Wenn man Maschinenbau studiert, kennt man alle maschinen und anlagen oder? Und, gibt es für zb. Verfahrenstechnik andere Maschinen als für verpackungstechnik?

6 Antworten

Nein, Du hast falsche Vorstellungen.

Maschinenbau ist in der ersten Linie ein Grundlagenstudium.

Die Kernfelder sind Kräfteberechnungen und Werkstoffkunde.
Dazu die Grundlagen: Maschinenelemente, Automatisierungstechnik, etc...

Ziel ist es, dem Maschinenbautechniker (lernt in Ansätzen das Gleiche) oder Ingenieur beizubringen, den notwendigen Fertigungsprozess eines Produktes zu erkennen und eine passende Anlage zu konzipieren und zu konstruieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

J0T4T4  02.11.2024, 14:14
Die Kernfelder sind Kräfteberechnungen und Werkstoffkunde.
...den notwendigen Fertigungsprozess eines Produktes zu erkennen und eine passende Anlage zu konzipieren und zu konstruieren.

Damit beschreibst du eigentlich auch nur Produktionstechnik, Maschinenbau ist mehr als das.

Rumpelric  02.11.2024, 14:25
@J0T4T4

Genaugenommen ist es meist Produktionstechnik. Es sei denn, Du baust z. B. eine Achterbahn. Dann geht der Punkt an dich!

J0T4T4  02.11.2024, 14:30
@Rumpelric

Ich selbst habe erst Energietechnik und jetzt Automatisierungs- und Regelungstechnik vertieft.

Ich persönlich würde behaupten, der größte Teil des Maschinenbaus wie Fahrzeugtechnik, Luft- und Raumfahrttechnik, Textiltechnik, Verfahrenstechnik und auch Energietechnik beschäftigt sich damit, Maschinen so auszulegen, dass sie in sich funktionieren. Wie genau sie dann hergestellt werden, um das zu leisten, ist nur ein ganz kleiner Teil.

Rumpelric  02.11.2024, 14:45
@J0T4T4

Den Begriff Produkt habe ich als allgemeinen Begriff gewählt, weil mir kein besserer Begriff eingefallen ist. Mit Produkt ist all das gemeint, was Du beschreibst. Wenn z. B. Dein Produkt im wirtschaftlichen Sinne, der Transport von X Menschen von A nach B ist, kann die Anlage ein Aufzug, eine Rolltreppe bis hin zum Flugzeug alles sein.
Dass sich manch ein Ingenieur sein Leben lang mit einem kleinen Teilbereich befasst, habe ich bewusst weggelassen, da das für den FS m. E. zu weit führen würde.
Auch die Maschinen, die Geräte, die Du in sich verfeinerst und optimierst, machen in der Regel irgendetwas Produktives. Und wenn es Dienstleistungen sind.

Wenn man Maschinenbau studiert, lernt man viele Maschinen und Anlagen kennen, aber nicht alle. Jedes Fach hat seine eigenen Maschinen. Zum Beispiel in der Verfahrenstechnik gibt’s andere Maschinen als in der Verpackungstechnik. Auch für Chemie oder Physik gibt’s spezielle Geräte, die für das jeweilige Studium wichtig sind.

Es gibt für alle möglichen Zwecke entsprechende Maschinen. Es dürften hunderttausende, oder Millionen sein. Sie werden für ganz spezielle Zwecke entworfen und gebaut. Natürlich erfordert eine Tunnelbohrmaschine eine andere Konstruktion als eine Abfüllanlage für Joghurt. Wenn du Maschinenbau studierst, lernst du die Grundlagen dafür kennen. Anlagenbau ist eine eigene Studienrichtung, die sich teilweise mit dem Maschinenbau überschneidet. Der Mensch schuf die Maschine um seine eigenen, unzulänglichen Kräfte und Fähigkeiten zu unterstützen und zu verstärken, oder neue Fähigkeiten zu erlangen. Z.B. fliegen mit Flugzeugen. Er erschafft sich Werkzeuge, Vorrichtungen, - eben Maschinen um etwas besser, schneller und in größerem Maßstab zu bewirken. Der Mensch ist ein Prothesengott! Im Maschinenbau kommt es also darauf an, die Erfordernisse einer Produktion, oder Verrichtung zu kennen und in Maschinen umzusetzen. Nicht umsonst ist Maschinenbau einer der schwersten Studiengänge und erfordert ein hohes Maß an Kreativität und ein sehr gutes räumliches Vorstellungsvermögen.

  • Was will ich bewirken?
  • Nach welchen Prinzipien soll die Maschine arbeiten?
  • Wie berechne ich die auftretende Kräfte und Belastungen?
  • Welche Materialien gibt es und sind für welche Anwendungen geeignet?
  • Welche vorgefertigten, genormten Elemente gibt es, um daraus Maschinen zu konstruieren?
  • Wie wende ich sie an und kombiniere sie?
  • Wie verbessere ich Bestehendes?
  • Muss ich neue Elemente entwickeln?
  • Kann man automatisieren/steuern und wie?
  • Ist der Aufwand gerechtfertigt und was kostet es?

Eine Maschine ist nicht dann perfekt, wenn man noch möglichst viel hinzubaut, sondern wenn man bei voller Funktion nichts mehr weglassen kann!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – langjährige Berufserfahrung

Maschinenbau zu studieren bedeutet nicht, dass man möglichst alle Maschinen in- und auswendig kennt, die andere entwickelt haben, sondern man selber wird derjenige sein, der sie entwickelt.

Die Antwort lautet eindeutig: NEIN.

Da du weniger das Fachgebiet per se meinst, eine kurze Erklärung mit Beispiel:

Ein Arzt hat in der Regel ein Berufsfeld, in welchem er Menschen behandelt, deren Gesundheit verbessert oder wiederherstellt, oder ihnen bei der Heilung hilft.

Es wäre jetzt vergleichbar, wenn du mit dem Medizinstudium meintest, man würde dann alle Menschen in der Stadt, in der man später arbeiten würde, im Studium vorgestellt bekommen und man müsse sich mit denen befassen und diese auch kennen. Oder gar mit dem gesamten Land.

In einem Studium bekommst du Teile eines Fachgebietes näher gebracht, so dass du in der Lage bist, selbstständig Aufgaben aus diesem Gebiet heraus im späteren Leben zu bearbeiten und zu lösen. Dazu wird dir Wissen vermittelt, im geringen Umfang auch praktische Fertigkeiten, im großen Umfang aber der richtige Umgang mit diesem Wissen.

Alles Gute