Was bedeutet die Aussage „Das moderne Lager rollt auf der Straße“?

9 Antworten

Die Aussage ist so nicht mehr ohne weiteres haltbar.

Prinzipiell ist der Grundgedanke, dass die Ware nicht mehr in stationären Lagern liegt, sondern - just in time - dorthin kommt, wo sie benötigt wird, also in den Handel und zum Kunden. Statt irgendwo herumzuliegen, befinden sich die Warenbestände also auf dem Weg entweder zum oder vom Unternehmen, zum Kunden, zu anderen Zielen. Dadurch spart das Unternehmen sich die Lagerkosten, benötigt weniger Kapital für seine Warenbestände, da keine Überbestände aufgebaut werden, und kann im Rahmen von Lean Production und minimalster Lagerhaltung schnell auf Nachfrageänderungen reagieren. Da die Logistikprozesse zudem in hohem Maße automatisiert oder digitalisiert sind, hat man zudem einen guten Überblick, wo sich welche Ware gerade befindet und wann sie verfügbar ist.

Das Problem: Das funktioniert nur, solange die Logistiketten funktionieren. Bleibt etwa eine Importsendung wegen Personalmangels beim Zoll ein paar Wochen an der Grenze hängen (, was momentan häufiger passiert), kann ich nicht liefern. Finde ich keine Fahrer oder Speditionen mit genug Kapazitäten, um die Ware von A nach B zu bringen (auch das ist im Moment öfter mal der Fall), kann ich nicht liefern. Und auch die "letzte Meile" durch Versanddienstleister wie DHL oder UPS kämpft derzeit mit Verzögerungen durch Personalmangel und logistische Probleme.

Für das Asien- und Osteuropageschäft kommen derzeit noch hinzu, dass die Bahnfracht-Routen nach Asien momentan größtenteils ausfallen (laufen sonst durch die Ukraine), und die chinesische No-Covid-Politik zeitweise den Seehandel lahmgelegt hat (Shanghai und Nigbo waren zeitweise außer Gefecht). Containermangel erschwert den Seehandel zusätzlich, und als etwa die "Ever Given" im März 2021 den Suezkanal blockierte, hat das Milliarden gekostet.

In der aktuellen Situation kann man also eigentlich jedem Händler nur raten, auf ein, zwei lokale Lager mit entsprechenden Beständen zu setzen, um Probleme abfedern zu können. Just in Time ist ein guter Ansatz, aber es funktioniert im Moment nicht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Stationäre Lager verursachen unnötige Kosten.

Gemäß dem Just In Time bzw. Just In Sequence Prinzip ist das Material entweder in Verwendung oder im Transport, also auf der Straße rollend.

Just in Time Lieferung.

Zuliefer LKW haben zu einer definierten Zeit an der Rampe zum abladen zu sein.
Daher werden teils 3 LKw über drei verschiedene Strecken auf dei Reise geschickt.
Nach der Logik, "auch eine defekte Uhr zeigt 2* am Tag die richtige Zeit an".

Die Ware bzw das Material für die Produktion ist nicht mehr vor Ort auf Lager sondern wird täglich oder sogar im Stundentakt so angeliefert wie es gebraucht wird - und dann sofort verarbeitet.

Das hielt man mal für ne super Idee und dachte damit könnte man Kosten und Lagerfläche sparen. Inzwischen erkennen aber mehr und mehr Firmen dass das nicht der Weißheit letzter Schluss ist. Das funktioniert zwar auf dem Papier ganz toll. In der Realität aber nicht. Irgend was geht immer schief oder es kommt zu Verzögerungen.

Wenn man mal die ganzen "Nebenkosten" (Organisation, Sonderfahrten, Scherereien) mit berücksichtigt dann sieht die Rechnung nicht mehr so toll aus.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Früher hatten die Firmen ein Lager, in dem die für die Produktion nötigen Teile gewissermaßen zwischengespeichert wurden. So ein Lager benötigt Platz, Personal und bindet natürlich auch Kapital, so dass man zunehmend dazu überging, sich die benötigten Waren "just in time" (also genau zu dem Zeitpunkt, wenn sie auch benötigt werden) anliefern zu lassen, weil das Lager damit wenigstens zu großen Teilen entfiel und auch die Dauer der Einlagerung, so sie überhaupt nach stattfindet, wesentlich kürzer ist - "gelagert" wird also gewissermaßen im Lkw, der das gerade anliefert.

Die Probleme zeigen sich aber stets, wenn die Lieferkette gestört wird - angefangen bei größeren Staus, der Einstellung des Flugverkehrs wegen des Vulkanausbruches auf Island, den Corona-bedingten Verzögerungen, ...