Was wird später aus einem Kind, wenn es ständig in eine Form gepresst wird und nicht es selbst sein darf?
Nicht spielen und nicht reden darf bei Besuch oder zu Hobbys gezwungen wird, das es nicht mag?
Sehe es so oft bei einer Verwandten und es kommt mir falsch vor oder ist es normal?
Habe noch keine Kinder, würde trotzdem ganz anders erziehen. Wenn ich es anspreche wird sie zickig, da ich ja verständlicherweise auch keine Erfahrung habe.
Eure Meinung dazu?
8 Antworten
Kann da nur aus eigenen Erfahrungen sprechen:
Es wird ein Mensch, der nicht offen zu anderen ist und sein "anders sein" versteckt, da er weiß dass dies von der Familie nicht akzeptiert wird. Er steht nicht zu dem, wie er ist, sondern verhält sich so, wie es andere wollen. Er bleibt also in dieser Form und unterdrückt sein selbst.
Entweder aus dem Kind wird ein Mensch der nicht widerspricht und immer macht was man von ihm verlangt, auch später, im Beruf, in der Ehe usw. Könnte auch sein er setzt dies bei seinen Kindern fort und auch die dürfen keine eigene Meinung haben. Oder er bricht irgend wann aus, geht total ins Gegenteil und bricht den Kontakt mit den Eltern ab.
Da gibt es sehr viele Abstufungen, daher kann man das nicht pauschal sagen. Manche Kinder werden Rebellen, andere Konformisten.
Für die Bestimmer eine willkommene Marionette.
Das kommt sehr drauf an, wie das Kind sich entwickelt, vor allem in und ab der Pubertät, ob es dann rebelliert oder ob es resigniert.
Ich wurde selbst relativ stark auf Gefälligkeit und "Seriosität" hin erzogen und es wurde sogar ein "guter, seriöser Musikgeschmack" anerzogen und es wurde mir u.a. gezeigt, wen oder was ich zu mögen habe und wen oder was nicht. Als Kind hinterfragt man so was nicht - ich habe aber als Jugendlicher mit ca. 13 Jahren gemerkt, dass da noch mehr in mir ist, dass diese Rollenklischees nicht meine Welt sind und mich als Erwachsener (bin inzwischen 34) davon distanziert und auch von großen Teilen meiner Erziehung. Es geht mir gut, ich mache mein Ding, ich trage meine Kleidung, höre meine Musik, fahre meine Autos und lebe mein Leben so, wie ich es möchte. Es war ein gewisser "Kampf", manche haben es nie ganz akzeptiert, aber das war es am Ende wert.
Allerdings muss ich sagen, dass es in meiner Heimatstadt Usus war, dass Kinder in meiner Generation sehr auf gefälliges Verhalten erzogen, in "seriöse" Rollenbilder gepresst wurden und in erster Linie "geduckt und demütig und fromm und gottesfürchtig und gehorsam" zu sein hatten. Einige aus meiner Klasse und aus anderen Klassen haben die Kurve nicht gekriegt, sind heute als Erwachsene mehr oder weniger bedauernswerte Personen, die nie so sein durften, wie sie sind und total eingeschüchtert und verklemmt sind - die kommen auch jetzt nicht mehr aus sich raus. Eine von sehr katholischen Eltern regelrecht zur einer Art Jungfrau-Madonna erzogene, extrem gegängelte Mitschülerin hat mit 18 den radikalen Schnitt gemacht und es uferte dermaßen aus, dass sie mit dem Leben bezahlt hat. Mein Vorteil war wahrscheinlich der, dass ich dort weggezogen bin.