Wenn eine Pflanze stirbt setzt sie das ganze aufgenommene CO2 wieder frei?

7 Antworten

Von Experte myotis bestätigt

Hallo,

organische Chemie ist die Chemie der Kohlenstoffverbindungen. Organische Verbindungen sind kohlenstoffbasiert. Pflanzen beherrschen den Prozess der Fotosynthese, in dem der Kohlenstoff für solche Verbindungen aus dem CO2 in der Luft herausgelöst wird. Die zunächst erzeugten Zucker können zu anderen, komplexeren organischen Substanzen umgebaut werden. Dies beherrschen auch tierische Organismen, die Pflanzen oder andere Tiere fressen, und aus dem Aufgenommenen eigene organische Substanzen aufbauen.

Alle organische Substanz geht also letztlich darauf zurück, dass Pflanzen CO2 aufgespalten haben. Wird organische Substanz abgebaut, dann wird dieses CO2 wieder freigesetzt. Somit wird schon zu Lebzeiten der Pflanze ein Teil des CO2 wieder freigesetzt, das sie einmal der Luft entzogen hatte, zB Fallaub, das verrottet, Fäulnisprozesse in alten, aber noch lebenden Bäumen. Außerdem atmen Pflanzen auch, das heißt, sie nutzen selbst die Energie, die in den energiereichen, von ihnen aufgebauten Substanzen, indem sie einen Teil davon "kontrolliert verbrennen", um die freiwerdende Energie für ihre Lebensprozesse zu nutzen.

Mit dem Tod einer Pflanze ändert sich erst einmal nichts, außer dass kein neues CO2 mehr der Luft entzogen und aufgespalten wird, und dass Mechanismen der Pflanze, die zu Lebzeiten Fäulnis- und andere Abbauprozesse verhinderten oder bremsten, nicht mehr ablaufen. Der Abbau ihrer organischen Substanz setzt nun aber mehr oder weniger rasch ein, und wenn dieser komplett abgeschlossen ist, dann ist sämtlicher Kohlenstoff, der darin gebunden war, wieder in Form von CO2 freigesetzt.

Was noch an toter organischer Substanz der Pflanze in der Natur oder vom Menschen genutzt, zB in Form von Bauholz, vorhanden ist, speichert natürlich weiterhin Kohlenstoff.


Pomophilus  25.05.2025, 19:12

Vielen Dank für 🌟!

Von Experte Pomophilus bestätigt

Der @apfelliebende hat es schon ausführlich erklärt - hier aber noch ein etwas anderer Ansatz:

  • Nein die tote Pflanze setzt nix frei
  • Weil ja tot ;o)
  • Das tun die ganzen Käfer und Pilze oder wer sonst an der Pflanze knabbert (dein Ninchen am Heu?): deren Stoffwechsel setzt letztlich CO2 frei...
  • Das kann aber (bei Bäumen) über einen Zeitraum von Jahrzehnten und mehr gehen...
  • Was ggf. von Natur aus (Wurzeln im Boden, Moose in Mooren, trockenes Holz ...) oder künstlich (Fachwerk, Dachstuhl, Möbel, Bibliotheken...) diesem Abbau entzogen wurde, von dem wird kein CO2 freigesetzt...

Totes organisches Material, z.B. abgeworfene Blätter oder Totholz, wird von den sogenannten Destruenten (Bakterien und Pilze) fast vollständig wieder zu CO2 umgesetzt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Destruent

Der Vorgang ist aber nie vollständig. Es bleibt immer etwas Humus zurück, der überwiegend aus inertem Graphit besteht und als Dünger wirkt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Humus

Der Humus ist Teil der gesamten organischen Bodensubstanz und wichtiger Bestandteil des Mutterbodens. Er unterliegt vor allem der Aktivität der Bodenorganismen (Edaphon), die durch ihren Stoffwechsel laufend zum Auf-, Um- oder Abbau des Humus beitragen. Im eigentlichen Sinne gilt in der Fachliteratur nur der zersetzte organische Anteil im Boden als Humus, während der unzersetzte Anteil als Detritus bezeichnet wird. 

In warmen Regionen bleibt nur sehr wenig Humus zurück, sofern der Mensch nicht nachhilft. Deshalb sind gerodete Regenwälder ungedüngt so wenig fruchtbar.

https://de.wikipedia.org/wiki/Terra_preta

Terra preta (portugiesisch für „schwarze Erde“) beziehungsweise Terra preta de índio („schwarze Indianererde“) ist die Bezeichnung für einen fruchtbaren, im Amazonasbecken anzutreffenden anthropogenenBoden, genauer einen Pretic Anthrosol. Der Boden besteht aus einer Mischung von Holz- und Pflanzenkohle, menschlichen Fäkalien, Dung und Kompost, durchsetzt mit Tonscherben und gelegentlich auch Knochen sowie Fischgräten

In mittleren, kälteren Breiten, kann dagegen auch ohne menschliche Unterstützung viel organisches Material (Kohlenstoff) inert zurückbleiben. Dort kommen Pflanzen mit der Kälte sehr viel besser zurecht, speichern CO2 also viel schneller, als die Destruenten es zersetzen können.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzerde

Die Schwarzerde (auch: Tschernosem von gleichbedeutend russischчернозём [ʧʲɪrn⁠ɐ⁠ˈzʲɔˑm]) ist ein Bodentyp, der sich unter bestimmten Bedingungen auf kalkreichen Sedimenten bildet (vgl. Megaherbivorentheorie). Sie ist der dominante Boden im Steppengürtel der Nordhalbkugel, der Prärien Nordamerikas und kommt im gemäßigten Klima Mitteleuropas und in der Taiga vor. Schwarzerde gehört zu den weltweit fruchtbarsten Böden und wird intensiv landwirtschaftlich genutzt (vgl. Bodenschaden). Namensgebend ist der mächtige, von Humus schwarz gefärbte Oberboden. Der Bodentyp wird in die Klasse T (Schwarzerden) eingeteilt. Seine Abkürzung ist TT. 

Ist es dagegen SEHR kalt, können auch die Pflanzen kaum noch wachsen und keinen Humus anreichern.

Üblicherweise wird die abgestorbene Pflanze von anderen Organismen zersetzt. Die nehmen den Kohlstoff dabei auf oder setzen ihn in CO2 um. Wälder etc. sind daher auch keine CO2 senken. Die sind mehr oder weniger CO2 neutral, weil es ein Kreislauf ist.

Erst wenn der Kohlenstoff dauerhaft eingelagert wird (so wie es in Millionen von Jahren z. B. für die Entstehung von Kohle und Erdöl passiert ist), ist er zumindest für lange Zeit aus dem Kreislauf genommen.


myotis  26.05.2025, 19:08

Auf lange Sicht sind Wälder CO2-neutral, logisch...

...solange sie aber Vorrat aufbauen (und praktisch alle unsere Wälder sind jung und tun das...) entziehen Sie der Umwelt letztlich CO2.

Bleibt das Holz ungenutzt, gammelt ist früher oder später wieder weg = CO2-neutral...

...wird es aber genutzt (für Möbel, Bauholz, letztlich auch für Bücher etc.), bleibt der Kohlenstoff gebunden (wenn auch nicht gleich für Jahrmillionen...) - und selbst wenn es letztlich verheizt wird (Brennholz, Pellets, sogar im Müll-HKW) wird dadurch fossiler Brennstoff substituiert = selbst dann isses immer noch neutral statt (Öl, Kohle etc.) CO2-erhöhend...

= in Summa (ganze Umwelt) also sogar besser wie vorher (Wald stehen/"gammeln" lassen und Öl verfeuern), auch wenn es keine "Senke" ist (denn das "vorher" ist ja noch nicht mal neutral...)