Naja das ist halt ein möglicher Teil der Krankheit. So als ganz platter Vergleich: ein Flatearther denkt ja auch, die Welt ist flach, obwohl es dafür keine Indizien gibt bzw. genug Gegenbeweise. Und manche wissen auch, dass sie zu dünn sind, aber das nimmt man hin, weil die Zahl auf der Waage einfach gering sein "muss". Das ist keine bewusste Entscheidung gegen das Leben oder gegen die Gesundheit, das ist ein innerer Drang einfach. Man sieht es auf Fotos, dass man dünn ist ja, aber man merkt nicht wie krass dünn man ist bzw. sieht einfach nur die Bestätigung. Wenn man hört, dass man zu dünn ist, dann nimmt man das zwar wahr, aber ja entweder man ignoriert es und sieht es einfach selbst nicht so und sieht sich als dick oder man weiß es zwar irgendwie, aber denkt, man hat es unter Kontrolle und wie gesagt, sieht eher die Bestätigung darin.
Vor allem, dass es auch etliche Betroffene gibt, die einen noch geringeren BMI haben und "leben", gibt einem immer eine gewisse "Sicherheit" und das Argument "andere sind aber noch dünner".
Der BMI an sich ist ja auch bisschen zu kritisieren, weil der ja Muskeln, Knochen etc nicht einberechnet. Solche Argumente können einen auch dazu verleiten, die Kategorie "Untergewicht" oder sogar starkes Untergewicht als nicht so aussagekräftig zu bewerten für sich selbst.
Wie auch schon in der anderen Antwort gesagt wurde, beeinträchtigt Mangelernährung bzw zu wenig Energie das Gehirn und die Konzentration. Daher muss man (ich glaube bei einem BMI unter 17.5) auch erstmal zunehmen, bevor man Therapie anfängt, weil man sonst nicht wirklich "zuverlässig" ist sozusagen. Was natürlich auch verlockend ist, dann gar nicht erst eine Therapie anzufangen oder das aufzuschieben.
Aber wie gesagt, das ist einfach eine Störung, da können die Betroffenen auch nichts für.
Mir hatte es geholfen, von Ärzten oder eher fremderen/Bekannten Leuten entsprechende Kommentare/Sorgen zu hören und die besorgten Blicke vor allem zu sehen. Bei Familie und den engsten Freunden hatte ich immer das Argument, dass die halt emotionaler reagieren und übertreiben. Der BMI war für mich auch nur Bestätigung, dass ich dünn bin, ich hab teils sogar indirekt schon fast die Kategorisierung des BMIs hinterfragt. Auf Fotos fand ich mich dünn, ja. Aber nicht zu dünn. Das realisiert man erst langsam. Jetzt bin ich im untersten Normalgewicht und ja, die leichte Verzerrung ist immer noch da. Mir hat es auch geholfen Erfahrungen von anderen zu lesen bzw. auf youtube entsprechende Videos von Recoverys zu sehen und auch Bilder von mir anzuschauen, sowohl die dünnsten als auch mit normaler Figur. Und Fitnessstudio hilft auch vielen etwas zuzunehmen, ohne dass alles in Fett angesetzt wird, man kräftiger wird und auf Fotos eine vitalere Figur sieht.