Was haben alle gegen Manta-Fahrer?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

So eine Frage hatte ich vor drei Jahren schon mal beantwortet, ich bin mal so dreist, den Antworttext zu kopieren

Gewisse Stereotypen müssen halt immer mal wieder für Witze herhalten. In Amerika sind es z.B. die Rednecks, deren deutsches Äquivalent waren in den 80ern und 90ern die Ostfriesen, nach der Wiedervereinigung eben die aufgrund der Entbehrungen und Staatspropaganda-Berieselung in der DDR als weltfremd empfundenen, Trabi-fahrenden Ossis, die R-Schwäche der Chinesen, dann Blondinen (obwohl die Fernseh-Dummchen á la Verona Feldbusch eher brunett waren) oder ebenfalls in den späten 80ern bis Mitte 90er die Manta-Fahrer.

Der Manta wurde deshalb zum Stereotypen, da die in dieser Zeit recht günstig zu habenden Gebrauchten zum Kultobjekt der Tuner-Szene wurden. Obwohl nicht gerade viel Leistung unter dem sportlichen Kleid steckte, wurden teils aberwitzige Konstruktionen wie Bodykits mit Fake-Lufteinlässen, Breitreifen gerne auch in asymmetrischer Bestückung (hinten breiter als vorne), Fuchsschwanz an der Antenne (das was des Rentners Hut, Wackeldackel und umhäkelte Klorolle auf der Hutablage und Hufeisen im Kühlergrill des 190ers war - auch ein gängiges Klischee diese Zeit), Tieferlegung und riesige Heckspoiler ("Pommes-Theke") an die Autos angebracht. An der Leistung wurde kaum etwas gemacht. Als der Manta noch ein Brot-und-Butter-Auto war und von jedermann in Werksausstattung gefahren wurde, machte man auch keine Witze, schmunzelte allenfalls über die für die Optik recht maue Leistung.

Die Gegenbewegung der GTI-Witze gab es auch, aber die bekam keinen eigenen Film und geriet schnell in Vergessenheit.

Ernst nimmt solche Möchtegerns auch heute keiner, aber die verteilen sich heute besser über die Fahrzeugtypen. Allenfalls Größenkompensation primärer Geschlechtsmerkmale durch Porsche oder Südländer im 3er BMW gehören noch dazu, aber die haben es nicht zu so einem Witze-Kultstatus geschafft.

Dank dort ansässiger Tuningteile-Vertriebe wie D&W war gerade der Ruhrpott voll von solchen Hochglanz-Kriechern und der Manta wurde sowieso aufgemotzt wo ging. So wurde der Stereotyp geboren: Ein Manta-Fahrer ist ein Mann aus einfachen Verhältnissen des Ruhrpotts, Fließband- oder Grubenarbeiter, daraus schloss man einen geringen Bildungsstand, fährt Manta mit aberwitzigen Anbauten die teilweise auch etwas abenteuerlich befestigt sind ("Was geht einem Mantafahrer als erstes durch den Kopf wenn er gegen einen Baum fährt? Der Heckspoiler") und verbringt seine Mittagspause an der Pommesbude (daher auch der Begriff Pommes-Theke für die großen Heckflügel, auf dem man dem Klischee nach das Mittagessen abstellte). Das wurde auch nicht besser, als dieser Stereotyp samt aller witzbasierter Klischees in Filmen wie "Manta Manta" oder "Manta der Film" aufgegriffen wurde.

Henne-Ei-Problem halt: Was war zuerst da, Film oder Image. Der Käfer galt als unverwüstliches Vernunftauto das sein verwegenes Image aus Filmen wie Herbie oder Dudu bekam, der gut gekleidete Geheimagent von Welt (James Bond) fährt Aston Martin, sympathische Outlaws ("Bandit" Burt Reynolds) und Gerechtigkeitskämpfer ("Michael Knight" David Hasselhoff) fahren Trans Am oder Mustang ("Bullitt" Steve McQueen). Beim Manta war aber erst das Image da und dann das auf dem Image fußende Filmklischee.

Wer heute Manta fährt, egal ob original oder im zeitgenössischen Umbau, wird eher noch für seinen flotten Oldtimer bewundert, denn Frust über die Witze und die bei Opel üblichen Rostprobleme haben dem Wagen schnell den Garaus gemacht und gut erhaltene Modelle sind sehr selten geworden.

Randgruppen- und Stereotypen-Witze sind halt gängig und wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist, die falsche Haarfarbe hat oder das falsche Auto fährt, ist halt mittendrin in der Zielgruppe.

Fuballspieler 
Fragesteller
 23.10.2020, 18:04

Wie man 2018 sagen würde: EHRENMANN, danke für die Antwort, Brudi.

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Thyrion555  23.10.2020, 19:38

Hallo Volker, Klasse dargestellt, Danke!

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Also, der Opel Manta war eigentlich kein schlechtes Auto.

Nur wenn du dir diese Autos inklusive Fahrer manchmal angeschaut hast, dann musste man wirklich schmunzeln. Z.b. der berühmte Fuchsschwanz an der Antenne, das ist ja kein Märchen, das war ja wirklich so!

Naja, und dann haben sie oft Ihr Auto manipuliert, sodass die Blinker beim nicht blinken ständig leuchteten, und beim Blinken halt blinken.

Zudem die oft sehr auffällig gestalteten Tuning-Anbauteile, Plastik pur, das sah schon oft sehr extrem aus...

Dazu kam dann der berühmte Film "manta manta", der dem ganzen den Rest gab.

Alles so seltsame Sachen, und darum haftet Ihnen das Klischee an, sie seien nicht die hellsten auf der Straße...🤣🤣

Der OpelManta war äußerlich ein sportliches Coupe, das aber wg. der einfachen Unterkonstruktion vergleichsweise preiswert war. Deshalb fanden sich relativ viele Leute mit wenig Geld, die als Hobby schrauben und tunen hatten.

Aufgrund der geringeren Kosten und der Art des Hobbys, war das wohl häufig ein besonderer Menschenschlag.

warum gibt es so viele Witze über die Dummheit der Mantafahrer?

Genau so wie es Witze über Ostfriesen oder Bayern oder Blondinen usw. gibt.

Manta war mal Kult, deswegen bei manchen noch in schwacher Erinnerung.......

In jedem Jahrzehnt gibt es irgendwas, was die Leute toll finden........