Wie beurteilt ihr Harald Schmidt?


03.09.2023, 02:34

PS. Ich muss meine Frage teilweise zurückziehen. Bei dem Twitter-Account handelt es sich wohl nicht um Harald Schmidt, sondern um einen Fake-Account. Ich bin leider auf die sehr hohen Follower-Zahlen hereingefallen.

5 Antworten

Anfangs fand ich den Wirbel um das Foto mit Maßen noch übertrieben.

Das Foto alleine ist noch nicht das größte Problem. Das er überhaupt als Gast auf einem Fest der "Weltwoche"-Zeitung war - die nachweislich rechtspopulistisch eingestellt ist - hat schon einen viel komischeren Beigeschmack.

Ansonsten war "Dirty Harry" immer für seine Satire am Rande der Provokation bekannt. Er kokettierte auch regelmäßig mit nationalsozialistischen Anspielungen, auf humoristische Weise, wie man es vermutlich in jedem zweiten Klassenzimmer auch vorfinden würde.

Vielleicht hat es aber auch gerade damit zutun... das ständige (aus)lachen über Nazis schüttet im Gehirn vielleicht jedes Mal bei diesem Thema Endorphine aus, sodass irgendwann positive Assoziationen aufgebaut werden. Es baut Hemmschwellen ab und das ständige auseinandersetzen mit deren Denkweise entwickelt am Ende noch Verständnis und Sympathien... :D Das ist aber sehr weit hergeholt ;)

Da die Schmidt-Show humoristisch war sehe ich Schmidt als Comedian an.

Das Comedians provokante Äußerungen machen ist nicht wirklich ungewöhnlich.

Es ist ein sehr bekanntes Stylmittel in dem Bereich das man z.B. Extremisten lächerlich macht indem man schlichtweg deren äusserungen noch etwas überspitzt.

Da ich keine Lust habe mich ein zu lesen was genau er wie unter welchen umständen gesagt hat bleibt das für mich nicht relevant da ich von Comedian bzw. Kabaretist-Auslegungen ausgehe.

Mir war der Mann immer wegen seiner Mimik unsympathisch. Er grinst ständig und hat dabei traurige Augen. Das wirkt auf mich so gekünstelt. Ich denke, er leidet sehr unter psychischen Problemen.


Hessen001 
Fragesteller
 01.09.2023, 13:26

Ich würde nicht sagen, dass er ständig grinst.

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Harald Schmidt (mit buergerlichem Namen: Harald Schmidt) ist Schauspieler, Kabarettist, Entertainer u.a., dessen beruehmtestes Werk die "Harald Schmidt Show" ist. Er hat sich selbst zur Kunstfigur gemacht, so dass man zeitlebens seine Aeusserungen nicht rein politisch verstehen darf. Das ist der Preis des Mediengeschasefts. Beruehmte Schauspieler sind selten gute Politiker, da sie ab einem Punkt nicht mehr kritisierbar sind. Man weiss einfach nicht mehr, wie das zu verstehen ist.

Harald Schmidt war schon in den 90ern ein Fall für sich und spaltete die Gemüter. Er war selten korrekt und immer bissig, nie wirklich Mainstream und nie wirklich zahm. Sein Humor und seine Ansichten haben sich seither nicht geändert, allerdings ist die Gesellschaft viel dünnhäutiger und zum Teil auch intoleranter geworden. Früher hat man sich über ihn zwar auch nicht selten mokiert, es gab aber dann doch wichtigeres zu tun als einen Fernsehmacher auszuschlachten. Heute scheinen die Uhren sich anders zu drehen, anscheinend hat man Extreme früher eher aushalten und abhaken können. Man weiß, wie er ist und sollte das daher einfach so stehen lassen.


medmonk  30.08.2023, 15:31

Wirklich sehr gut zusammengefasst und nur dick unterstreichen kann!

Ich musste sofort an den „Betriebsausflug” der Harald Schmidt Show denken oder all die Hitler Parodien, die im laufe der Zeit entstanden sind. Würde ein anderer heute solche Sachen bringen, wäre sämtliche Folgeauftritte sofort gestrichen.

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rotesand  30.08.2023, 15:41
@medmonk

Auch ich habe unter anderem an solche Sachen gedacht. Ich sage es mal so - für manchen Humor und manchen Zeitgeist ist es gut, wenn man die Zeit live miterlebt hat und sich noch gut an den damaligen Gepflogenheiten orientieren kann.

Wer nicht in den 90ern bzw. ich sage mal vor 2004 mit Harald Schmidts TV-Sendungen zu tun hatte, der kann aus meiner Sicht wenig dazu beisteuern und keine Vergleiche ziehen, weil er Schmidts entscheidende Ära nicht miterlebt hat. So ähnlich ist es etwa mit Oliver Kalkofe.

Schon damals hat Harald Schmidt polarisiert, nur war man offenbar noch in der Lage, es als Satire am Rande der gezielten und übersteigerten Provokation zu erkennen und zu bewerten.

Danke für den Zuspruch!

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medmonk  30.08.2023, 15:55
@rotesand
für manchen Humor und manchen Zeitgeist ist es gut, wenn man die Zeit live miterlebt hat und sich noch gut an den damaligen Gepflogenheiten orientieren kann.

Ich bin da ganz bei dir und mich selber immer wieder dabei ertappe, das ich so manches mal in „Harald-Schmidt-Manier” reagiere oder antworte, wenn mir einer richtig blöde kommt. Quasi Zucker für die Affen. ;)

So ähnlich ist es etwa mit Oliver Kalkofe.

Auch so Sendungen wie die Wochenshow, das Amt oder ähnliche Formate, die nur so gespickt waren mit irgendwelchen Klischees, Anspielungen usw. Mittlerweile geht es in Richtung Spießbürgertum mit buntem Anstrich.

Schon damals hat Harald Schmidt polarisiert, nur war man offenbar noch in der Lage, es als Satire am Rande der gezielten und übersteigerten Provokation zu erkennen und zu bewerten.

Ja, eine Humor-behinderte Gesellschaft.

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rotesand  30.08.2023, 16:36
@medmonk
Auch so Sendungen wie die Wochenshow, das Amt oder ähnliche Formate, die nur so gespickt waren mit irgendwelchen Klischees, Anspielungen usw.

Stimmt - die Wochenshow mit Jochen Busse, dazu Rudis Tagesshow mit Rudi Carrell und den dauernden Holländerwitzen von Mike Krüger usw. - das war alles so diese Zeit und ich denke, das kann heute nur in seiner eigentlichen Bedeutung treffsicher beurteilen, der damals "dabei" war - sowohl vor dem Fernseher als auch im wahren Leben.

Mittlerweile geht es in Richtung Spießbürgertum mit buntem Anstrich.

Ich merke das seit Jahren an vielen, die so Anfang-Mitte 20 sind und nach außen hin auf cool, flippig und jugendlich machen, aber teils rückständige Ansichten offenbaren, sobald man sich näher mit ihnen beschäftigt. Ich habe da auch Beispiele in der Verwandtschaft Humor wird da auch nur akzeptiert, wenn man ihn selbst gut findet - und es muss politisch korrekt sein.

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Dabbdabb  31.08.2023, 23:40
@medmonk

"Humor-behinderte Gesellschaft" - überaus treffend, gefällt mir ;)

Die Deutschen™ sind diesbezüglich mittlerweile zu dem Klischee geworden, für das man sie, im Ausland, zuvor bereits jahrzehntelang gehalten hat.

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