, die auf die Gefahren von Untergewicht hinweisen? Die Allgemeinheit ist recht gebildet bezüglich der Gefahren von Übergewicht (Herzinfarkte, Diabetes, Kniegelenke) aber über die konkreten Gefahren von Untergewicht wird wenig unterrichtet. Gibt es von Ihnen entsprechende Newsletter, Artikel usw. die man verlinken könnte?

Nun eine Hauptfrage bleibt bei mir weiterhin offen: Wieso nehmen Magersüchtige den BMI Wert einfach nicht als unumstreitbaren Fakt wahr? Wieso verstehen Sie UNTER-Gewicht nicht als etwas SCHLECHTES, als eine KRANKHEIT? Sondern gar als etwas erstrebenswertes? Wieso verstehen sie die Notwendigkeit des Fetts im Körper nicht? Fett ist mehr als nur ein Energiespeicher. Fett ist überlebensnotwendig.

Als ich letztens eine Diskussion führte mit einer 70kg schweren Frau, deren Ziel es sei 45kg zu wiegen, schrieb ich "dein idealgewicht wäre 65kg, ein Ziel von 45kg ist wahnsinnig, da bist du vermutlich sogar tot" - darauf antwortete sie tage später, sie kenne eine freundin, die mit 45kg noch nicht tot sei. Ich weiß nicht, wie ich solchen Menschen begreiflich machen soll, dass sie ungesunde, abnormale, selbstschädigende Ziele haben - immer wenn ich denke, ich hätte sie unumstreitbar überzeugt, finden sie ein neues Schlupfloch um ihre Taten zu rechtfertigen. In diesem Fall habe ich den Chat aus Überforderung und Selbstschutz dann beendet.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, alle Fragen zu beantworten. Essstörungen sind ein sehr wichtiges, verbreitetes Thema in unserer Gesellschaft.

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Sweety432  28.04.2024, 14:07
@Unprovokable

Tatsächlich ist es so, dass das Gehirn nicht mehr optimal arbeiten kann, weil Nährstoffe und Energie fehlen.

Als ich mitten in der Magersucht stecke habe ich es auch nicht gesehen oder gemerkt. Soweit konnte (und wollte) ich gar nicht denken.

Wenn ich heute darauf zurück blicke, ist es krass und verwundert mich, wie ich das nicht merken/einsehen konnte. Bin jetzt normalgewichtig.

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Unprovokable 
Fragesteller
 28.04.2024, 19:14
@Sweety432

Danke für deinen Erfahrungsbericht!!! Daran hätte ich gar nicht gedacht!

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