Themenspecial 24. Mai 2024
Drogen: Suchtprävention und Aufklärung
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Was haltet Ihr vom Einsatz von Psychedelika in der Psychotherapie?

3 Antworten

Das ist eine sehr interessante Frage. Ich habe mich mit dem Thema am Rande immer mal wieder befasst.

In unserem Fall, wenn wir in der Drogenarbeit von "Drogen" sprechen, meinen wir jegliche legale und illegalen psychoaktiven Wirkstoffe, die meist zu Rauschzwecken missbraucht werden. Diese kommen ja oft aus dem Medikamentenbereich oder sind in der Medikamentenforschung entstanden.

Die umgangssprachliche Unterscheidung, wann etwas eine Droge und wann ein Medikament ist, liegt meist nur darin, ob es zum Rauschzweck genutzt wird oder ob es medizinisch verordnet wurde.

Deshalb sehe ich es mit Psychedelika erstmal genau wie bei allen anderen Substanzen: Forschung ist immer gut und wenn es gesicherte Erfolge gibt, dann kann es auch genutzt werden. Auf Grund der starken psychischen Wirkung kann ich mir gut vorstellen, dass diese Stoffe hilfreich eingesetzt werden können, denke aber auch, dass es auf Grund der starken individuellen Wirkung sowie der Option, dass genau das Gegenteil erreicht wird, schwierig mit der Zulassung wird.

Wir haben nur leider immer wieder Personen, die sich selber behandeln. Davon ist abzuraten! Das kann absolut den gegenteiligen Effekt haben!

Viele Grüße,

Alena vom DigiStreet-Team

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sozialpädagogin akzeptanzorientierte Drogenarbeit

vanOoijen 
Fragesteller
 24.05.2024, 17:24

Liebe Alena,

herzlichen Dank für Deine Antwort.

Natürlich ist das nicht wirklich Eure Baustelle. Da warte ich dann mal auf ein Special mit einem Psychologen.

Als Sozialpädagogen habt ihr natürlich eher mit Leuten zu tun, die diese Substanzen nicht vorbildlich nutzen.

Für mich sind das teilweise Sakramente, die ich mir nicht als Partydrogen reinpfeifen würde (nicht dass ich es nicht bereits getan hätte und die unterschiedliche Qualität zwischen zuhause mit guter Playlist und liebender Freundin und Rave in einer fremdem Stadt in der Öffentlichkeit beurteilen könnte).

Jedenfalls wäre ich heute ein anderer Mensch ohne meine psychedelischen Erfahrungen und daran war für mich - richtig angewandt - nichts Schlechtes und ich würde ohne diese Erfahrungen als eindimensionalerer Mensch sterben.

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RandomName01  25.05.2024, 02:04
@vanOoijen

Stimme zu, habe die gleichen Erfahrungen. Ihne die Trips wäre ich heute ein anderer Mensch. Sie haben geholfen innere Konflikte zu lösen und meine Selbstrelektion zu verbessern.

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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:10
@RandomName01

Vor allem habe ich es zuvor schon mit Psychotherapie versucht - ohne Erfolg. Erst die Pilze konnten mir ein Stück weit die Augen öffnen.

Natürlich verstehe ich warum von Selbsstherapie angeraten wird. Trotzdem ist das für manche Menschen gut.

Und in der Illegalität bleibt halt nichts anderes. Daher die Frage.

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RandomName01  25.05.2024, 02:16
@vanOoijen

Illegal bleiben sie nicht lange sobald es in den USA anerkannt wird.

Selbsttherapie ist schlecht. wenn dann mit einer erfahrenen Person als Aufpasser.

Ja, sie vermitteln einem die Einsicht, dass alles verbunden ist und setzt die Dinge in Relation. Dass wir selbst und unsere Probleme klein und unbedeutend sind und wir sie einfach loslassen können

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orangade  25.05.2024, 02:24
@vanOoijen
und ich würde ohne diese Erfahrungen als eindimensionalerer Mensch sterben.

Dann kannst du ja jetzt als zweidimensionaler Mensch sterben.

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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:26
@RandomName01

So ist es.

Den richtigen Umgang damit können wir übrigens von Naturvölkern lernen.

Eingebettet in ein Ritual und am nächsten Tag ruht das Leben im Dorf. Da sitzen alle vor den Hütten und erzählen sich gegenseitig ihre Triperlebnisse. Diese nachträgliche Einordnung beugt Psychosen vor.

Ein Rave am Wochenende und am Montagmorgen wieder im Betrieb ist hingegen falsch und gefährlich.

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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:34
@vanOoijen

abgeraten natürlich. Das war die Autokorrektur.

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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:43
@orangade

Sterben müssen wir übrigens alle.

Außerdem habe ich "eindimensionalerer" und nicht "eindimensionaler" Mensch geschrieben.

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orangade  25.05.2024, 02:45
@vanOoijen

Ich sterbe als dreidimensionaler Mensch, aber nicht jetzt.

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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:45
@orangade

P.S. Opioide habe ich übrigens immer als falsches, dummes Glück empfunden.

Psilocybin hingegen ist echt und herausfordernd. Das komplette Gegenteil von Betäubung. Ein Trip ist mental anstrengend.

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orangade  25.05.2024, 02:48
@vanOoijen

Ich wusste nicht, dass Drogenkonsum harte mentale Arbeit bedeutet.

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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 03:01
@orangade

Du hast eben keine Erfahrungen mit Psychedelika und die brauchst Du auch nicht.

Andere Menschen mit anderer Persönlichkeit und Hirnchemie als Du aber durchaus.

Und ja: Ein psychedelischer Trip ist mental im höchsten Maße anstrengend. Dagegen ist eine Mathe Klausur ein Witz.

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orangade  25.05.2024, 03:14
@vanOoijen

Nie in meinem Leben hatte ich so eine Scheißangst vor Bäumen am Wegesrand wie unter Mikrodosierung mit LSD... Mit Matheklausur hatte das nicht im entferntesten was zu tun.

Von daher kann ich der Aussage nur zustimmen:

Auf Grund der starken psychischen Wirkung kann ich mir gut vorstellen, dass diese Stoffe hilfreich eingesetzt werden können, denke aber auch, dass es auf Grund der starken individuellen Wirkung sowie der Option, dass genau das Gegenteil erreicht wird, schwierig mit der Zulassung wird.
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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 03:21
@orangade

Eben: Es ist höchstgradig individuell.

Du streichelst Pflanzen ja schon im nüchternen Zustand. Andere Menschen zertrampeln die.

Logisch das Psychedelika auf Dich und diese Personen unterschiedlich wirken. Du brauchst sie nicht.

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja, ja, ja. Eine ehemalige Studienkollegin hat in den USA kürzlich an einem Experiment mitgewirkt das diesen Einsatzzweck erforscht.

Erste Tests versprechen eine sehr hohe Erfolgsquote bei einer Vielzahl von psychischen Krankheiten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

orangade  25.05.2024, 02:16
Erste Tests versprechen eine sehr hohe Erfolgsquote bei einer Vielzahl von psychischen Krankheiten.

Tatsächlich?

Welche Drogen und welche Störungen?

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orangade  25.05.2024, 02:28
@RandomName01

Results from these trials have shown significant reductions in depression and anxiety when compared with a placebo, and one trial found no significant difference when compared to a routinely prescribed selective serotonin reuptake inhibitor (SSRI). 

Was ist dann der Nutzen davon, wenn es genauso gut wie herkömmliche SSRI wirkt?

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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:30
@RandomName01

Allerdings. SSRI-Antidepressiva wirken hingegen nur bei weniger als einem Drittel der Patienten.

Ich habe allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass die Effekte eines Pilztrips nicht ewig halten. 2 Mal pro Jahr wäre aber ausreichend. Leider unternehme ich aber keine Trips bei schlechtem Set. Daher schon seit 2019 keinen mehr.

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RandomName01  25.05.2024, 02:31
@orangade

Eine Versuchreihe. Eine.

Der Vorteil gegenüber SSRIs? Diese Medikamente haben Nebenwirkungen und sind nicht für jeden gut.

Es ist immer gut, zu viele Werkzeuge zu haben, als zu wenige.

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orangade  25.05.2024, 02:39
@RandomName01
Der Vorteil gegenüber SSRIs? Diese Medikamente haben Nebenwirkungen und sind nicht für jeden gut.

Ach und die Pilze nicht?

Alles, was wirkt, hat immer auch Nebenwirkungen/ unerwünschte Wirkungen! Mitunter tritt auch eine paradoxe Wirkung auf: Das Gegenteil des Erwarteten tritt ein.

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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:20

Bei Schizophrenie ist das ganz sicher kontrainduziert, aber bei verschiedenen Persönlichkeitsstörungen und PTBS glaube ich an den Erfolg.

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Also ich habe mit psychedelika genaugenommen LSD und Pilze nur Erfahrung im Sinne von „Drogenmissbrauch“ . Daher irr ich mich vlt auch .

Jedenfalls habe ich bei mir und auch bei anderen festgestellt das die Wirkung stark von der Grundstimmung abhängt und es nicht wirklich kontrollierbar ist wie der „Trip“ verläuft . Daher kann ich mir nicht vorstellen das man das medizinisch kontrolliert einsetzen kann .

Ich denke schon das es helfen kann , aber es kann ganz sicher auch das Gegenteil bewirken .

Also wäre für mich nur brauchbar in ner medizinischen Anwendung wenn man ne Möglichkeit findet dieses Risiko aufs kleinste zu minimieren .


vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:18

Was Du als Grundstimmung bezeichnest nennt sich Set.

Set und Setting sind wichtig bei Psychedelika.

Und ich halte einen Rave da nicht für das richtige Setting.

Eher eine gute Playlist zuhause im Bett mit einem liebenden Menschen an der Seite, der aber nur da ist und einen nicht unaufgefordert stört.

Man wird alleine geboren, man stirbt alleine und man trippt alleine.

Das hat Leary mal gesagt. Und damit hat er recht.

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xDavina  25.05.2024, 02:33
@vanOoijen

Ja natürlich hat du recht. Es ist ein Unterschied ob man so etwas mit Freunden auf einem Rave einnimmt oder unter Anleitung und Aufsicht von jemandem der sich damit sehr gut auskennt.

Aber jemand der wegen psychischer Probleme in Behandlung ist , ist ja psychisch eben nicht stabil und „gesund“ . Ist das Ansich nicht schon ein Risiko?

Habe einen Bekannten der unter LSD einen starken Horrortrip hatte , der ist jetzt 6 Jahre später deswegen immer noch in psychologischer Behandlung .

Meine damit nur das es ne sehr starke Wirkung auf die Psyche haben kann . Positiv wie auch negativ . Denke deswegen dass man das nicht leichtfertig als Behandlung „ausprobieren“ sollte . Eben nur wenn sich das Risiko bei dem Patienten ausschließen lässt .

Wenn du sagst das is Möglich , dann wäre ich dafür .

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vanOoijen 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:38
@xDavina

Ein Mensch mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung kann sich durchaus stabil und gut drauf fühlen.

Der Pilztrip hat dann schmerzliche Momente, aber er kann daran wachsen und sich weiterentwickeln.

Wie gesagt halte ich das bestimmt nicht für ein Allheilmittel für jeden.

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