Ich möchte hier u.a. auf andere Beiträge eingehen.
Die Polarität „Mensch / Tier“ ist ein Wortspiel. Du kannst den „Menschen“ auch neben einen Orca, einen Elefanten oder ein Pferd stellen… Dann sieht der menschliche Blick in seine Welt hinein schon mal etwas anders aus.
Aber ja: Die Polarisierung Mensch zu Tier gibt es – und hat die vllt. längste denkbare Tradition. Insoweit verstehe ich nicht so ganz, weshalb Du fragst, weshalb der Mensch „nicht mehr“ wisse, dass wir „eigentlich“ nur ein Tier unter Tieren sind. Diese Erkenntnis ist ja nun historisch betrachtet noch so frisch, dass bis heute viele nicht begreifen (wollen?), was das zu bedeuten hat.
Descartes kam mit seiner Einsicht etwas zu früh daher, um nun zu DIESER Fragestellung mit einem „Ich denke, also bin ich“ etwas beitragen zu können. Und so wird es dann spannender bei dem Satz davor: Der Mensch könne unterscheiden zw. Recht und Unrecht?
1. Was Recht sei oder was Unrecht, ist kulturell bedingt. Erst an zweiter Stelle hat diese Unterscheidung mit der Fähigkeit zu tun, analytisch zu denken.
2. Auch der denkende Mensch kann dann nicht mehr klar zw. Recht und Unrecht unterscheiden, wenn er plötzlich seinen eigenen Vorteil in Gefahr sieht! Siehe: Dann verschieben sich regelmäßig die Grenzen zw. Recht und Unrecht – und mithin so drastisch, dass eine jede halbwegs schlüssige Herleitung nicht mehr erkennbar ist.
3. Auch Tiere können zwischen Recht und Unrecht sehr wohl unterscheiden. Und so muss man nun differenzieren. Eine Schnake wird das so wenig hinbekommen wie ein Spinne. Und auch die meisten Hunde erlernen lediglich, wie die Regeln sind, haben aber nicht im eigentlichen Sinne ein Gespür für so etwas wie Moral. Und dann gibt es plötzlich Hunde, die mit ihrem selbstlosen Handeln diese Gewissheit zumindest mal hart auf die Probe stellen… Hier könnte dann aber aus Sicht des Hundes die Erkenntnis überwiegen, dass da nun jemand anders sich selbst nicht mehr helfen könne. Auf jeden Fall und ohne Zweifel anders ist das bei höher entwickelten Tieren. Und mit „höher entwickelt“ meine ich nicht die Gliedmaßen, sondern das Gehirn. Beispiele sind Elefanten und Wale, um hier zwei zu nennen.
Und damit geht es zum nächsten Punkt: Einmalig unter den Tieren seien die planerischen Fähigkeiten des Menschen? Weit gefehlt. Nur EIN Beispiel: Nicht die brasilianischen Fischer haben freilebenden Delphinen beigebracht, mit Menschen zu kooperieren, sondern die Delphine hatten von sich aus erkannt, dass sie mit den Fischern gemeinsam auf die Jagd gehen könnten, um wiederum auch für sich dabei Vorteile mitzunehmen. Die Delphine waren es, die also das Verhalten der Fischer beobachtet und die erkannt haben, WIE sie die Fischer einbeziehen können UND dass die Fischer zugleich nicht in der Lage sein würden, ihnen so viel Beute dabei wegzuschnappen, dass die Delphine letztlich den Kürzeren ziehen würden. Dem ist ja auch nicht so.
Wiederum darf man sich an dieser Stelle fragen, weshalb mindestens zu Zeiten der intensiven Jagd auf Pottwale und andere (kurz bevor in Amerika die ersten großen fossilen Ölvorräte gefunden wurden, sodass die Jagd nach Walen irrelevant wurde, weil ja die Jagd nach den Walen dereinst vor allem wegen des Öls, überwiegend für Lampen, so lukrativ war) diese aus dem Töten nicht gelernt haben. Weshalb haben die Wale nicht verstanden, dass sie diesen Fangbooten hätten ausweichen müssen, statt sie zu ignorieren oder sogar gezielt – und verhängnisvoll – den Kontakt zum Menschen zu suchen? – Aber statistisch betrachtet waren es vllt. unter den zahllosen Segelschiffen, denen sie begegnet sind, so wenige, von denen ein aggressiven Verhalten den Walen gegenüber ausging, dass sie darin keine Regel erkennen konnten. Denkbar.