Kann man gleichzeitig begabt und lernbehindert sein?
Mal folgendes Gedankenexperiment:
Wie ihr wisst, ist die etablierte Bestimmung zur bestimmung einer Begabung oder Lernbehinderung der IQ Test, der, auch wenn er umstritten ist, mit verschiedenen Leistungen und Lebensrealitäten korreliert.
Häufig nimmt man intuitiv an, dass ein Mensch mit hohem oder niedrigen IQ-Testergebnis in seinen gemessenen Fähigkeiten recht konsistent ist. Weil ich jedoch weiß, dass es mal mehr mal weniger starke Schwankungen gibt, frage ich mich folgendes:
Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Mensch in einer IQ-Disziplin überdurchschnittlich (> 115 Punkte) und gleichzeitig in einer anderen unterdurchschnittlich (< 85 Punkte) abschneidet? Nehmen wir als Beispiel Sprachverständnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit oder eben jede beliebige, andere Kombination.
Dieser Mensch wäre ja quasi überdurchschnittlich begabt und lernbehindert zugleich, oder? Konnte statistisch bestätigt werden, dass es sowas überhaupt schon mal gegeben hat?
Ich freue mich auf eure Antworten, besonders wenn ihr Fachwissen habt! 👍
4 Antworten
Das kommt gar nicht so selten vor und nennt sich heterogenes Intelligenzprofil. Bei Autismus oder adhs ist es relativ typisch, dass die unterschiedlichen Bereiche sehr stark voneinander abweichen.
Das führt dann allerdings dazu, dass der Gesamt-Iq nicht berechnet wird.
Hallo Weisskuchen!
Es gibt sogenannte Teilleistungsstörungen wie Legasthenie und Dyskalkulie. Diese können auch bei Hochbegabten vorkommen:
Hochbegabte Kinder können zudem von Teilleistungsstörungen wie Legasthenie oder Dyskalkulie betroffen sein. Solche Lernstörungen werden dadurch charakterisiert, dass sie im Widerspruch zum allgemeinen Leistungsvermögen des Kindes stehen. Selbst überdurchschnittlich intelligente Kinder können dementsprechend durch Lernschwächen eingeschränkt sein.
https://www.studienkreis.de/infothek/journal/lernprobleme-trotz-hochbegabung/
Die Kombination von über- und unterdurchschnittlichen Leistungen in einem IQ-Test ist also möglich.
LG
gufrastella
Wenn du dich fragst, warum mich das interessiert: Statistische Ausreißer finde ich interessant, gerade wenn es um Dinge geht, die linear miteinander korrelieren.
Z.B. wenn jemand trotz eines niedrigen IQs einen verhältnismäßig hohen SAT-Score erreicht hat.
Hier hat z.B. jemand trotz einem IQ von nur leicht über 75 einen SAT-Score von 1050 erreicht, was ich faszinierend finde.
Und ähnliche Ausreißer könnten eben auch Diskrepanzen zwischen den IQ-Teilergebnissen darstellen.
Außerdem steht da "converted to IQ scale". Es gibt sogar Umrechner dafür im Netz: https://www.braingle.com/mind/iq/convert.php?year=2&satm=400&satv=400&grev=&greq=&calculate=CALCULATE+IQ
Laut Google ist der SAT ein Test, der die Studierfähigkeit von Menschen überprüft und wird meines Wissens vor allem in den USA durchgeführt. Jedenfalls wird ein SAT Score von 1050 im Durchschnitt eher von Menschen mit einem IQ von 110 oder leicht darunter erreicht, was dieses Ergebnis wahnsinnig selten macht.
Eine Diskrepanz von 30+ Punkten kommt gar nicht Mal so selten vor.
-> Bei ADHSlern ist es z.B normal niedrige Werte in Bereichen Arbeitsgedächtnis und Versrbeitungsgeschwindigkeit zu erzielen (Wobei Sprachverständnis bei ADHSlern im Schnitt leicht überdurchschnittlich ist)
-> Es ist auch selten Hochbegabte zu finden die keine Index-Diskrepanzen von 20+ Punkten aufweisen. (Ich hatte z.B beim WISC 5, 133 beim Sprachverständnis und 155 (Test-Decke) in Bereichen Fluides Schlussfolgern und Verarbeitungsgeschwindigkeit)
-> Es ist normal das Menschen ihre Stärken und Schwächen haben. (Bei der WISC 5 Auswertung bekommt man auch oft gezeigt in welchen Bereichen man eher schwach ist und in welchen eher stark; wahrscheinlich haben über 90 Prozent aller Menschen „statistische Schwächen“ und Stärken)
-> Bei ADHSlern ist es z.B normal niedrige Werte in Bereichen Arbeitsgedächtnis und Versrbeitungsgeschwindigkeit zu erzielen (Wobei Sprachverständnis bei ADHSlern im Schnitt leicht überdurchschnittlich ist)
So ist das bei mir, auch wenn ich keine ADHS-Diagnose habe. Dafür aber Autismus
-> Es ist auch selten Hochbegabte zu finden die keine Index-Diskrepanzen von 20+ Punkten aufweisen. (Ich hatte z.B beim WISC 5, 133 beim Sprachverständnis und 155 (Test-Decke) in Bereichen Fluides Schlussfolgern und Verarbeitungsgeschwindigkeit)
133 und 155 sind aber - denke ich jedenfalls - nicht so krasse Unterschiede wie ü115 und u85, wie in meinem Beispiel genannt.
In Zahlen ausgedrückt sind es zwar 22 Punkte, aber 133 von 155 sind immer noch 85%, während als Beispiel 84 von 116 (also Unter- und Überdurchschnitt vereint) nur noch 71% sind. Am Perzentil gemessen wären die Unterschiede noch gewaltiger.
Jedenfalls beeindruckend hoch, dein IQ. Eine gewisse Aussagekraft hat der IQ ja schon, oder was denkst du darüber?
Ja, kann man
@Trne66
Dass das theorethisch möglich ist z.B. durch gezielte Herbeiführung, weiß ich. Aber die Frage ist, ob so ein Fall schon mal bestätigt wurde und wie wahrscheinlich sowas ist.
@gufrastella
Das Wort merke ich mir. Gibt es auch bezeichnungen für Menschen, die trotz insgesamt hohem IQ eine unterdurchschnittliche Verarbeitungsgeschwindigket oder ein unterdurchschnittlichen räumlich-visuelles Verständnis haben?
Und was ist mit Menschen, die insgesamt unterdurchschnittlich sind, aber in einem Teilbereich überdurchschnittlich sind?
Und wie wahrscheinlich ungefähr?