Was haltet ihr vom Abtreiben?

Ist okay, kann ich verstehen 49%
Kommt auf die Situation drauf an 33%
Das ist Mord, unterstütze ich nicht und würde ich nie machen 18%

51 Stimmen

21 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Ist okay, kann ich verstehen

Ich bin nicht „für“ Abtreibungen und dankbar für jeden nicht notwendigen Schwangerschaftsabbruch.

Doch wie kann man einen Schwangerschaftsabbruch als Mord bezeichnen? Ein Schwangerschaftsabbruch ist nie Mord - das sind absolut unterschiedliche Paragraphen im StGB.

Denn man kann doch nicht nach Belieben oder aus dem Bauch heraus fröhlich Gesetze, Definitionen oder Begriffsklärungen umkrempeln. Ein Stuhl ist ja auch kein Sofa. Ein Mord ist ein Mord, ein Totschlag ein Totschlag und ein Schwangerschaftsabbruch ein Schwangerschaftsabbruch.

Bei einem Schwangerschaftsabbruch fehlen eindeutig die Mordmerkmale „aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken“.

Als niedrige Beweggründe werden übrigens Rassenhass, Ausländerfeindlichkeit, sowie Imponiergehabe und Rachsucht angenommen.

Keine Frau sollte sich dafür rechtfertigen müssen, wenn sie eine ungewollte Schwangerschaft und ein ungewolltes Kind physisch, psychisch, finanziell, partnerschaftlich oder lebensplanerisch nicht "stemmen" kann - ob nun wegen des falschen Zeitpunkts, des falschen Partners oder wegen anderer Umstände, derer ich mich nicht gewachsen fühle.

Allerdings bewerten leider bisweilen gerade Frauen mit nur geplanten Wunschkindern oder Männer, die gar nicht in diese Situation kommen können, die Notlage einer ungewollt schwangeren Frau nachzuvollziehen, oder unterteilen gelegentlich in "richtige" und "falsche" Gründe für eine Abtreibung.

Ich habe jedes Verständnis für Frauen, die auch ein ungeplantes oder ungewolltes Kind austragen.

Ich habe aber auch jedes Verständnis für Frauen, die sich aus welchen Gründen auch immer für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden.

Ich habe jedoch kein Verständnis für Menschen, die sich anmaßen, ihre Meinung anderen aufzuzwingen oder die Entscheidung einer Frau in einer Schwangerschaftskonfliktsituation zu be- oder gar verurteilen.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

isebise50  27.02.2024, 11:53

Vielen Dank für deinen Stern!

Nein, eine Abtreibung ist kein Mord.

Es ist ein Kampfbegriff der Abtreibungsgegner, dass sie eine Abtreibung als Mord bezeichnen.

Das stimmt aber nicht.

So gut wie alle Rechtsordnungen dieser Welt machen einen Unterschied zwischen Straftaten gegen das Leben geborener Menschen (Mord, Totschlag) und gegen das Leben ungeborener Menschen (Abtreibung).

Von daher ist eine Abtreibung juristisch gesehen eben eine Abtreibung und kein Mord.

Es gibt natürlich trotzdem Menschen - oft die mit einem starken (unerfüllten) Kinderwunsch - die eine Abtreibung dennoch als Mord empfinden.

Das ist natürlich ihr gutes Recht, so zu empfinden, berechtigt sie aber weder dazu, das als allgemeingültige Tatsache zu bezeichnen, noch dazu, anderen Menschen ihre Empfindung aufzwingen zu wollen.

Ich persönlich bin absolut der Meinung, dass es ausschließlich die Entscheidung der Schwangeren und niemanden sonst ist, ob sie innerhalb der Fristen des §218a ihre Schwangerschaft abbricht oder nicht.

Kommt auf die Situation drauf an

Es ist richtig, dass es die Möglichkeit gibt.

Allerdings finde ich auch, dass die Verantwortung für das Leben vor dem Geschlechtsverkehr übernommen werden sollte. Wer miteinander schlafen kann, also bewusst den Akt der Fortpflanzung eingeht, kann sich auch über Verhütung informieren und diese gescheit lernen. Mir fehlt oftmals das Verständnis dafür, dass der biologische Sinn in den Bildungshintergrund gerät, weil die nachträgliche Korrektur so einfach erscheint. Aber viele kommen mit der Entscheidung Schwangerschaftsabbruch dann eben doch nicht immer so einfach klar.

Natürlich sollte dieser aber legal bleiben.


Elli113  26.02.2024, 13:56
 viele kommen mit der Entscheidung Schwangerschaftsabbruch dann eben doch nicht immer so einfach klar.

Stimmt nicht. Dafür gibt es keine relevanten Belege.

Natürlich sollte dieser aber legal bleiben.

Ist er aber nicht. Jedenfalls nicht in Deutschland.

Jost79  26.02.2024, 14:07
@Elli113
Stimmt nicht. Dafür gibt es keine relevanten Belege.

Ist ebenso eine unbelegte Behauptung. Ich formuliere gerne noch relativierter "manche".

Ist er aber nicht. Jedenfalls nicht in Deutschland.

Doch, natürlich sind Schwangerschaftsabbrüche im gesetzlichen Rahmen legal.

Elli113  26.02.2024, 14:36
@Jost79
Doch, natürlich sind Schwangerschaftsabbrüche im gesetzlichen Rahmen legal.

Nein, sind sie nicht.

Ausdrücklich nicht rechtswidrig sind nur Abbrüche mit medizinischer oder kriminologischer Indikation. Abbrüche ohne Indikation sind zwar straffrei, aber dennoch rechtswidrig und somit NICHT legal.

Jost79  26.02.2024, 14:50
@Elli113

Das Handeln gemäß § 218 a StGB ist nach meinem Wortverständnis legales Handeln, nämlich "dem Gesetz gemäß". Nichts anderes heißt doch "legal". Ein Jurist bin ich jedoch nicht. Du?

Elli113  26.02.2024, 17:25
@Jost79

Ich habe ein abgeschlossenes erstes juristisches Examen.

Abtreibungen sind in Deutschland eine Straftat. Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner letzten Entscheidung 1992 eine "Rechtspflicht der Schwangeren zum Austragen der Schwangerschaft" formuliert, von daher sind Abtreibungen ohne Indikation rechtswidrig.

Ausnahmen sind nach BVerfG nur Abtreibungen mit medizinischer, kriminologischer oder embryopathischer Indikation - wobei letztere vom Gesetzgeber gestrichen wurde. Die ausdrückliche Nicht-Rechtswidrigkeit der Abtreibungen mit medizinischer und kriminologischer Indikation ist ja im § 218 a Nr. 2 und Nr. 3 StGB formuliert.

Deshalb sind indikationslose Abtreibungen nach § 218 a Nr. 1 eben straffrei, aber dennoch rechtswidrig, was auch der Grund dafür ist, dass der Eingriff nicht von der Krankenkasse übernommen wird.

Ist okay, kann ich verstehen

Es gibt haufenweise gute Gründe dafür, dass sich eine Frau entscheidet, einen Haufen Zellen nicht in sich zu einem neuen Lebewesen entwickeln zu lassen. Finanzielle Engpässe, ein gewalttätiger (Ex-)Partner, eine Vergewaltigung oder auch einfach ganz schlicht die Tatsache, dass diese Frau nicht schwanger sein, kein Kind auf die Welt bringen oder grossziehen möchte.

unter keinen Umständen ist eine Abtreibung Mord, auch wenn das von Gegnern gerne so Propagiert wird. damit eine Abtreibung als Mord gelten würde, müsste mindestens eines der Mordmerkmale erfüllt sein. Ob jemand abtreiben will oder nicht ist eine höchst persönliche Entscheidung und geht im Grunde weder den Staat, noch die Familie einer Frau etwas an- und schon gar nicht unbeteiligte Dritte, die glauben sich als Moralaposteln aufspielen zu müssen.

Wenn sich eine Frau zu einer Abtreibung entscheidet, dann ist das ihr gutes recht, genauso wie es jeder Frau frei steht, aus Moralischen oder auch religiösen Gründen auf eine Abtreibung zu verzichten.

Das ist Mord, unterstütze ich nicht und würde ich nie machen

Natürlich gibt es Fälle, wo man verstehen kann, dass die Mutter das Kind nicht will, aber das ändert nicht daran, dass es ein Leben ist, das getötet wird. Es ist falsch zu denken, dass der Mensch erst ein Mensch ist, wenn er den Bauch seiner Mutter verlassen hat. Das Herz des Embryos beginnt ab dem 22. Tag nach dem Empfängnis zu schlagen und wenn ein Herz schlägt, dann handelt es sich um ein Lebewesen. Die Mutter hat jedoch nicht die Pflicht für das Baby zu sorgen, solange sie es zur Welt bringt und die Verantwortung über das Kind einer anderen Person übergibt.