Themenspecial 24. Mai 2024
Drogen: Suchtprävention und Aufklärung
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Was haltet ihr von der Cannabislegalisierung? Überwiegt der Nutzen oder der Schaden?

3 Antworten

Aus meiner Sicht ist die Teillegalisierung von Cannabis ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Nutzen sowohl für Einzelne, als auch für die Gesellschaft überwiegen wird, auch wenn sicherlich noch einiges am aktuellen KCanG geändert werden muss, um die gewünschten Effekte (z.B. Verringerung des Schwarzmarktes, besserer Jugendschutz,…) erreichen zu können. 

Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat das Cannabisverbot sein Ziel, den Konsum einzudämmen, nicht erreicht. Eine umfassende Studienlage zu dem Thema zeigt, dass sich die Verfügbarkeit von Cannabis trotz strenger Gesetze und z.T. sehr hoher Strafen bereits für den Besitz geringer Mengen in der Gesellschaft nicht verringert. Im Gegenteil, sowohl die Verfügbarkeit als auch die Produktvielfalt und die Potenz der Produkte ist unter den Bedingungen des Schwarzmarktes sogar gestiegen. Die Illegalität spielt bei der Konsumentscheidung nur eine sehr untergeordnete Rolle und sie stellt für die meisten Konsumierenden auch keine Hürde dar.

Gleichzeitig hat das Verbot jedoch einige schädliche Nebenwirkungen erzeugt, wie zum Beispiel die Kriminalisierung von Konsumierenden. Dadurch wurde nicht nur der freiwillige Zugang zu notwendigen Hilfs- und Präventionsangeboten künstlich erschwert, sondern auch erhebliche zusätzliche Schäden für die Lebensentwürfe vieler Menschen erzeugt. Und insbesondere Jugendliche lernten von Anfang an: „Rede niemals mit Erwachsenen über deine Erfahrungen mit Cannabis, du wirst dafür nur Ärger bekommen“. Für eine Substanz, deren Risiken vor allem bei jungen Menschen zu Problemen führen können, sind das denkbar schlechte Voraussetzungen, um zu lernen, verantwortungsbewusste Konsumentscheidungen zu treffen. 

Eine weitere schädliche Nebenwirkung des Cannabisverbots ist, dass es in der Illegalität keine qualitätssichernden Instanzen für die Herstellung und den Vertrieb von Cannabisprodukten gibt. Das hat zum Ergebnis, dass in Beratungsgesprächen regelmäßig von Konsumunfällen und andere akuten Krisen berichtet wurde, die weniger auf Cannabis selbst, als auf unerforschte und gesundheitsschädliche Beimengungen in illegalen Cannabisprodukten zurückzuführen waren (synthetische Cannabinoide („Spice“), Streckmittel,…). Viele Konsumierende setzen sich also in den Rahmenbedingungen der Illegalität lieber einem erhöhten gesundheitlichen Risiko aus, als einem strafrechtlichen. 

Unter anderen aus diesen Gründen heraus argumentiere ich, dass ein legaler und vor allem regulierter Cannabismarkt mit klaren Regeln für alle Beteiligte im Vergleich zur Prohibition sowohl die öffentliche Gesundheit besser schützen, als auch die negativen sozialen und rechtlichen Folgen des derzeitigen Verbots signifikant reduzieren könnte.

Viele Grüße,

sandro von mudra / DigiStreet

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite als Sozialarbeiter in der Drogenberatung

Rennegent 
Fragesteller
 24.05.2024, 15:27

Du hast viel über die schädlichen Folgen des V e r b o t s referiert. Aber das ist ja nun Geschichte und danach hatte ich auch gar nicht gefragt. Ich hatte nach Nutzen und Schaden der L e g a l i s i e r u n g gefragt und wollte auch keine Argumentation sondern eine fachkompetente Einschätzung. Schade dass deine Antwort so völlig an meiner Fragestellung vorbeigeht. Insbesondere zu dem Aspekt, wie sich die steigende Verfügbarkeit auf die Anzahl der Süchtigen auswirken wird, habe ich so gut wie nichts erfahren. 😟

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Sandro von mudrastreetwork  24.05.2024, 15:33
@Rennegent

Schade dass du mit meiner Antwort offenbar wenig anfangen kannst. Was die Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und die Anzahl der Konsumierenden konkret bedeutet, kann ich natürlich nicht vorhersehen. Aber der wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat sich 2019 diesem Thema gewidmet und dafür die Situationen in verschiedenen legalisierten Ländern angeschaut (Legalisierung von Cannabis - Auswirkungen auf die Zahl der Konsumenten in ausgewählten Ländern). Viele Grüße!

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Sandro von mudrastreetwork  24.05.2024, 15:42
@Sandro von mudrastreetwork

Zusammengefasst zeigt der Bericht, dass strengere Drogengesetze nicht notwendigerweise zu einer Reduzierung des Konsums führen. Länder mit liberaleren Drogenpolitiken, wie Portugal und die Niederlande, zeigen sogar tendenziell niedrigere Prävalenzraten im Drogenkonsum im Vergleich zu Ländern mit strikteren Gesetzen.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.05.2024, 16:05
@Sandro von mudrastreetwork

Okay danke dir, der Link ist aufschlussreich. Allerdings geht der legale Besitz in Deutschland, 50 g, ja weit über die Mengen hinaus, die in anderen Ländern erlaubt sind. Bin gespannt, wie sich das auswirken wird.

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Sandro von mudrastreetwork  24.05.2024, 16:17
@Rennegent

Danke für die Rückmeldung! Ja, ich bin auch sehr auf die Ergebnisse der ersten Evaluation gespannt. Da wird sicherlich noch einiges im Gesetz anzupassen sein, um die angestrebten Ziele erreichen zu können.

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Was haltet ihr von der Cannabislegalisierung? Überwiegt der Nutzen oder der Schaden?

Da muss man mal wirklich im Detail definieren für wen gibt es einen Schaden bzw Nutzen und wer ist dafür verantwortlich bzw ist es Sache des Staates sich um die Gesundheit zu bemühen, denn es wird ja auch häufig argumentiert ja selbst Schuld wenn du was konsumierst musst du ja nicht.

Rein sachlich betrachtet geht es dem Staat bzw den Nutzern von Cannabis gerade den Langzeitkonsumenten um folgendes;

  • Ich bin kein böser Mensch wenn ich alleine in meiner Wohnung entspannendes Kraut konsumiere, welches übrigens sogar bei Menstruationsschmerzen hilft.
  • Der Nutzen für den Konsumenten eines offenen Umgangs mit Cannabis oder andern Drogen besteht also schonmal darin keine Stigmatisierung dieser Art zu erleben.
  • Ein weiterer Punkt ist auch für den Nutzer der Kostenfaktor, ein Gramm 10 Euro + - je nachdem wo, das ist sehr teuer wenn du es wirklich als Langzeitkonsument zb gegen Depressionen nutzt, denn Cannabis kann als Antidepressiva genutzt werden und hat ungeraucht fast keine schädigende Wirkung, wenn man es also isst oder trinkt (ohne Alkohol) ist es relativ sicher nutzbar.
  • Für den Staat und auch für einzelne Polizisten ist es nicht zielführend einen kleinen Depressiven Konsumenten einzusperren und es ist auch nicht wirklich fair.
  • Der 14j darf ,,begleitet,, mit seinen Eltern Bier saufen der 40j Langzeitkonsument muss sich erklären lassen er wäre böse, oder unmoralisch oder gefährlich oder sonstewas
  • Es gibt da diesen schönen Spruch kiffen macht harmlos, ich habe in ca 10 Jahren nicht einen gewalttätigen Konsumenten erlebt wenn er THC hatte, bei Alkohol oder anderen Phasen sieht das ganz anders aus.
  • Es ist also tatsächlich emotional nützlich wenn man nicht durchdreht und sich chillen kann auch für den Menschen selber.
  • Was hier auch oft außer Acht gelassen wird ist warum nutzen Menschen THC, ich gebe dir maln Beispiel, wenn ich THC konsumiere habe ich keine Suizidgedanken, ich habe nichtmal negative Gedanken in der Regel, denn ich kann sie alle ausblenden, das geht nüchtern nicht. Ja das ist keine echte Lösung, ist Antidepressiva aber auch nicht als Medikament, es ist eine Art Hilfestellung.
  • Dazu hat Cannabis extrem viele Wirkungen; es gibt Schlafgras und Kiffen macht nicht körperlich süchtig (es gibt da nur wenige Ausnahmen)
  • Für Menschen mit Durch- und Einschlafproblemen könnte THC also wirklich ein guter Schlaftablettenersatz sein solange sie nicht anfällig reagieren, müsste man mitn Arzt testen, genauso wie bei andern Medikamenten die man vorsichtig dosieren muss.
  • Es gibt Kreativ Gras, auf diesem kann man richtig gute Ideen haben, klar sind auch viele unsinnig aber die Ideen fließen dann viel besser.
  • Es gibt fressflash gras, dieses ist gerade bei Menschen nützlich die ein Appetitproblem im Körper haben und keinen echten Appetit empfinden.
  • Es gibt Gras das relativ gut Schmerzlindernd wirkt bzw ist das eine allgemeine Wirkung von THC, auch das kann nützlich sein da THC auch nicht so schädlich für die Nieren ist wie zb Ibuprofen.

Der Nutzen überwiegt also rein Wissenschaftlich und faktisch als der Schaden den THC tatsächlich real bewirken kann und der allergrößte Schaden ist immernoch die Psychose, welche THC nur aktiviert aber nie verursacht, die Psychose ist bereits im Gehirn vorhanden wenn sie ausbricht.

Welche Menschen sind denn eig anfällig auf solchen Drogenkonsum?

Menschen die zu wenig Glücksgefühle realistisch erleben, das kann aus vielen Gründen der Fall sein aber Erziehung spielt hier hundert Pro rein, ich kenne keine Drogenkonsumenten die ein perfektes Umfeld hatten mit super tollen Eltern.

Alle Konsumenten die ich kenne haben irgendwelche Traumata erlebt und die allermeisten waren nicht harmlos, wer also behauptet man ist ganz alleine an dem Schuld was man konsumiert, hat die Biologie des Gehirns nicht begriffen bzw die Psychologie.

Das Gehirn arbeitet mit Verdrängung, mit Projektion, mit Ersatzhandlungen, wenn du also richtig scheiße erlebt hast und zb gerade mal 13-15 bist und dann sagt dir einer hier nimm nen Zug das entspannt und es entspannt dich wirklich, dann bist du einfach nur so glücklich das du mal ein anderes Gefühl erleben darfst.

Es gibt natürlich auch nur So ab und an mal Konsumenten aber diese fallen nicht wirklich ins Gewicht weil diese nie zu einer echten Abhängigkeit neigen.

Das sind meisten ganz normale Arbeiter der Gesellschaft. Ich bin schon lange dafür das man Eltern mehr echte Pädagogik beibringen muss und Eltern müssen Konfliktsituationen mit Kindern erleben im professionellen Rahmen um zu lernen wie sie sich vor der gefühlten Ohnmacht und Überforderung schützen können und trotzdem noch liebevoll bleiben können, denn dann gäbe es weit weniger Drogenkonsumenten.

Mit der Cannabislegalisierung steigt die Verfügbarkeit dieser Droge enorm an.

Nein, sie wird nur verschoben, in absolut jedem Dorf gibt es mindestens 5-10 Langzeitkonsumenten mindestens 10-20 Partykonsumenten und mindestens einen Dealer oder Bauer.

Die Verfügbarkeit ist überall gegeben in jeder Stadt, es wäre egal in welche Stadt Deutschlands ich gehe nach 30 Min - Stunde kannste du als völlig fremder ne Connection klar bekommen.

Du hast die Leute nie vorher gesehen.

Also wo steigt die Verfügbarkeit an, wenn es nur noch ab 18 gekauft werden darf in einem gesicherten Rahmen?

Apotheken dürfen es auch ausgeben mit Rezept vom Arzt.

Wird dies nach eurer Expertise zu mehr Konsumenten und Abhängigen führen

nein, die Zahl bleibt ca gleich, eventuell werden die Jungkonsumenten etwas abgehalten aber das wird keinen großen Unterschied machen, da die Gründe des Konsums die selben wie vorher sind und ein Langzeitkonsument wird jetzt weder mehr noch weniger kiffen da gibts keinen Grund für wenn der Konsum son Pegel hat der ned steigt.

oder holt man lediglich die Bestandskonsumenten aus der Illegalität

das passt schon eher, richtig.

und aus der Abjängigkeit von ihren Dealern?

auch das passt, wobei Abhängigkeit auch nicht ganz passt, wie ich erwähnte in Deutschland ist die Verfügbarkeit überall gegeben, du bist eher abhängig davon wie viele Fahrttickets du dir leisten kannst bzw wie viele Autofahrten du machen willst.

Wenn man als Konsument wollte, könnte man locker tausend Dealer Kontakte haben.

Woher ich das weiß, ich kenne genug Konsumenten und bin nunmal Konsument.

Und nein ich würde nicht behaupten das ich dumm bin.

Hallo Rennegent,

ich selbst bin gegen die Legalisierung. Ich selbst hatte mich mal mit einem Abhängigen vor Jahren über das Thema unterhalten, es kamen auch die selben Argumente wie vom Themenspecial Kandidaten. Letztlich stimmte er mir aber zu das es auf lange Sicht eher zumindest für das Gesundheitssystem teuer werden kann.

Der Grund für das ist schlicht weil beim Thema viel mit Annahmen gearbeitet wird. Es gibt sicher auch Positive Untersuchungen seitens anderer Länder, doch grundlegende Probleme sind Universell. Eines und das sagt auch mein Gesprächspartner ist das die wenigsten eine Ahnung haben wie man den Stoff richtig und somit mit wenig negativen Konsequenzen für die Gesundheit konsumiert. Angeblich soll sogar Meth richtig konsumiert und vor allem rein, kaum negative Auswirkungen abseits der Suchtmitteleigenschaft haben. Erst das Falsch konsumieren und die Streckmittel, machen es angeblich für den Körper so zerstörerisch. Um das Problem zu beheben könnte man Leute lehren wie man sie richtig nimmt und möglichst gestreckten Stoff erkennt, doch da stehen wir dann vor den Absurdum, Menschen zu zeigen wie sie illegales möglichst gesund konsumieren was das ganze irgendwie absurd machen würde.

Zudem kommt das sicherstellen das auch wirklich nur legaler Stoff und sauberer Stoff verkauft wird. Wir wissen wie es in der Illegalität ist, da macht man Geld mit und je mehr gestreckt desto mehr Profit. Es ist naiv zu glaube das sich Kriminelle den Markt nehmen lassen und nicht versuchen werden selbst in den legalen Markt mit illegalen Methoden einzudringen. Ob die dann auch mehr Kunden locken oder es allgemein mehr Kunden geben wird, ist schwer zu sagen.

Ob es am ende mehr nutzt als schadet ist kaum zu beantworten, leider ist bei der Politik wie wir sie kennen, eher davon auszugehen das negatives überwiegen wird.

MfG PlueschTiger


Rennegent 
Fragesteller
 27.05.2024, 15:21

Danke für deine Antwort. Ich sehe die Legalisierung ebenfalls kritisch. Legaler Besitz und legaler Anbau wurden derart liberalisiert, dass der Markt meines Erachtens jetzt mit der Droge geflutet wird und dies zu zahlreichen neuen Konsumenten und Abhängigen führen wird. Vielleicht bin ich aber auch zu pessimistisch. Es wird sich zeigen.

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