Welche englischen Lehnübersetzungen kennt ihr so?
Ich lernte gerade, dass "Ich denke" eine Lehnübersetzung von "I think" ist. Da beides in beiden Sprachen sinnig ist, habe ich oft Probleme, solche Lehnübersetzungen zu erkennen. Kennt ihr aber noch weitere?
Weitere Beispiele
Es macht Sinn (It makes sense) = richtig wäre "es ergibt Sinn" oder "hat einen Sinn".
Spuck es aus (spit it out)= weiß hierbei nicht was richtig ist
2 Antworten
Also bei "es macht Sinn" und "spuck es aus" gehe ich mit, das sind Lehnübersetzungen. Aber warum sollte "ich denke" aus dem Englischen stammen?
Schon bei Goethe und Schiller steht "ich dachte dein" (ok, mit Genitiv).
"Ich denke, also bin ich." dürfte als Übersetzung aus dem Lateinischen auch schon recht alt sein. Manche interpretieren "Ich denke, dass..." als Anglizismus (I think that...), aber Einstein nutzte das in den 1950er Jahren. Wenn überhaupt, dann ist "Ich denke, dass..." ein früher Anglizismus.
Aber so ganz sicher bin ich mir da nicht.
Das sgn. Synchrondeutsch bietet da Beispiele in Hülle und Fülle:
- Kein Ding!
- Oh mein Gott!
- Ich hatte ein Steak
- Komm schon!
- Verdammt!
- Wundervoll!
- Am Ende des Tages
- Guter Job!
Diese "Übersetzungen" passen besser auf die Lippen zu not a big thing, oh my god, I had a steak, come on, dammed, wonderful, at the end of the day, good job.
Richtiges Deutsch ist nichts davon.
Nein, so spricht niemand. Aber dieses Synchrondeutsch ist so durchdringend, dass man diesen Unsinn sogar bei deutschsprachigen Krimiautoren liest, weil sie glauben, so spricht man, wenn man Verbrecher jagt ...
Kein Ding! = Macht nichts!
Oh mein Gott! = Um Gottes willen!
Ich hatte ein Steak = Ich aß ein Steak.
Komm schon! = Na los!
Verdammt! = Verflucht, Mist, Scheiße!
Wundervoll! = Wunderbar!
Am Ende des Tages = Letztendlich
Guter Job! = gut gemacht!
Speziell in Krimis hat man vor der Englisch-Welle gern Ausdrücke aus dem alten Rotwelsch, der deutschen Gaunersprache, benutzt, vieles davon lebt heute insbesondere im Berliner Dialekt weiter. Soziolekt: Rotwelsch – die Sprache der Diebe und Gauner | Übersetzungsbüro Leemeta (leemeta-uebersetzungen.de)
Wobei ich mir bei "verdammt" nicht ganz sicher bin. Natürlich gibt es das analoge "damned", keine Frage, aber man kann das Wort auch ganz ohne Englisch herleiten.
https://de.wiktionary.org/wiki/verdammt
verdammt
"Partizip II. von verdammen, vom obsoleten dammen, von Französisch dam(p)ner, von lateinisch dam(p)nare, von lateinisch dam(p)num"
Siehe auch hier: "Aus der kirchensprachlichen Verwendung ‘aus der göttlichen Gnade ausstoßen, verfluchen’ (zur Hölle verdammen) entwickelt sich verdammt Part.adj. ‘von Gott verurteilt’, substantiviert Verdammter (16. Jh.), das sofort als Fluchwort und Verwünschung ‘fluchwürdig, verdammenswert, verwerflich’ Verbreitung findet."
https://www.dwds.de/wb/verdammt
Auch bei Schiller und Goethe findet man "verdammt".
Es geht nicht um die Herleitung oder ob das Wort deutsch ist, sondern um die lippensynchrone Verwendung, die nicht zur Situation passt. Wenn jemand im Film "damed" sagt, dann würde man in derselben Situation eher nicht "verdammt!" schreien, sondern "Mist! Verflucht! Scheiße!" oder so etwas.
Komm (Mach) schon! - Verdammt! - Wundervoll! waren schon in den 1960ern gängige Ausdrücke.
Das heißt, in den Sechzigern oder Zwanzigern hätte niemand z.B. gesagt: "Komm schon, jetzt spuck es endlich aus verdammt! Sonst sitzen wir hier noch bis zum Ende des Tages" Wie hätte man es zu jener Zeit denn sonst formuliert? Welche Formulierungen haben diese verdrängt oder haben sie die Sprache letztlich nur erweitert? Ich finde das Thema iwo ganz spannend.