Was haben musikalische Fähigkeiten mit mathematischen Fähigkeiten zu tun?
Stimmt es, dass Musik und Mathematik irgendwie zusammenhängen? Und wenn ja, warum? Sind musikalische Menschen auch mathematisch begabt, und andersherum?
9 Antworten
Beiden, sowohl der Musik als auch der Mathematik, liegt eine ästhetische Schönheit zugrunde, die unmusikalische Menschen kaum spüren oder sehen können.
Gute Musik ist elegant und schmeichelt dem Ohr und dem Intellekt, auch wenn sie provozieren und herausfordern und ungeübte Zuhörer/innen auch mal verwirren darf.
Gute Mathematik (mathematische Lösungen, Gleichungen und Formeln) ist ebenfalls elegant und schmeichelt dem Auge und dem Intellekt, auch wenn sie provozieren und herausfordern und ungeübte Betrachter/innen auch mal verwirren darf.
Ein wunderbares Buch über die Zusammenhänge und Parallelen zwischen Musik, Mathematik und Kunst ist
Gödel, Escher, Bach
von Douglas R. Hofstatter, einem netten amerikanischen Informatiker, der u.a. eines der ersten brauchbaren Notensatzprogramme für Computer entwickelt hat - S.M.U.T.H.
Hallo derBenni!
Das wird immer wieder gerne behauptet.
Als mathematisch ausgebildeter Komponist halte ich die Verbindung eher für schwach oder sogar gegenläufig. Mindestens ist die Frage, was man dann unter "Mathematik" verstehen möchte.
Es gibt sicher unter Musikern ein gutes Zahlenverständnis und eine sichere Einschätzung von Proportionen. Also ist eine Verbindung zwischen Musik und Rechnen gegeben. Aber Mathematik?
Der entscheidende Unterschied - und daher schreibe ich "gegenläufig" - ist doch folgendes:
Die Mathematiker reduzieren komplexe Zahlenverhältnisse in kurze, elegante Formeln, deren Schönheit genau darin liegt, dass sie eine Komplexität in eine einfache überschaubare Form einfalten.
Die Musiker gehen umgekehrt von einem einfachen überschaubaren "Material", einer Melodie, einer Figur oder Harmoniefolge aus und entfalten diese in eine Komplexität, in eine Vielfalt. Da liegt die Schönheit gerade in dem erzielten Reichtum an Variationen, klanglichen Verbindungen und Bewegungsformen.
Der Weg geht also genau andersherum!
Und der ganze Bereich der Obertöne, Klangcharakteristik, Akustik usw. hat ja weit mehr mit Physik zu tun, als mit Mathematik!
Gruß Friedemann
Okay, es gibt hier einige Beiträge, die deutlich aufzeigen, dass auch in der Musik und in musikal. Harmonie am Ende Mathematik steckt. Mathe matik ist eben aus gutem Grunde eine Naturwissenschaft: Die ganze Natur ist am Ende von mathem. Gesetzmäßigkeiten bestimmt.
Aber schließlich sollte man die Frage auch einmal nicht aus der Sicht des Musikers (hier: der ein oder mehrere Instrumente spielt) sehen, sondern aus der Sicht A) des Komponisten, B) des Dirigenten: Musik ist in höchstem Maße eine Anforderung an die analytischen Fähigkeiten der Vorgenannten und erfordert absolute Abstraktionsfähigkeit.
Unsere Klavierlehrerin beobachtet bei ihren Schülern:
Fast alle Kinder, die das Klavierspielen gut lernen könnten, seien auf dem Gymnasium und hätten gute Noten in Manthematik.
Eine Verknüpfung ist schon vorhanden, auch wenn musikalische Menschen möglicherweise mit Mathe auf Kriegsfuss stehen. Ein Talent beinhaltet nicht zwangsläufig ein zweites Talent.
Aber wenn man sich sehr intensiv mit Musik beschäftigt, wird man feststellen müssen, wie viel Mathematik doch in der Musik steckt. Als ein ganz simples Beispiel von Vielen sei nur an den Takt gedacht: 4/4 Takt, 3/4 Takt, 1/2 Takt, 1/16 Takt, usw. usw. Beschäftigt man sich intensiv mit Notenlehre und Komposition, kommen erstaunliche Erkenntnisse zutage.
Aber innerhalb verschiedener Sinfonien gibt es durchaus Passagen mit diesem Takt. Und dann schau Dir mal Vivaldi und Paganini an.....
Lieber Ulf, darf ich Dich korrigieren? Leider kann ich hier keine Noten reinkopieren, aber schau Dir den folgenden Link an. Da sind einige Beispiele angeführt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Klaviersonate_Nr._8_(Beethoven)
Lieber gri1su, es gibt unendlich viele Takte, die mit lauter Sechzehnteln ausgefüllt sind. Aber kein einziger Takt hat nur ein einzelnes Sechzehntel. Es gibt z.B. 2/4-Takte = 8/16 pro Takt, 3/4-Takte = 12/16 pro Takt, 4/4-Takte = 16/16 pro Takt, 3/2-Takte = 24/16 pro Takt.
Ich kenne allerdings kein einziges Stück in der klassischen Musikliteratur, das im 1/16-Takt geschrieben wäre. :-)