Wie findet ihr Tierversuche?

11 Antworten

Absolut notwendig!

Es gibt schon eine sehr positive Entwicklung zu Versuchen mit Zellkulturen, Organoiden u.ä., aber für systemische Untersuchungen, komplexe Wechselwirkungen mit einem Gesamtorganismus oder auch zur Feststellung von systemischen Langzeitschäden gibt es noch keinen Ersatz für Tierversuche.

Dazu kommt, dass jeder einzelne Tierversuch von einem Ethikausschuss genehmigt werden muss; eine an und für sich sinnvolle Sache, die aber in Deutschland so langwierig und bürokratisch überfrachtet ist, dass immer mehr Firmen/Forschungseinrichtungen Deutschland verlassen.

Eine objektive Stellungnahme auf dem letzten Stand der Naturwissenschaften findet man auf der Webseite des Deutschen Primatenzentrums https://www.dpz.eu/de/abteilung/ueber-tierversuche/tierversuche.html

Für Kosmetik, technische Dinge oder sonst was absolut grausam und unmenschlich.

Für medizinische Zwecke jedoch durchaus sinnvoll, auch wenn es ebenfalls grausam ist. Allerdings wäre die andere Option ein Medikament zum ersten Mal an einem Menschen zu testen und das geht eben gar nicht.

In vielen Bereichen sind Tierversuche bereits unnötig, weil es geeignete Alternativen gibt. In etlichen anderen jedoch sind sie noch unverzichtbar und ich glaube auch nicht, dass Tierversuche jemals völlig unnötig werden. Wenn ein Pharmaunternehmen beispielsweise ein neues Medikament entwickelt, das in der Veterinärmedizin später einmal zur Behandlung von Hunden eingesetzt werden soll, muss es unweigerlich an Hunden getestet werden.

Die Forschung ist heute sehr bemüht, Tierversuche weitgehend zu vermeiden. Man orientiert sich nach dem Prinzip der drei Rs: replace, reduce, refine.

  • Replace: Wo es möglich ist, wird auf Tierversuche ganz verzichtet und diese werden durch andere Alternativen ersetzt.
  • Reduce: Wenn ein Tierversuch nicht ersetzbar ist, soll die Anzahl der benötigten Tiere so groß wie nötig aber so klein wie möglich gehalten werden.
  • Refine: Tierversuche sollen so gestaltet werden, dass die Tiere möglichst wenig leiden und tiergerecht gehalten werden.

In Deutschland ist jeder Tierversuch genehmigungspflichtig. In einem umfangreichen Antrag muss einer Kommission begründet dargelegt werden, weshalb der Versuch durchgeführt werden soll und unverzichtbar ist und wie viele Tiere eingesetzt werden sollen.

Mittlerweile weitet sich das Prinzip der drei Rs sogar auf die Feldforschung aus. Wenn man z. B. genetische Proben von Wildtieren sammeln will, hat man die Tiere früher mit Fallen gefangen oder in Narkose versetzt und etwa eine Fell-, Feder- oder Schuppenprobe genommen, was für die Tiere viel Stress bedeutet hat und nicht ohne Risiko war. Mittlerweile werden Methoden erprobt, die nichtinvasiv sind, z. B. alternativ die Nutzung von Kotproben oder das Sammeln von Haarproben mit "Haarfallen".

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Es kommt darauf an, warum man einen Tierversuch macht.

Wer grundsätzlich gegen Tierversuche ist, soll sich bitte selbst zur Verfügung stellen.

Für bestimmte Zwecke sind sie unbedingt notwendig, z.B. für die Forschung nach neuen Arzneiwirkstoffen oder zur Bewertung der Toxizität von Chemikalien.
Absolut überflüssig sind sie z.B. zur Entwicklung von kosmetischen Präparaten. Ich habe selbst schon mehrmals Tierversuche beauftragt, weil zur Anmeldung einer Substanz nach REACH u.a. LD50-Werte (Ratte) gefordert waren oder in einem anderen Fall LC50-Werte (Goldorfen).
Vieles kann heute bereits durch Simulationsprogramme anhand von Daten ähnlicher Produkte oder an Zellkulturen gemacht werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung