Werden irgendwann alle Gruppen aus den Werkstätten für behinderte Menschen in verschiedene Firmen integriert?

9 Antworten

Meine realistische Einschätzung ist: Nein, das wird nie so passieren.

Inklusion und Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt ist ein prinzipiell gutes Ziel, erstrebenswert und auch möglich für manche Menschen mit Behinderung.

Dass eine gewöhnliche gewerbliche Firma jedoch eine komplette Abteilung von Menschen mit starken Mobilitätseinschränkungen (Rollstuhlfahrer), Bewegungskoordinationseinschränkungen, Spracheinschränkungen, geistigen Behinderungen und hohem Assistenzbedarf (z. B. Begleitung auf die Toilette, Hilfe bei der Nahrungsaufnahme) in einer stressigen Produktion mit hohem Zeitdruck und hohen Effizienzanforderungen einsetzt, halte ich für ziemlich illusorisch.

Es müssten ja auch die Betreuungspersonen für die Menschen mit Behinderung zusätzlich in den verschiedenen Firmen A, B, C, D und E untergebracht werden. Da diese Firmen geographisch weit auseinanderliegen würden, gäbe es Probleme, wenn diese Betreuungspersonen sich untereinander einmal vertreten müssten.

Es ist ein Wunschtraum, alle Behinderten inkludieren zu können. Das klappt schon bei den Schulen nicht, und im Arbeitsleben auch nicht.

Klar, alle jene, denen das gut tut und wo es machbar ist, sollten in "normale" Schulen, und ins "normale" Arbeitsleben. Da sind die Möglichkeiten sicher nicht ausgeschöpft.

Aber ich kenne auch die andere Seite: Kinder, die in der Inklusion komplett vereinsamen, keine Freunde haben, den Großteil der Unterrichtszeit allein mit ihrem Schulbegleiter verbringen, weil sie in der Klasse nicht ertragbar sind. Kinder, die jeden Tag nur eine Erfahrung machen: ich bin anders als alle anderen.

Im Arbeitsleben kommt dazu, dass sich nicht alle Arbeitsbereiche eignen.

Generell halte ich Inklusion für Zielführend. Man muss eben berücksichtigen, welche Firmen Stellen offen haben und geltendes Recht (die EMRK und das AGG) umsetzen, wenn es zu Benachteiligungen kommen sollte, was leider aktuell häufig noch der Fall ist. Die Idee ist allerdings ganz gut.

Och Timo...

Denk doch mal (richtig) nach...

Meinst du es bräuchte überhaupt ne WfbM wenn die Leute alle einfach auch auf dem ersten Arbeitsmarkt unterkommen würden?

Warum sollten all diese Firmen aufkommen für all diese Gruppen von Menschen die ja offenbar brotfressionelle Betreuung brauchen?

Womit wir wieder bei der WfbM sind: genau die leistet diese Unterstützung ja und dafür gibt es einen Träger...

...wozu das System ändern?

Nein ist nicht umsetzbar. In der Regel stellen WfbM schon auch kleine Sachen her die die Industrie benötigt. Z.b. irgendwelche Komponenten die zusammengesteckt werfen müssen.

Aber das ist immer der zweite Arbeitsmarkt. Auf dem ersten Arbeitsmarkt haben Menschen mit einer Behinderung oft jene Chance weder das Leistungsniveau auszuhalten, noch sonstigen Anforderungen gerecht zu werden.

Vereinzelt können es natürlich Leute schaffen Fuss zu fassen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Aber alle zu integrieren in den ersten Arbeitsmarkt ist nicht möglich.

Und Leute die in Förderstätten sind, sind ohnehin Schwer Mehrfachbehindert. Da liegt der Schwerpunkt mehr auf der individuellen Förderung und dem erhalten der Fähigkeiten die vorhanden sind.