Welches Kapitel hast du zuletzt in deinem Leben beendet und bist im Nachhinein sehr froh darüber?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Wahrscheinlich das Kapitel "sich wirklich Hilfe suchen". Und das ist nicht immer so einfach, wie man sich das denkt. An sich schon das suchen von Hilfe ist für mich sehr schwer und langwierig gewesen. Das muss man sich nämlich erst getrauen, wenn man wirklich in Scheiße steckt. :')

Das Kapitel ist noch nicht vollendet und die Reise geht weiter. Ein paare Wege stehen noch bevor, damit ich das Kapitel von "suchen" umblättern und zum nächsten Kapitel "Hilfe annehmen" gehen kann.

~🍓🍪

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe auch Erfahrungen mit diesem Themen gemacht 🦭🫂

Ich habe vor sechs Jahren meine Heimatstadt verlassen und es keine Sekunde bereut, zumal ich das späte Gefühl eines moralischen Siegs für mich verbuchen kann - und zwar haushoch. Lebensqualität habe ich sowieso gewonnen und persönliche Freiräume sowieso. Meine Heimat war so eng, dass man ständig beobachtet wurde und kaum aus dem Haus gehen konnte, ohne "verfolgt" zu werden. Meine frühere Freundin wurde sogar mal bezichtigt "ja aber doch ungeschickt" zu sein, weil jemand sie gesehen hatte, wie ihr der Haustürschlüssel zu Boden fiel...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Fladenbrot77 
Beitragsersteller
 20.07.2025, 20:00

Krass. Das Leben in deiner Heimatstadt war ziemlich verstörend.

rotesand  20.07.2025, 20:03
@Fladenbrot77

Ja, definitiv. Hatte ich dir mal davon berichtet?

Da liegen nicht ohne Grund überproportional viele auf den Friedhöfen, die sich den Strick genommen oder die Kugel eingejagt hatten.

rotesand  20.07.2025, 20:06
@Fladenbrot77

Das ist eine Art katholische Spießer-Dystopie und Dunkeldeutschland in einem, gekrönt von einer furchtbaren "ich weiß ja net"-Mentalität, ein Milieu der Hoffnungslosigkeit, des Ausgegrenztseins, des Neids und des Statusdenkens - man muss einerseits Mercedes fahren, damit man jemand ist, es gilt aber andererseits als "unanständig", wenn man einen Mercedes fährt und man muss damit rechnen, deswegen beleidigt zu werden. Das ist nur ein Beispiel einer befremdlichen "Logik", die keine ist; da suchen die Leute sich permanent Feinde, die in Wahrheit Opfer sind.

Ich arbeite nach wie vor an einem Buchprojekt darüber, allerdings habe ich beruflich bedingt leider nicht so viel Zeit, wie ich sie gern hätte.

Die Beziehung zu meiner damaligen Freundin scheiterte an psychischen Problemen, deren Urheber ich eindeutig in diesem Milieu sehe - sie war eine ganz tolle und liebe und herzensgute Person, die man einfach lieb haben muss und oft denke ich an sie, aber auch an die, die sie auf dem Gewissen haben.

Fladenbrot77 
Beitragsersteller
 20.07.2025, 20:09
@rotesand

Sehr interessant. Es freut mich, dass du aus diesen schlechten Erfahrungen damals in deinem ehemaligen Heimatort, etwas gutes transformiert hast. Respekt.

rotesand  20.07.2025, 20:17
@Fladenbrot77

Ich habe es einfach nur zur rechen Zeit geschafft, wegzugehen aus der "toten Stadt", in der ich sogar Ende 2024 nochmal blöde Begegnungen hatte, als ich für einen halben Tag dort weilte, einen Notartermin wegen einem verkauften Grundstück wahrnahm und danach kurz einen Kaffee trinken ging.

Ich sagte mir immer, ich will nie so sein wie DIE und ich glaube, es gelingt mir heute... ich bin heute der Erwachsene, der ich als Kind gern gewesen wäre und den ich gemocht hätte. Bin jetzt in dem Alter, in dem mein Onkel damals war, als ich mit 10 Jahren zu ihm aufgeschaut habe, weil er so ein toller Mensch ist und erkenne ihn heute in vielem wieder, was ich bin und was ich mache.

Zum weggehen noch was: Ein Mitschüler hat es zur selben Zeit wie ich etwa gemacht, er hatte die selben Erfahrungen mit anderen Leuten, was die Mentalität anging. Hatten uns nach der Schule ca. 20 Jahre lang aus den Augen verloren und erst 2023 wieder getroffen ------> es war berührend, dass wir die Dinge selbst erlebt haben, den Absprung rechtzeitig gerade gepackt haben und heute beide sagen, es geht uns gut, wir haben im Großen/Ganzen das meiste richtig gemacht und sind heute objektiv die Chefs der Klasse, was die tatsächliche Lebensleistung und das berufliche Renommee angeht.

Ich bin kein Protzer, aber das halte ich einfach mal so fest, weil ich mich nicht mehr unter Wert verkaufe und in meiner Heimat immer "geduckt und demütig" zu sein hatte mit Phrasen angestachelt wie "sei demütig, demütig, sonst bläst dir bald ein eisiger Wind ins Gesicht" und so was alles. Ich will nicht übermütig klingen, aber der Wind, der mir ins Gesicht weht, ist einstweilen relativ mild - und er ist wärmer und gleichmäßiger denn je. Ein schönes Gefühl, wenn man morgens aufstehen kann und weiß, man wird nicht beobachtet, muss sich nicht rechtfertigen, kann sich anziehen wie man will und zugleich auf nette Nachbarn und tolle Kollegen zählen, wenn was ist.

Fladenbrot77 
Beitragsersteller
 20.07.2025, 20:24
@rotesand

Das Buchprojekt wird bestimmt super. Du kannst das Leben von damals in diesem Ort sehr gut schriftlich dem Leser nahebringen/ vermitteln.

Das ist wirklich sehr spannend zu lesen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei deine Ziele zu verwirklichen.

Mit einem Mädchen Alter zum Glück hab ich alles an Gefühlen für die verloren hat mich körperlich und mental so zerstört man oder ich habe mich wegen ihr zerstört auch gut möglich


qrnsw  20.07.2025, 19:59

Fühle ich war genau in der selben Situation noch vor ein paar Monaten. Gott sei Dank hab ich das hinter mir. Einer der schlimmsten Phasen meines Lebens

Kindheit, sehr froh darüber. Jugend und Erwachsenenleben sind besser

Kapitel "Kein Bock auf Ferien".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hab schöne und unschöne Dinge erlebt/gesehen