Welche (evtl. beruflichen) Möglichkeiten hat euch das Erlernen einer dritten Sprache eröffnet, von denen ihr vorher nichts wusstet?

5 Antworten

Welche (evtl. beruflichen) Möglichkeiten hat euch das Erlernen einer dritten Sprache eröffnet, von denen ihr vorher nichts wusstet?

Es ist nie falsch, sich in Bereiche einzuarbeiten, die einen interessieren und die einem Freude machen. Das war immer meine Auffassung, inzwischen unterstützt von der Erfahrung. Der Unterschied, ob man sich das Gelernte gemütlich und mit innerer Freude hat aneignen können, ist hirnphysiologisch gewaltig gegenüber etwas, das nur ungeliebte Pflicht war!

Wohin man sich ausrichtet - also ob man eher materialistisch orientiert ist ('Welchen Mehrwert bringt es mir unmittelbar') oder ob man aus Freude an Kommunikation erstmal zweckfrei eine Sprache erlernt, hängt von der persönlichen Prägung ab.

Ich habe mit 20 den Schritt nach Paris gewagt, ganz unprätentiös, weil ich ein Stellenangebot bekam. Es war zu der Zeit, als die deutsch-französischen Beziehungen noch in den Kinderschuhen steckte und es gerade mal ein Doppelbesteuerungsabkommen gab und damit die Zeit auf die Rente angerechnet wurde. ◇♧◇ Zuerst rebellierte mein Vater: ich sei zu jung, wozu das alles? Dann stimmte er (als ehemals französ. Kriegsgefangener) meinem Vorhaben zu. Ich zog um.

Sprachlich war daraus fünf Jahre später ein schönes Standbein geworden; ich habe noch ein Studium drangehängt und nicht nur einmal bei Bewerbungen im Auswahlverfahren den Zuschlag bekommen.

Dass mir Sprachen als Mittel und Verstehen als Ergebnis Freude machen, merkt man schnell.

Eine Turbolösung gibt es noch zum Sprachenlernen: sich in dem anderen Land verlieben! Dann sind Pflicht und Freude in einem Boot.

Wenn du mich fragst: lern einfach weiter, als hättest du ein ganz konkretes Ziel! Es schadet nie!

Wenn du dann auf eine Stelle triffst, wo es heißt, 'genau so jemanden wie Sie haben wir gesucht', ist das unvergesslich!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sprachen machen Spaß!

Ich verstehe deine Gedankengänge. Japanisch ist da schon eine seltener angetroffene Sprache außerhalb Japans und vor allem innerhalb Deutschlands. In Deutschland hört man meistens Vietnamesisch oder Chinesisch. So jedenfalls mein Eindruck.

Ich habe Chinesisch etwas gelernt. Allerdings eher als Hobby und aus privaten Gründen. Das musst du wirklich für dich entscheiden, ob es dir jetzt reicht oder ob du versuchst, etwas berufliches damit zu machen.

Aber ich würde dich nicht mit anderen vergleichen. Vielleicht könntest du auch Tandem-Partner dir suchen oder entsprechenden Gruppen/Communities beitreten, um einen neuen Ansporn zu bekommen. An regelmäßigem Kulturaustausch teilnehmen usw.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bachelor in Sinologie und war schon paar Mal in China.

Ich war ein junger Teenager, als ich anfing, mich auch nur ansatzweise mit Japanisch zu beschäftigen, mit 14 fing ich meinen ersten Japanischkurs an. Ich hatte mit 14 weder auch nur eine vage Vorstellung davon, was ich überhaupt mal beruflich machen würde, geschweige denn dass ich noch vor meinem 18. Geburtstag ein Jahr in Japan verbracht haben würde, ganz zu schweigen davon, dass mein gesamtes folgendes Leben von Japan bestimmt sein würde und noch erst recht viel weniger, dass ich mal in Japan arbeiten würde. Das war alles nicht geplant, nicht einmal erträumt, nicht einmal theoretisch die Möglichkeit war mir bewusst. Ich nehme jetzt mal an, dass du keine 14 mehr bist und entsprechend schon ein bisschen mehr weißt, was sich theoretisch alles ergeben könnte im Leben, und das sollte dein Vorteil meinem damaligen Ich gegenüber sein. Wie heißt es doch immer? „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“. Und du hast meinem damaligen Ich gegenüber sogar noch einen anderen Vorteil: Als ich meinen ersten Japan-Aufenthalt hatte, war Japan wirtschaftlich noch im „Schock“ der geplatzten Bubble (google mal „die verlorenen zwei Jahrzehnte“), der Arbeitsmarkt war insgesamt ziemlich angespannt und zudem Ausländern gegenüber ausgesprochen abgeschottet. Mir hat damals niemand davon erzählen können, wie es ist, in Japan zu arbeiten als etwas anderes als Uni-Dozent oder Expat, und übrigens: Als ich mich nach der Schule für Ausbildungen beworben habe, wurde auch von deutscher Seite auf meine Japanischkenntnisse (JLPT 2 hieß es damals noch) geradezu gespuckt. Wollte niemand haben. Heute sind die Möglichkeiten, in Japan als Ausländer Anstellung zu finden, so vielfältig wie noch nie zuvor in der Geschichte Japans, und auf YouTube gibt es Kohorten von Ausländern, auch deutschsprachige, die ihre Erfahrung diesbezüglich nur zu gerne teilen. Der Tenor bei meinem ersten Japan-Aufenthalt war „Das ist alles eh nur zu meinem Privatvergnügen und nicht für meine berufliche Zukunft“, aber in gerade einmal 10 (zehn!!!) Jahren hat sich die Situation in Japan so massiv verändert (aus japanischer Sicht nicht zum Positiven, aber Ausländer profitieren halt davon), dass eben unter anderem auch ich, ich sage mal: „einfach so“ einen Job in Japan finden konnte. Deshalb: Ich kann dir zwar nicht versprechen, was die (berufliche) Zukunft bringen wird, aber alles ist möglich.

Hauptgrund, warum ich Japanisch als zweite Fremdsprache erlernen wollte, weggebrochen ist. Es ging um einen längeren Aufenthalt in Japan

Aber ü30 bist du nicht, oder? Solange man diese Altersgrenze noch nicht überschritten hat, gibt es so viele Programme und Möglichkeiten zu längeren Aufenthalten in Japan. Selbst wenn eins davon nicht geklappt hat, weil es zu viele Bewerber gab oder so, ist mein Tipp, einfach die nächste Möglichkeit zu versuchen.

wenn ich mich abends um acht frage "warum tust du dir die Scheiße eigentlich an"

Ok ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich den Weg zum JLPT 4 (was dem heutigen N5 entspricht) auch hart fand, psychologisch entschieden viel härter als den zu den beiden folgenden zwei Stufen. Ich denke, das liegt wirklich einfach daran, dass die extreme Andersartigkeit von Japanisch eine längere Gewöhnung erfordert als beispielsweise Spanisch oder vielleicht hatte es auch was mit meinem jungen Alter zu tun. Dennoch:

neidisch auf eine Freundin, die Spanisch gelernt hat, es damit viel leichter hat und sich jetzt mit, ja wie es scheint, der halben Welt unterhalten kann

Die Kernfrage ist doch: Möchtest du dich denn mit den Spanischsprachigen, mit denen sie sich unterhalten kann, unterhalten können? Dann solltest du Spanisch lernen. Ich meine, es ist keine Schande, eine Fremdsprache zu wechseln… Aber wenn es dir um das „Können“ und nicht um die Spanier und Lateinamerikaner geht und du das eben deinerseits mit Japanern können möchtest, dann musst du eben bei Japanisch dranbleiben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Japanisch in der VHS, an der Oberschule, an der Uni,...

Spitzkopf00Dan 
Beitragsersteller
 27.05.2025, 00:16

Also erstmal vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort.

Ich hab mich jetzt auch endgültig entschieden. Wenn ich denke wie lange ich heute wieder sinnlos auf Reddit rumgehangen habe in der Zeit hätte ich auch sehr gut eine Stunde lernen können.

Der Tag hat genug Stunden man hat nur viel zu viele Ablenkungsmöglichkeiten.

Mir wird einfach immer etwas schwer ums Herz wenn ich deine oder besagter YT Geschichten höre. Den diese Geschichten haben alle einen sehr akademischen Hintergrund.

Ich bin jetzt 28. Und sicher nicht der Dümmste. Aber ich habe halt "nur" eine handwerkliche Ausbildung. Natürlich nichts für was ich mich schämen müsste aber ich kann halt nicht bei Bayer im mittleren Management im Ostasien Büro arbeiten. So wie es überspitz alle deutschen in Japan machen.

Und ich bin realistisch genug um zu wissen das meine Chancen als "Fliesen, Platten und Mosaikleger" in Japan, von Deutschland aus, die große Karriere zu starten verschwindend gering sind.

Ich wollte auch nicht gleich die Staatsbürgerschaft aber zwei bis fünf Jahre dort arbeiten. Das war halt schon ein Traum.

Lach mich jetzt bitte nicht aus aber in dunklen Nächten wenn ich am träumen war dann dachte ich mir manchmal... "mach halt nochmal eine einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer..." Ach wenn ich bestimmt weit von deinen Einblicken entfernt bin, kenne mich schon ziemlich solide aus. Auch was die (sehr) allgemein wirtschaftliche und politische Situation angeht.

Ich wollte es halt nicht nur lernen um dann drei mal in meinem Leben für drei Wochen Tokio zu besuchen und meinen Freunden die Speisekarte im Asiapalast zu übersetzen.

Naja so ist das halt. Jetzt war ich offner als ich es wollte... Der Mensch schmiedet Pläne und der Himmel lacht ihn aus.

warai87  27.05.2025, 06:05
@Spitzkopf00Dan

Fliesenleger, ein タイル職人. Hab ich gerade mal gegoogelt, diese Firma bildet zum Beispiel zwei Vietnamesen im Technical Intern Training Visumsprogramm darin aus. Dass sie überhaupt zwei Vietnamesen ausbilden sagt mir, dass sie Leute brauchen und unter Japanern nicht mehr rekrutieren können, und dass vermutlich der Lohn gering ist, aber dass sie die beiden mit Foto auf der Homepage vorstellen zeugt immerhin von Transparenz und ist ein kleiner Hinweis darauf, dass es hoffentlich kein „schwarzer Betrieb“ ist.
Wäre ich also an deiner Stelle, würde ich etwa 5000 Euro zusammensparen, ein Work&Travel machen, und bei dieser Firma anfragen, ob sie dich einfach mal Probearbeiten lassen würden und dann könnte man ggf. zu einer Übereinkunft bezüglich Lohn und Unterkunft kommen. Wäre das ein auskömmlicher Job? Nein, vermutlich müsstest du früher oder später die gesamten 5000 aufbrauchen. Aber selbst wenn alles sh*tty läuft und du wieder als Fliesenleger in Deutschland arbeiten musst, wäre es eine Erfahrung gewesen.

Japanisch ist schon eine sehr spezielle Sprache. Als ich in Hong Kong lebte, hatte ich Putonghua Kurse durch meine Firma vermittelt genommen, aber musste feststellen, dass bei mangelnder Praxis die Lerninhalte wie ein Tropfen auf den heissen Stein verschwinden. So wird es bei Japanisch auch sein. Ich denke, je nachdem, wo Du lebst, könntest Du Dich aktiv bemühen, Verbindungen zu Japan herzustellen, für Unternehmen zu arbeiten, die geschäftliche Beziehungen zu Japan unterhalten, oder Wirtschaftsverbindungsbüro, so wie z.B. das Deutsch-Japanische Wirtschaftsbüro in Hamburg. Auch gibt es in Düsseldorf eine jap Community. Immer vorausgesetzt, Du möchtest dann wirklich irgendwann in Japan leben. Vermutlich wirst Du Deine sprachlichen Fähigkeiten ohnehin ausserhalb Japans nur bis zu einem gewissen Niveau ausbauen können. Darüber hinaus wäre ein Aufenthalt in Japan unabdingbar

Da prüfe ich zu sehr die Relation von Kosten/Nutzen.

Es ist ja nett, einer der 73 Menschen weltweit zu sein, der sich fließend mit den letzten 72 Ureinwohnern eines Stammes im brasilianischen Regenwald unterhalten kann. Nur ist mir das zu elitär, denn ich muss ja einiges an Zeit investieren und im realen Leben nutze ich das überhaupt nicht.

Lern Mandarin oder Arabisch, wenn Du wissen willst, wie man über Dich denkt. Das hilft Dir deutlich weiter.


Spitzkopf00Dan 
Beitragsersteller
 26.05.2025, 09:18

Ja das ist es halt... deswegen habe ich ja auch das Beispiel mit meiner spanisch sprechenden Freundin gebracht. Die hat auf jedenfalls mehr von ihren Sprachkenntnissen. Die trifft halt auch mal deutsche die Spanisch lernen.

Aber man muss auch sagen das japanisch natürlich keine tote Sprache ist. Der japanische ist fast gleich auf mit deutschsprachigen Anteil der Weltbevölkerung. Beide so um die 130 Millionen.

Ich will halt auch nicht zu analytisch an die Sache rann gehen.