Wie haltet ihr vom Kapitalismus und warum?

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Die wirtschaftliche Ungleichheit ist teilweise traurig aber nunmal der Preis der Freiheit.

Sozialismus in jeder bisher erdachten Form führte immer zu Unterdrückung und letztendlich auch zu elend und Armut. Im Sozialismus geht es nicht allen gleich gut, sondern gleich schlecht.

IanGaepit  21.07.2022, 08:07
Im Sozialismus geht es nicht allen gleich gut, sondern gleich schlecht.

Naja. Das ist aber doch auch sehr relativ. Schaut man sich die meisten Metriken der Ostblock Staaten in den 80er Jahren an, liegen diese zwar definitiv hinter den Staaten Westeuropas, aber halt so gut wie immer höher als die der heutigen kapitalistischen Staaten außerhalb Europas und Nordamerikas. Aufgrund der häufigen Fokussierung sozialistischer Staaten auf Schwerindustrie fehlte es halt häufig an Luxuskonsumgütern.

Wirklich schlecht, insbesondere im Vergleich zu kapitalistischen Staaten der sogenannten dritten Welt ging es den Bürgern in sozialistischen Staaten eigentlich nie.

Global gesehen müsste man also eher sagen, es ging den Bürgern im Sozialismus immer akzeptabel, während es im Kapitalismus fast nur die Extreme des Überflusses und des Mangels (selbst an Basisgütern wie Nahrung, in z.B. vielen Afrikanischen Staaten) gibt.

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Apoka392  21.07.2022, 10:11
@IanGaepit
Aufgrund der häufigen Fokussierung sozialistischer Staaten auf Schwerindustrie fehlte es halt häufig an Luxuskonsumgütern.

Aufgrund der Planwirtschaft fehlte es im Ostblock an allem möglichen, vor allem aber an Innovation. Wenn der ganze Staat aus "Beamten" besteht, dann wird die ganze Wirtschaft so effizient wie eine Behörde.

Global gesehen müsste man also eher sagen, es ging den Bürgern im Sozialismus immer akzeptabel, während es im Kapitalismus fast nur die Extreme des Überflusses und des Mangels

Alleine in China sind 30-50 Millionen Menschen beim großen Sprung nach vorne verhungert, von den zahllosen Hungersnöten in Russland, Rumänien und Ungarn Mal ganz zuschweigen. Der Sozialismus hat mehr Menschen in den Hungertod gebracht, als der zweite Weltkrieg an Todesopfern hatte, während sich die Parteibonzen in abgesperrten eigenen Dörfern z.T. sogar Palästen es sich haben gut gehen lassen.

(selbst an Basisgütern wie Nahrung, in z.B. vielen Afrikanischen Staaten) gibt.

Wo in Afrika werden Eigentumsrechte gewahrt und herrschen freie Märkte? In Afrika gibt es immer noch feudale Strukturen inklusive Menschenhandel und jeder Zeit kann dir irgendeine Rebellengruppe dein Hab und Gut wegnehmen. Mit viel Fantasie findet man freie Märkte und Eigentumsrechte im Arabischen Norden und vielleicht noch Südafrika. Dem entsprechend gibt es in jenen Teilen Afrikas die du meinst keinen funktionsfähigen Kapitalismus.

Jene Staaten die marktwirtschaftliche Prozesse zumindest zum Teil implementiert haben, geht es um einiges besser, als jene die wie Zimbabwe nach der Bodenreform alle fähigen Farmer aus dem Land vertrieben haben und danach in die schlimmste Hungersnot ihrer Geschichte gestürzt sind. Mugabe und seine sozialisitische Regierung war eine einzige Katastrophe für das Land.

Der freie Markt ist die Lösung nicht das Problem.

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IanGaepit  21.07.2022, 10:35
@Apoka392
Aufgrund der Planwirtschaft fehlte es im Ostblock an allem möglichen, vor allem aber an Innovation. Wenn der ganze Staat aus "Beamten" besteht, dann wird die ganze Wirtschaft so effizient wie eine Behörde.

Naja. Innovation ist immer ein schönes Schlagwort.

Kapitalistische Inovation ist oft Marktorientiert. Etwas also als innovativ und wichtig verkaufen zu können macht etwas schon innovativ.

Siehe z.B. Elon Musks meiste Projekte. Nimm etwa seinen Tunnel unter Las Vegas, der im Bezug auf Transporteffektivität im Kern keine Chance gegen klassischen Schienenverkehr hat.

Im Gegenzug, könnte man anführen, dass die Sowjetunion eigentlich das "Space Race" gewonnen hat. In allem waren sie führen. Lediglich die Landung auf dem Mond als solche ist ein Punkt für die USA, als Repräsentant des Kapitalismus.

Alleine in China sind 30-50 Millionen Menschen beim großen Sprung nach vorne verhungert, von den zahllosen Hungersnöten in Russland, Rumänien und Ungarn Mal ganz zuschweigen.

Naja, die Sowjetunion und China waren beides Semi-Feudalstaaten, in denen die Parteiführung eine rapid Industrialisierung anstrebte und dabei die Landwirtschaft furchtbar vernachlässigten um den Vorspung der Westeuropäischen und Nordamerikanischen Staaten, die ihre eigene deutliche langsamere Industrialisierung, unzweifelhaft mit ihren kolonialen Besitztümern ausgleichen konnten aufzuholen. Ist das Vorgehen hier kritisierbar? Absolut. Kam es nach der gelungen Industrialisierung aber zu erneuten Hungersnöten. Eigentlich nicht, nein. Leere Regale, die wir etwa im retranistionellen Russland in Dokus dieser Zeit sehen, zeigen eben genau das. Ein Russland nach dem Ende des Sozialismus in der Übergangsphase zum Kapitalismus. Das kapitalistische Russland liegt in den meisten Metriken übrigens noch immer hinter der RSFSR zurück, oder holt diese nach 30 Jahren grade so auf.

Was Ungarn und Rumänien angeht. Du willst nun nicht behaupten, dass diese nicht in erster Linie durch einen gewissen monumentalen Krieg bedingt sind?

Wo in Afrika werden Eigentumsrechte gewahrt und herrschen freie Märkte?

Das klingt effektiv nach einem "no-true-capitalism Argument." In fast allen Staaten Afrikas werden die "Eigentumsrechte" Europäischer und Nordamerikanischer Firmen gewahrt. Dafür sorgen in erster Linie die USA, Frankreich und GB mit hilfe von politischen Einfluss, semi versteckten Putschen und ggf. sogar offener Intervention wenn nötig. Das ist der Krux. Der westliche Kapitalismus könnte, selbst wenn er wollte, im Interesse der Wahrung seines Wohlstandes nicht zulassen, dass sich ein effektiver Kapitalismus in der dritten Welt entwickelt. Eine dritte Welt auf Augenhöhe ist dementsprechend nicht gewünscht. Deswegen ist Kapitalismus als globales System nicht wirklich funktionstüchtig. Imperialismus und Kapitalismus sind inhärent verbunden.

Der freie Markt ist die Lösung nicht das Problem.

Wie schon gesagt. Würde dies global zugelassen werden, würde dies ggf. die Vorherrschaft des westlichen Kapitalismus bedrohen und ihn in seinem eigenen Wohlstand schwächen. Dies würde allerdings auch das komplett, in der westlichen Welt verbreitete Argument der Überlegenheit des Kapitalismus ad absurdum führen.

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Apoka392  21.07.2022, 16:23
@IanGaepit
Im Gegenzug, könnte man anführen, dass die Sowjetunion eigentlich das "Space Race" gewonnen hat. In allem waren sie führen. Lediglich die Landung auf dem Mond als solche ist ein Punkt für die USA, als Repräsentant des Kapitalismus.

Also die Mondlandung war mit weitem Abstand die größte technische Errungenschaft im Space Race. Nicht desto trotz haben die Sowjets gut mitgehalten. Nicht nur in der Raumfahrt, sondern auch in der Rüstung waren sie erstklassig. Ihre Waffen machen das was man deutschen Waffen nachsagt, aber weitestgehend nicht stimmt, sie sind in jedem Krieg dieser Welt im Einsatz. Teilweise sind diese Waffensystem 30-40 Jahre alte und trotzdem immer noch funktionstüchtig. Warum glaubst du, ist der Trabbi oder Lada 30 Jahre in der Zeit stehen geblieben, während Bereiche in welchem die Russen Konkurrenz hatten sich weiter entwickelt haben? Des Rätsels Lösung nennt sich Wettbewerb, welcher in der Planwirtschaft nicht existiert und die Stärke der Marktwirtschaft ist.

Kapitalistische Inovation ist oft Marktorientiert. Etwas also als innovativ und wichtig verkaufen zu können macht etwas schon innovativ.

Auch hier stimme ich mit dir über ein. Die MW sorgt für Innovation von Produkten die von der Volkswirtschaft auch wirklich gebraucht werden und desshalb vom Markt nachgefragt werden, während in der PW, irgendwelche Planer meinten, zu wissen, was das Beste ist. Deswegen gibt es im Kapitalimus auch keine Unterversorgung und Überproduktion.

Was Ungarn und Rumänien angeht. Du willst nun nicht behaupten, dass diese nicht in erster Linie durch einen gewissen monumentalen Krieg bedingt sind?

Die Nachwirkungen von WKII wirkten garantiert nicht bis in die 70iger und 80iger. Rede Mal mit Siebenbürgen Deutschen, was die alles erlebt haben. Auch hier waren irgendwelche Planer der Meinung es sei besser die Landbevölkerung in die Städte zu holen ohne die Konsequenzen zu überdenken. Dazu kam der Verkauf von Agrarprodukten, um westliche Devisen zu erhalten.

Das klingt effektiv nach einem "no-true-capitalism Argument."

Witzig, sonst kommt dieses Argument immer von den Kommunisten, wenn sie mir erzählen die SU und Ostblock waren gar kein richtiger Kommunismus. 😂

Natürlich findest du in jeder Gesellschaft Angebot und Nachfrage und irgendwo hat man schon Recht wenn man sagt, dass dies eher ein Naturgesetzt als eine Erfindung ist.

Jedoch sind vom Staat durchgesetzte Eigentumsrechte, sowie die Vertragsfreiheit für Jedermann absolute Grundpfeiler einer kapitalisitisches liberalen Gesellschaft. Ohne diese handelt es sich um andere, Beispielsweise feudale oder tribalistische Gesellschaftsformen. Diese Grundsätze findest du eben nicht so ohne weiteres in menschlichen Gesellschaften. Diese Ideen müssen gelebt und kulturell akzeptiert sein.

In fast allen Staaten Afrikas werden die "Eigentumsrechte" Europäischer und Nordamerikanischer Firmen gewahrt. Dafür sorgen in erster Linie die USA, Frankreich und GB mit hilfe von politischen Einfluss, semi versteckten Putschen und ggf. sogar offener Intervention wenn nötig. Das ist der Krux.

Nein ist es nicht. Der Fakt dass ausländische Mächte diese Gesetzte durchsetzen müssen und zeigt doch, dass Eigentumsrechte in diesen Staaten eben nicht existieren, sondern extern erhalten werden müssen.

Der westliche Kapitalismus könnte, selbst wenn er wollte, im Interesse der Wahrung seines Wohlstandes nicht zulassen, dass sich ein effektiver Kapitalismus in der dritten Welt entwickelt.

Natürlich könnte der Westen eine dritte Welt im Wohlstand ertragen. Was hat der westlichen Wirtschaft mehr geholfen? Das sozialisitische China mit Hunger und Armut oder das China mit seiner sozialistischen Marktwirtschaft, welches nun ein Billionen Absatzmarkt für westliche Industrieprodukte ist und gleichzeitig Produzent diverser Produkte?

Dein Weltbild vom Kapitalismus der die dritte Welt ausraubt ist schlicht weg falsch. Die produzieren nichts was man ihnen wegnehmen könnte. Selbst wenn sie relevant in den weltweiten Wirtschaftskreisläufen integriert wären, dann würde der Kapitalismus zu Handel tendieren. Eine Sowjetunion die über festen Wechselkurse und Roterarmee ihre Satelliten ausgequetscht hat, gibt es im Kapitalimus nicht.

Imperialismus und Kapitalismus sind inhärent verbunden.

Guck dir Mal die Geschichte der UdSSR an. Wahrend der Westen dekolonisiert hat, hat Stalin die UdSSR wieder in den Grenzen des Zarenreiches sehen wollen (Finnland, Baltikum und den Osten Polens). Wenn irgendjemand verkappt imperalistisch war, dann der Sozialismus. Die hatten mit ihrem Generalsekretär auch wenigstens sowas ähnliches wie einen Imperator.

in der westlichen Welt verbreitete Argument der Überlegenheit des Kapitalismus ad absurdum führen.

Ist das so? Sei einmal ehrlich zu dir selbst? Kannst du mir ein Wirtschaftssystem nennen, das so unfassbar gut ist, dass selbst seine Gegner nirgendwo anders leben wollen? Der Sozialismus brauchte Mauern und Grenzer, der Kapitalismus nur Apple und Starbucks ... Denk Mal drüber nach.

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IanGaepit  21.07.2022, 20:19
@Apoka392
Also die Mondlandung war mit weitem Abstand die größte technische Errungenschaft im Space Race. Nicht desto trotz haben die Sowjets gut mitgehalten.

Tut mir leid. Aber mithalten ist hier wirklich ein fragwürdiger Ausdruck. Die Sowjets kamen den USA im Bezug auf Weltraum Erfolge, Satelliten, Bemannte Raumflüge usw. nun mal bist zur Mondlandung selbst mit allem, trotz des Willens der Amerikaner zuvor. Mithalten würde ich ggf. verwenden, wenn jemand die genannten Erfolge im Nachgang erreicht.

Nun ist es durchaus ok, die Mondlandung als noch einmal höherwertigen Erfolg als das von mir genannte zu nennen. Das genannte Zuvorkommen und ich betone, nicht nur Mithalten, ist aber doch durchaus ein Argument für die "Innovationsfähigkeit" sozialistischer Staaten.

Warum glaubst du, ist der Trabbi oder Lada 30 Jahre in der Zeit stehen geblieben, während Bereiche in welchem die Russen Konkurrenz hatten sich weiter entwickelt haben? Des Rätsels Lösung nennt sich Wettbewerb, welcher in der Planwirtschaft nicht existiert und die Stärke der Marktwirtschaft ist.

Naja gut. Das versagt aber auch zu erkennen, dass Aufgrund dieser Konkurrenz massiv Mittel im Budget der UdSSR nicht in die Konsumgüterindustrie, sondern Schwerindustrie fließen mussten. Würdest du mir nicht im Gegenzug auch zustimmen, dass die Konsumgüterindustrie bessere Standards hätte erfüllen können, wären sie besser finanziell ausgestattet gewesen?

Obwohl, die Sowjets durch Konkurrenz zu Höchstform aufgelaufen sind, hat dieser Konkurrenzkampf, in anderen Bereichen, mindestens potentiellen Schaden angerichtet.

Auch hier stimme ich mit dir über ein. Die MW sorgt für Innovation von Produkten die von der Volkswirtschaft auch wirklich gebraucht werden und desshalb vom Markt nachgefragt werden,

Also sorry. Nachfrage und tatsächlicher Nutzen schließen sich natürlich nicht aus. Nicht einzugestehen, dass natürlich durch Einwirkung auf das Konsumverhalten der Menschen (a.k.a Werbung) auch relativ nutzlose, bis nutzlose Produkte hohe Nachfrage erhalten können ist jetzt nix was in irgend einer Form diskutabel ist. Das wird vom altmodischen Schlangenölverkäufer, bis zur modernen Techindustrie nachgewiesen. Scheisse, selbst glaube kann zum Produkt transformiert werden. Siehe Glaubensheiler und Astrologen.

Deswegen gibt es im Kapitalimus auch keine Unterversorgung und Überproduktion.

Das widerlegt doch die globale Nahrungsmittelversorgung. Wir haben global eine klare Überproduktion, aber regionale Unterversorgung aufgrund des Focuses auf bestimmt reiche Märkte...

Die Nachwirkungen von WKII wirkten garantiert nicht bis in die 70iger und 80iger. Rede Mal mit Siebenbürgen Deutschen, was die alles erlebt haben.

Naja sagen wir es so. Ich meine mich zu erinnern, dass die tägliche Kcal zufuhr in so gut wie allen Ostblockstaaten in den 60-70 Jahren relativ auf dem Niveau des Westens lag, was offensichtlich gegen eine Hungersnot spricht. Ich gebe aber zu die Statistik nicht zu finden.

Da dein Argument anekdotisch ist und ich die Statistik nicht auf die schnelle finde, denke ich, dass dies zumindest aktuell nicht wirklich Sinn mach es weiter zu diskutieren.

Witzig, sonst kommt dieses Argument immer von den Kommunisten, wenn sie mir erzählen die SU und Ostblock waren gar kein richtiger Kommunismus. 😂

Ich sage es so. Man kann im Sinne Marxistischer Theorie argumentieren, dass die Sowjetunion nicht zu jedem Zeitpunkt ihrer existierte ein Sozialistischer Staat war. Allerdings war sie immer ein sozialistisches Experiment. Und aus den Fehlern, wie aber auch den Erfolgen muss man für die Zukunft lernen. Eine Erkenntnis die tatsächlich vielen "Jungsozialisten," aber auch Kapitalisten (natürlich umgemünzt auf die Fehler des Kapitalismus fehlt.)

Ich will dich dahingehend wirklich nicht beleidigen. Aber, dein Glaube an die unsichtbare Hand, der mir aus einigen deiner Sätze schon fast entgegenschallt hat halt auch etwas Pseudoreligiös. ^^

Gilt aber wie gesagt für die genannt "Jungsozialisten" (Junge in dem Fall nicht auf das Alter sondern eher Wissen bezüglich des Sozialismus bezogen.) Ich kann verstehen, wieso Kapitalisten bei dieser häufig eine Religiosität konnotieren.

Der Fakt dass ausländische Mächte diese Gesetzte durchsetzen müssen und zeigt doch, dass Eigentumsrechte in diesen Staaten eben nicht existieren, sondern extern erhalten werden müssen.

Also existieren sie. Die Mehrzahl der Staaten Afrikas setzt die genannten Eigentumsrecht zumindest im Bezug auf die Besitztümer ausländische Kapitalisten durch. Ist dann doch egal, ob das ein Produkt ausländischen Neo-Kolonialsimus ist oder nicht. Den ein 100% Garantie, dass diese ewig gewahrt bleiben gibt es doch ohnehin nicht. Mal hyperbolisch. Morgen übernimmt die DKP das Ruder und enteignet alle Kapitalisten. Könnte in der Theorie passieren. Ich verstehe offen gesagt dein Argument in diesem Kontext nicht mal ganz. ^^

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IanGaepit  21.07.2022, 20:57
@IanGaepit
Natürlich könnte der Westen eine dritte Welt im Wohlstand ertragen. Was hat der westlichen Wirtschaft mehr geholfen? Das sozialisitische China mit Hunger und Armut oder das China mit seiner sozialistischen Marktwirtschaft, welches nun ein Billionen Absatzmarkt für westliche Industrieprodukte ist und gleichzeitig Produzent diverser Produkte?

Was Chinas Armut angeht. Seine (sozialistische) Entwicklung war ultimativ immer gehämmt. Teilweise durch das versagen seiner eigene Führung, Teilweise aber auch weil es der Westen vor seiner Öffnung zu gewissen Marktreformen boykottierte (immer hin war die VR China bis in die 70gern durch die UN und so gut wie alle westlichen Staaten nicht mal anerkannt) und die UdSSR und die meisten anderen Staaten des Ostblocks es nach dem "chinesisch-sowjetisches Zerwürfnis," nicht mal mehr als Bruderstaat anerkannt und ebenfalls boykottierten. Es hätte also die Entwicklung zu einem Industriestaat, auf dem Stand der damaligen Zeit, für die westliche Staaten fast 100 Jahre benötigten aufholen müssen. So etwas geht nicht ohne Tech aus dem Ausland. Diese gestant ihm weder der Westen, noch der Osten zu.

Du hast irgendwo recht. Die rapide Entwicklung ist ein Produkt das der westliche Kapitalismus von China im Rahmen seiner Marktreformen profitieren wollte und konnte. Das Problem an der Sache ist, nicht jeder Staat ist China und bei weitem nicht jeder Staat hat das gewaltige Potential das es besitzt.

Manche Staaten sind für den westlichen Kapitalismus nichts weiter als bessere Ressourcenlager und in dieser Position nützen sie am meisten. Das sehen wir in Afrika. Das sehen wir zu Teilen im mittleren Osten.

Dein Weltbild vom Kapitalismus der die dritte Welt ausraubt ist schlicht weg falsch. Die produzieren nichts was man ihnen wegnehmen könnte. Selbst wenn sie relevant in den weltweiten Wirtschaftskreisläufen integriert wären, dann würde der Kapitalismus zu Handel tendieren.

Jein... Ich meine sie haben etwas das man Ausschöpfen kann und die eigene Wirtschaft antreibt. Natürlich Ressourcen die anderen Staaten fehlen, oder aktuell im eigenen Land nicht ausgebeutet werden sollen.

Und natürlich muss für diese Ressourcen nicht gehandelt werden, weil diese im Besitz westlicher Firmen sind, deren Besitzrechte, sollten diese in Frage gestellt werden mit "politischem Druck" (also Handlungen die ich oben nannte) gesichert werden. Diese Besitzrechte stammen dabei manchmal noch aus der Kolonialzeit, zumindest in ihrem Ursprung oder werden durch Marionetten in der politischen Führung bei Neuerschließung für gewöhnlich an westliche Firmen und nicht einmal an lokale Kapitalisten vergeben. Wenn das die Realität ist, ist es ja offensichtlich, dass der westliche Kapitalismus nicht wirklich an einer Entwicklung eines lokalen Kapitalismus interessiert ist. An Sozialismus natürlich schon gar nicht.

Guck dir Mal die Geschichte der UdSSR an. Wahrend der Westen dekolonisiert hat, hat Stalin die UdSSR wieder in den Grenzen des Zarenreiches sehen wollen (Finnland, Baltikum und den Osten Polens).

Oh ich bestreite definitiv nicht, dass die UdSSR durchaus imperialistisch aufgestellt war. Wobei Ostpolen ein recht schlechtes Beispiel ist. Das Gebiet war ja nun mal Mehrheitlich Weißrussisch und Ukrainisch und wurde von Polen ja selbst erobert und jetzt nun nicht "freiwillig" eingegliedert.

Allerdings war die Dekolonisation auch eher unfreiwillig. Ich mein nach der Schwächung durch den WK II. waren die Kolonien oft schlicht nicht mehr zu halten. Außerdem wurden natürlich zumeist "Pro-Westliche Führer" eingesetzt und wie ich es jetzt schon mehr mals sage, auf verschiedene Arten interveniert wenn diese aus der Reihe tantzen. Also keine Ahnung ob man das den westlichen Staaten wirklich zugute halten sollte.

Hier komme ich vielleicht nochmal auf meine Aussage mit dem Glauben vorhin zurück. Während ich durchaus anerkenne, dass die Oststaaten ihre kleineren und größeren Probleme hatten, so scheinst du bei Westen und dem Kapitalismus so oberflächlich wie möglich zu sein um diese gut dastehen zu lassen.

Ist das so? Sei einmal ehrlich zu dir selbst? Kannst du mir ein Wirtschaftssystem nennen, das so unfassbar gut ist, dass selbst seine Gegner nirgendwo anders leben wollen?

Naja, sei wir auch mal ehrlich. Welche Staaten waren die Hauptmigrationsziele zu Zeiten des Kalten Krieges? Welche Staaten sind die Hauptmigrationsziele heute? Fast die Gleichen? Und sind dies dann auch noch, die mit dem größten historischen Vorspung in der Industiralisierung und fast immer Kolonialmächte? Zufall?

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Apoka392  25.07.2022, 20:13
@IanGaepit
dass Aufgrund dieser Konkurrenz massiv Mittel im Budget der UdSSR nicht in die Konsumgüterindustrie, sondern Schwerindustrie fließen mussten.

Genau hier liegt ja die Problematik in der PW, sie trifft die ökonomisch falschen Entscheidungen. In der PW gibt es einen großen Konzern (den Staat) der unabhängig von seiner Leistung die Oberhand über die Produktionsmittel verfügt. In der MW bleibst du nur solange im Besitz von Produktionsmitteln, wie du auch sinnstiftend wirtschaftest und Nachfrage bedienst. Anstatt einen großen Entscheider, hast du in der MW viele autonome Entscheider welche für ihre wirtschaftliche Aktivität auch am Ende gerade stehen müssen.

Junge kluge Köpfe, welche Dinge Mal anders aus probieren wollen, gibt es in der PW nicht. Alle Produktionsmittel sind in der Hand von Senioren, egal ob die ihren Job gut machen oder nicht. In der MW haben auch jüngere oder industrieferne Köpfe Zugriff auf Produktionsmittel und können damit disruptive Innovationen schaffen. Viele werden scheitern, aber jene die Erfolg haben schaffen Fortschritt.

durch Einwirkung auf das Konsumverhalten der Menschen (a.k.a Werbung) auch relativ nutzlose, bis nutzlose Produkte hohe Nachfrage erhalten können ist jetzt nix was in irgend einer Form diskutabel ist.

Ist das so? Das ist schon eine sehr philosophische Frage. Was für den einen nutzlos und pure Verschwendung ist, ist für den anderen wertvoll, wenn auch nur kurzfristig. Nicht jedes jemals eingeführte Produkt in der MW ist zeitlos sinnvoll, aber in der MW gibt es wenigstens einen Prozess der nicht sinnvolle Güter schnell aussortiert und Mangel beseitigt.

Da dein Argument anekdotisch ist und ich die Statistik nicht auf die schnelle finde

Das stimmt, es sind vor allem Erzählungen aus meiner Verwandtschaft. Ich konnte auch keine Quellen auf die schnelle ergoogln, nur ein kurzer Wikipedia Eintrag der von Unterversorgung spricht, aber das kann alles bedeuten. 

Das widerlegt doch die globale Nahrungsmittelversorgung. 

Das würde voraussetzen, dass der Kapitalismus bzw die MW global und vor allem auch in den betroffenen Staaten existiert. Meiner Meinung nach tut er das nicht. Wobei man auch mittlerweile gerade in Bezug auf Südamerika sagen muss, dass in der 2. Welt Übergewicht schon eher zum Problem wird. Sobald limitierte kapitalistische Reformen eingeführt werden, ist Hunger kein Problem mehr.

Ich will dich dahingehend wirklich nicht beleidigen. 

Das ist die mit Abstand sachlichste Diskussion die ich jemals mit jemanden aus "deiner Ecke" geführt habe.

Aber, dein Glaube an die unsichtbare Hand, der mir aus einigen deiner Sätze schon fast entgegenschallt hat halt auch etwas Pseudoreligiös. ^^

Wie so ist das religiös? Es ist eine äußerst simple Mechanik, die sehr zuverlässig funktioniert und auch schon tausend mal belegt wurde. Wenn jemand etwas besitzt, was andere haben wollen, so hat dieser Marktmacht und kann es dementsprechend hochwertiger eintauschen. Alle Märkte aus denen sich der Staat weitestgehend raushält, sind ja voll funktionstüchtig. Die Supermärkte sind immer voll, Autos bekommt man auch immer gekauft, Elektrogeräte sind auch immer verfügbar. Es gibt tausende Märkte die das belegen.

Jene Bereiche wo der Staat meint intervenieren zu müssen, laufen hin gegen besonders schlecht. Pharma, Pflege und Krankenversorgung, Immobilien, Bildung, Energiewirtschaft usw. Auch hier erkennt man die gleiche Innovationslosigkeit, wie im Sozialismus und ich bin der festen Überzeugung, das mehr Wettbewerb hier zu besseren Ergebnissen führen würde. 

Also existieren sie. [...] Morgen übernimmt die DKP das Ruder und enteignet alle Kapitalisten. Könnte in der Theorie passieren. Ich verstehe offen gesagt dein Argument in diesem Kontext nicht mal ganz. ^^

Der 3. Weltstaat muss diese selber umfassend auch für die eigenen Bürger durchsetzen können, nur so können die positiven Effekte des Kapitalismus freigesetzt werden und komplexere investitionsintensiven aber auch wertschöpfungsstärkere Produktionen aufgebaut werden. Wenn der Staat dies nicht aus intrinsischer Kraft schafft, dann hat die eigene Bevölkerung keine Eigentums und Vertragsrechte. Die eigentliche ökonomische Kraft eines Staates liegt aber in genau dieser Bevölkerung. 

Sicher kann morgen auch in DE alles zusammen brechen. Man nennt sowas unternehmerisches Risiko. Dieses versucht zu bewerten wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass negativ Ereignisse eintreten. Deutschland gilt als besonders rechtssicher und eine Übernahme der DKP als sehr unwahrscheinlich, Afrika hingegen ist deutlich fragiler und selbst kleinste Ereignisse können den total Verlust für das Investment bedeuten.

Niemand kann in die Zukunft sehen, auch Unternehmer nicht. Man bestimmt die Risiken für ein Investitionsprojekt und wenn der Erwartungswert positiv ist und es keine bessere Möglichkeiten gibt sein Geld anzulegen, dann setzt man diese Investition um. Je stabiler und rechtsicherer ein Staat, desto niederschwelliger stellt man sich für ausländische Investitionen auf.

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Apoka392  25.07.2022, 20:19
@Apoka392
Das Problem an der Sache ist, nicht jeder Staat ist China und bei weitem nicht jeder Staat hat das gewaltige Potential das es besitzt.

Da gebe ich dir Recht. China hat gerade durch seine kulturellen Wurzeln gute Reformierungsvoraussetzungen gehabt. Leider steht diese ihnen aber auch in Fragen von Bürgerrechten massiv in Weg.

Ich glaube aber nicht, dass es einen anderen Weg gibt, wie der Rest der Welt aufholen kann, als über ökonomische marktwirtschaftliche Reformen. 

Manche Staaten sind für den westlichen Kapitalismus nichts weiter als bessere Ressourcenlager und in dieser Position nützen sie am meisten. Das sehen wir in Afrika. Das sehen wir zu Teilen im mittleren Osten.

Aber Afrika industrialisiert doch gerade. Die Bekleidungsindustrie shifted gerade von Asien immer mehr nach Äthiopien, Kenia wurde zu einem bedeutenden Schnittblumen Lieferant. Die Schritte sind kleinteiliger aber wie du schon selber festgestellt hast, sind auch die kulturellen und klimatischen Voraussetzung in Afrika ganz anderen. 

Eine industrialisierte Bergbauindustrie könnte deutlich mehr Kobalt fördern, das gleiche gilt für Agrarprodukte. Du darfst auch die Absatzmarkt Wirkung auf den Westen vergessen. Ein Aufbau einer afrikanischen Industrie würde massive ökonomische Vorteile für den Westen haben, da dieser seine Industrieanlagen verkaufen könnte. 

Wenn Afrika ein vom Entwicklungshilfe abhängiger Kontinent zu einem Lieferant von Produkten und Dienstleistungen wird, dann haben alle was davon. Dann gibt es mehr Dinge auf dieser Welt die unser Leben schöner und angenehmer machen können und gleichzeitig weniger Menschen in Abhängigkeit die Probleme machen.

Allerdings war die Dekolonisation auch eher unfreiwillig. Ich mein nach der Schwächung durch den WK II. waren die Kolonien oft schlicht nicht mehr zu halten.

Einige ja, andere hätten auch noch länger gehalten werden können, wenn man gewollt hätte. 

Außerdem wurden natürlich zumeist "Pro-Westliche Führer" eingesetzt und wie ich es jetzt schon mehr mals sage, auf verschiedene Arten interveniert wenn diese aus der Reihe tantzen.

Sicherlich haben da auch Machtfaktoren eine Rolle gespielt, aber es ging auch darum stabile Demokratien zu hinterlassen, oder zumindest Autokratische Strukturen die den geschaffenen Fortschritte schützten. Der eigene Staat ist natürlich von seiner vorherrschenden Ideologie überzeugt und versucht diese auch weiter zugeben. 

Und natürlich muss für diese Ressourcen nicht gehandelt werden, weil diese im Besitz westlicher Firmen sind, deren Besitzrechte, sollten diese in Frage gestellt werden mit "politischem Druck" (also Handlungen die ich oben nannte) gesichert werden.

Das stimmt nicht. Du kannst dir gerne mal die Export Bilanz von Nigeria oder Südafrika angucken. Dies sind die beiden größten Rohstoffexporteure Afrikas und beide Länder haben eine gewissen Wohlstand dadurch erwirtschaften können. Wo kommt der denn sonst her? Das Problem ist, das unveredelte Rohstoffe schlicht am Anfang der Wertschöpfungskette stehen, also keinen nennenswerten Wohlstand schaffen. 

Rohstoffe sind keine großen Geldbringer. Die einzigen Staaten die gut von Rohstoffen leben können, sind 1. industrialisiert und 2. haben sie eine kleine Bevölkerung im Vergleich zu den Rohstoffvorkommen, siehe Norwegen, Australien oder die arabischen Öl-Monarchien. 

für gewöhnlich an westliche Firmen und nicht einmal an lokale Kapitalisten vergeben.

Das liegt vor allem daran dass diese wenig Kapital haben und oft auch die Technik fehlt. Dafür braucht man Partner aus dem Ausland. 

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Apoka392  25.07.2022, 20:21
@Apoka392
so scheinst du bei Westen und dem Kapitalismus so oberflächlich wie möglich zu sein um diese gut dastehen zu lassen.

Ich halte den Westen für das mit Abstand beste System, in welchem Menschen je gelebt haben. (genau so wie die meisten Sozialisten, sonst würden sie ja nicht hier leben, sondern in der verblieben sozialistischen Enklaven). Sowohl vom Wohlstand als auch von den Bürgerechten hat kein anderes System bessere Resultate geschaffen. 

Wie in jedem Konstrukt, welches aus mehreren Millionen Menschen besteht, wirst du auch hier Widersprüche und Fehler finden, aber es ändert nichts daran, dass alle vorher gegangenen Systeme um einiges größere Defizite aufweisen. 

Die meiste Kritik am Kapitalismus kommt meist von ökonomischer Unwissenheit. Die Linke versucht die bessere Welt zu schaffen und scheitern daran kläglich. Im Großen, sei es der Kampf der Systeme, aber auch im Kleinen findet man selbst in Bayern weniger Armut, ein besseres Bildungssystem, eine stärker Wirtschaft weniger Obdachlosigkeit, als in "linkeren" Bundesländern. Dieses Muster zeigt sich weltweit immer wieder.

Auf rationaler Eben habt ihr den Kampf schon verloren. Die Tatsache dass die MW der PW überlegen ist, könnt ihr nicht leugnen. Die letzte Bastion die ihr habt, besteht darin zu behaupten, dass die bessere Performance im Kapitalismus nur durch Raub und Ausbeutung möglich sei. Diese Annahme ist allerdings falsch. Wenn ihr nur halb so kritisch gegenüber den eigenen sozialistischen Systemen wärt, wie gegen über dem Westen, dann könntet ihr mit euren hohen Moralvorstellungen eigentlich nicht guten Gewissens Sozialisten sein.

Und sind dies dann auch noch, die mit dem größten historischen Vorspung in der Industiralisierung und fast immer Kolonialmächte? Zufall?

Du betrachtest die Geschichte verkürzt. Den größten historischen Vorsprung hatte als Wiege der Menschheit Afrika. Die haben schon Pyramiden gebaut, da liefen in Europa noch die Mammuts rum. Auch Kolonien hatten die afrikanischen Karthager in Italien und Spanien. Später war Nordeuropa von den Römern kolonisiert. Auch wenn die Sklaverei und Besatzung für die Unterworfenen Germanen, kein Zuckerschlecken war, so sind sie auch der Anfang vom Aufschwung Europas gewesen. Schrift, Architektur, Religion und Recht sind zum Teil bis heute erhalten. 

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