Was ist die zugrundeliegende Logik von Artikeln?
Der Artikel von Apfel ist der.
Der von Birne ist aber die.
Es sind aber beides die Frücht bzw. die Früchte.
Wieso ist es falsch, dass es das Apfel und der Birne ist?
Es gibt auch Eigennamen, wie der User, welche nicht die, das, sondern der User ist.
Dabei gibt es im Englischen kein maskulin oder ein feminin.
Wäre es nicht folgerichtig zu sagen, dass es das User ist?
Woher weiß man, wenn was Neues in die Welt kommt, welcher Artikel sich gehört?
1900 gab es kein Internet und aus Gründen, ist der Artikel von Internet das.
Was bestimmt, wenn was Neues in die Welt kommt, welchen Artikel die Bezeichnung von dem erhält?
8 Antworten
Es steht nicht immer Logik hinter den geschlechtlichen Festsetzungen von Wörtern.
Die Zuweisung ist hauptsächlich historisch gewachsen; ein Relikt aus alten Sprachstadien. Manchmal gibt es Tendenzen bei Wortendungen (z.B. -ung, -heit fast immer "die"; -chen, -lein immer "das"). Aber das ist keine feste Regel. Über die Zeit hat sich eine bestimmte Nutzung einfach etabliert und durchgesetzt.
Wenn neue Wörter entstehen (oft aus dem Englischen), bestimmen mehrere Faktoren den Artikel. Der Artikel wird oft von einem ähnlichen oder übergeordneten deutschen Begriff übernommen (z.B. "das Netz" -> "das Internet"). Die Endung des Wortes kann eine Rolle spielen. Am Ende setzt sich die häufigste Nutzungsweise durch. Die Artikel im Deutschen muss man größtenteils lernen, da es keine einfache, durchgängige Logik gibt.
Aber nicht immer.
Wenn wir keinen Zusammenhang zu etwas bereits bestehendem sehen und es auch nicht gelernt haben, dann wählen wir das was irgendwie "korrekt klingt". Also uns an bereits bestehenden Zuweisungen orientieren, das "Gefühl welcher Artikel wohl richtig ist" heranziehen.
Als Beispiel fällt mir die ewige Diskussion ein, ob es "Ich habe eine Mod installiert" oder "Ich habe einen Mod installiert" heisst.
Mod kommt von Modifikation, ergo ist "ich habe eine Mod installiert" eigentlich korrekt.
Aber viele, selbst ich obwohl ich es theoretisch besser weiss, sagen "einen Mod installiert".
Oder "Radar". Ist maskulin, daher "der Radar". Aber auch da sagt die Mehrheit "das Radar", wahrscheinlich wegen der Verbindung zu "das Radargerät".
"Event" wäre beides korrekt. "Der Event" und auch "das Event" geht. Laut KI ist sogar "der" offiziell korrekt:
KI:
„der“ ist offiziell korrekt (wie der Anlass), „das Event“ ist verbreitet
"Virus" dürfte wohl jeder kennen. Nicht "der Virus" sondern "das Virus".
Da wird sogar nochmal erwähnt, wie wir uns am gelernten "Stamm" zu orientieren versuchen:
Als Fachbegriff fand besagter Krankheitserreger zunächst als das Virus Eingang in die deutsche Sprache. Das ist typisch für bildungssprachliche Entlehnungen: Sie behalten zunächst ihr ursprüngliches Geschlecht bei. Mediziner und Seuchenspezialisten verwendeten Virus also als Substantiv sächlichen Geschlechts und blieben damit sehr nahe am lateinischen Ursprung: Mit dem sächlichen Hauptwort virus bezeichneten die alten Römer Schleim, Saft oder Gift.
Doch wie ein Virus passt sich auch eine bildungssprachliche Entlehnung allmählich an ihre neue Umgebung an. Je häufiger sie in der Alltagssprache verwendet wird, desto eher wird ihr Geschlecht dem angepasst, was gewohnt und üblich klingt. Da Substantive auf -us meist männlich sind, wurde das Virus allmählich zu der Virus. Heute existieren in der Alltagssprache beide Formen nebeneinander und beide gelten als korrekt. In der Fachsprache dagegen blieb es bei der ursprünglichen sächlichen Form: das Virus.
Also wir haben einen "Stamm an Artikelzuweisungen" gelernt. Alles was wir nicht gelernt haben, versuchen wir nach Mustern des gelernten Stamms selbst zuzuordnen - was manchmal aber auch komplett schief gehen kann.
In Bayern, Schwaben oder Österreich heisst es angeblich "der Butter" während hier "die Butter" gesagt wird.
Und bei "Nutella" wird sich sogar über alle 3 möglichen Artikel bis heute gestritten.
Was ist die zugrundeliegende Logik von Artikeln?
Es gibt keine. Krasses Beispiel: der Löffel, die Gabel, das Messer.
Was bestimmt, wenn was Neues in die Welt kommt, welchen Artikel die Bezeichnung von dem erhält?
Der allgemeine Sprachgebrauch wird von der Dudenredaktion beobachtet und festgestellt und dann zur Regel erhoben.
Das ist nicht vollkommen logisch, sondern nur partiell, und es ist "historisch gewachsen", d.h. dies beruht eben auf älteren Sprachstufen (wie dem Althochdeutschen). Partiell logisch ist es deswegen, weil es ein paar Hinweise gibt, Substantive auf -er sind oft maskulin (aber nicht immer!), so etwa Vater, Bruder, Händler, Metzger, Verkäufer und viele andere. Gegenbeispiel: die Mutter.
Substantive auf -chen sind neutral (das Mädchen) und auf -keit feminin (die Heiterkeit). Sicher kann man noch weitere Zusammenhänge finden. Substantive auf -e sind oft feminin (aber nicht immer!), zum Beispiel die Frage, die Sage, die Trage, die Gardine usw. Gegenbeispiel: der Doge.
Da dies auf älteren Sprachstufen beruht, haben wir oft die gleiche Genuszuordnung wie das Niederländische, aber oft eine abweichende im Vergleich zum Französischen/Spanischen (dort gilt eher die "lateinische" Zuordnung).
das Pferd (nl. het paard)
le cheval; el caballo
neutral in Deutsch/Niederländisch, maskulin in Französisch/Spanisch
die Brücke (nl. de brug)
le pont; el puente
feminin in Deutsch/Niederländisch, maskulin in Französisch/Spanisch
Allerdings hat Niederländisch identische Artikel für maskulin/feminin, man sieht das an "de man", "de vrouw" (der Mann, die Frau). Dennoch gibt es unterschiedliche Pronomina (hij = er, zij = sie).
Das grammatische Geschlecht von Substantiven ist sprachgeschichtlich gewachsen. Im Deutschen erkennt man das Geschlecht nur an den Artikeln.
Gespür für den richtigen Artikel? Kaum! Dann hättest du auch Gespür für die richtigen Lottozahlen. Bei Nomen, bei denen Du den Artikel nicht mitgelernt hast, wird das grammatische Geschlecht über die Deklination ersichtlich.
Bei Lehn- oder Fremdwörtern wird oftmals das Geschlecht der deutschen Entsprechung übernommen.
Der User - der Nutzer
das Internet - das ...Netz
usw.
Bei neuen Wörtern, für die es keine deutsche Entsprechung gibt, wird der Artikel verwendet, der sich im Sprachgebrauch eingebürgert hat. So kann es passieren, dass einige Nomen mehr als einen "richtigen" Artikel haben. Oft sind diese Unterschiede regional.
Du kannst auch Nutzer sagen - und weil dieser einen männlichen Artikel hat, bekam die englische Übersetzung folgerichtig denselben.
Es gibt im Übrigen auch die Nutzerin, die man als Userin übersetzen könnte.
Mein Tipp:
Bleibe beim Deutsch, dannn hast Du keine Probleme mit unnötigen Fremdwörtern.
Du meinst, weil User, der Nutzer meint, ist dem, dass man zu User, den Artikel der nutzt.
Ja, das kann man machen, aber, wieso hat überhaupt der Nutzer, den Artikel der und nicht die oder das?
Deinen Tipp finde ich aber sehr toll.
Seit geraumer Zeit meide ich Anglizismen u. d. g.
Und nein, sorry, im Englischen gibt es keine Nutzerin, sondern nur die User bzw. den User.
Du verdeutschst damit Anglizismen.
Anglizismen sind eingedeutschte Wörter! Und die deutsche Sprache verlangt nunmal Artikel. Ein Nutzer ist ein Mann, eine Nutzerin eine Frau - der geschlechtsspezifische Artikel ist hier keine Willkür, sondern logisch.
Warum es der Apfel und die Birne heißt? Frag mich was Leichteres.
Die Ursprünge dieser Zuordnungen sind wohl nicht mehr zu erkunden und wurden seit Jahrhunderten tradiert.
Aber Deutsch ist ja ncht die einzige Sprache, die geschlechtsspezifische Artikel verwendet... Interessant ist z.B., dass wir die Sonne und den Mond besingen, während es im Französischen le (der) soleil und la (die) lune heißt...
Es ist aber auch der Fall, dass man ein Gespür für richtige Artikel entwickelt.
Zumindest habe ich nicht alle Artikel von Wörtern auswendig gelernt.
Irgendwie ergibt sich das.