Was bedeutet das Q (= queer) in LGBTQIAA+ oder LGBTIQ (oder welche Schreibweise man auch immer bevorzugt)?

2 Antworten

queer != schwul; auch nicht im Englischen (zumindest heute). "queer" bedeutet, wie du schon gesagt hast, erst mal "anders" / "eigenartig" und wird sowohl als Sammelbegriff als auch als Label für Menschen verwendet, welche sich nicht näher definieren möchten.

Somit ist auch geklärt, warum es separat auftaucht. Dass es das Q geschafft hat und anderes nicht, ist der Vorkommenshäufigkeit zum Zeitpunkt der Erstellung geschuldet.

Welches Akronym du jetzt nimmst, ist ziemlich egal (einig ist sich niemand), solange du es höflich tust. Ich verwende derzeit in nicht offiziellen Texten "queer" als Sammelbegriff, weil es einfacher ist, sonst LGBTQIA+.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst queer, vernetzt, betreibe gelegentlich Aktivismus

croissantcrepe 
Beitragsersteller
 23.08.2024, 12:47

Nicht jede homosexuelle Person mag es "queer" genannt zu werden. Manche lehnen den Begriff ab.

JanaL161  23.08.2024, 13:01
@croissantcrepe

Das ist richtig. Wenn es eine Person stört, unterlasse ich es in deren Präsenz gerne. Größtenteils habe ich mit dem Ansatz aber keine Probleme, zumindest nicht in meinem näheren Umfeld.

Nach meinen Erfahrungen macht es auch einen Unterschied, in welchem Kontext das passiert. Ich renne auch nicht umher und nenne Menschen queer; noch verwende ich diesen Begriff, wenn ich Menschen zum ersten Mal treffe (muss ich ja auch nicht, da weiß ich genauer, wie die Person vor mir ist). Beim Stammtisch, während sich die Menschen austauschen, ist es weniger ein Problem, weil der Raum explizit einer ist, bei dem sich die Menschen aktiv miteinander und Themen wie verschiedenen Bezeichnungen sowie ihren Problemen auseinandersetzen (ist aber natürlich nicht bei jedem Angebot so). Auf jeden Fall gilt: aufeinander achtgeben.

Einen festen Ansatz unabhängig der Situation zu halten, ist sicherlich wenig sinnvoll. Queer ist als Selbstbezeichnung heute jedoch wahrscheinlich einer der weniger problematischen Begriffe und sehr handlich. Wenn es diesbezüglich neue Entwicklungen gibt, bin ich gespannt, weiterzulernen.

guterfrager5  23.08.2024, 13:16
@JanaL161

irgendwann ist es das ganze Alphabet also LGBTQIAOERZUHGJKLFSASMNBVXY+ oder sowas 😂

JanaL161  23.08.2024, 13:18
@guterfrager5

Habe ich das behauptet oder irgendwie darauf hingedeutet, dass ich immer länger werdende Akronyme verwende?

guterfrager5  23.08.2024, 13:20
@JanaL161

Ne aber ich kannte bisher nur dieses LGBTQ und du hattest jetzt noch "IA+" dazugeschrieben (was bedeuten die eigentlich, wenn man das fragen darf, ohne jemanden anzugreifen? o.O)

JanaL161  23.08.2024, 13:31
@guterfrager5

IA sind die beiden Buchstaben, die am häufigsten dazugenommen werden. Steht für intergeschlechtliche Menschen und das A-Spektrum (asexuelle und aromantische Menschen). Diese sind nach LGBTQ auch etwa am häufigsten aufkommend.

Das + (oder *) deutet darauf hin, dass es eben keine vollständige Auflistung ist.

Wie gesagt, es gibt keinen Konsens zur genauen Form. Einfach akzeptierend und im direkten Kontakt höflich zu sein ist viel mehr wert, als möglichst viele Buchstaben hinzuzunehmen.

Jnnsznxx  25.08.2024, 11:34
@JanaL161
Das ist richtig. Wenn es eine Person stört, unterlasse ich es in deren Präsenz gerne. Größtenteils habe ich mit dem Ansatz aber keine Probleme, zumindest nicht in meinem näheren Umfeld.

Ich übersetze mal, was du damit eigentlich aussagst:

"Wenn jemand mir explizit sagt, dass er nicht so bezeichnet werden möchte, vermeide ich es solange derjenige in hörweite ist, aber eigentlich ist es mir völlig egal ob andere Menschen sich wohlfühlen mit diesem Label und bezeichne sie daher generell trotzdem so."

JanaL161  25.08.2024, 14:20
@Jnnsznxx
Eigentlich ist es mir völlig egal ob andere Menschen sich wohlfühlen mit diesem Label und bezeichne sie daher generell trotzdem so

Du hast hier etwas verdreht. Es geht nicht darum, dass diese Person es nicht mitbekommt, dass ich Menschen so bezeichne, sondern dass ich diese Bezeichnung konsequent nicht für sie verwende (auch wenn diese Person nicht im Raum ist); nämlich genau damit sie sich vollumfänglich wohlfühlen kann.

Fakt ist ja aber auch, dass viele viele betroffene Menschen mit der Bezeichnung "queer" überhaupt keine Probleme haben. Somit sehe ich auch keinen Grund, das pauschal abzulehnen, solange es diesbezüglich keine dem gegen gestellten Entwicklungen gibt.

Jnnsznxx  25.08.2024, 14:27
@JanaL161

Wenn du Menschen allgemeinheitlich als "queer" bezeichnest, bloß weil sie von der Norm abweichen, was Sexualität oder Geschlecht angeht, drückst du logischerweise nicht nur denjenigen das Label auf, die es unproblematisch finden, sondern eben auch all denen, die es problematisch finden, oder nicht?

JanaL161  25.08.2024, 14:50
@Jnnsznxx

Soll ich LGBT sagen? Damit haben Menschen Probleme.
Soll ich GSRM sagen? Damit haben Menschen Probleme.
Soll ich LGBTQIA* sagen? Damit haben Menschen Probleme.
Soll ich gay sagen? Damit haben Menschen Probleme.
Soll ich nicht hetero oder nicht cis oder nicht allo sagen? Damit haben Menschen Probleme.
Soll ich abweichend der gesellschaftlichen Normen sagen? Damit haben Menschen Probleme.

Sammelbezeichnungen sind nun mal solche; es ist unmöglich, dass immer alle ganz zufrieden sind. Da es jedoch bitter nötig ist, dass sich queere Menschen zusammen tun können, ist es wichtig, dass es Überbegriffe weiterhin gibt.

Ich tue mein bestes, im direkten Kontakt allen den Raum zu bieten, welcher ihnen gut tut. Darüber hinaus ist es mir jedoch ziemlich egal, wie problematisch du genau dieses Label generell findest, solange mir die 800 queere Menschen aus meiner Region, mit denen ich täglich in einem Chat sitze, nichts anderes sagen und sich auch niemand beim Stammstich beschwert.

Einen angenehmen Tag wünsche ich noch.

Jnnsznxx  29.08.2024, 14:51
@JanaL161
Soll ich LGBT sagen? Damit haben Menschen Probleme.
Soll ich GSRM sagen? Damit haben Menschen Probleme.
Soll ich LGBTQIA* sagen? Damit haben Menschen Probleme.

Wie wäre es, wenn du einfach keine unsinnigen pauschalisierenden Sammelbegriffe verwendest? Insbesondere wenn diese nicht nur sinnlos, sondern noch zusätzlich herabwürdigend sind, wie im Fall von "queer".

Da es jedoch bitter nötig ist, dass sich queere Menschen zusammen tun können, ist es wichtig, dass es Überbegriffe weiterhin gibt.

Ich sehe diesbezüglich keine Notwendigkeit. Mich verbindet absolut nichts mit Personen die sich als "queer" bezeichnen, was mich nicht auch mit heterosexuellen Menschen verbindet.

Darüber hinaus ist es mir jedoch ziemlich egal, wie problematisch du genau dieses Label generell findest, solange mir die 800 queere Menschen aus meiner Region, mit denen ich täglich in einem Chat sitze, nichts anderes sagen und sich auch niemand beim Stammstich beschwert.

Es wäre eine gute Idee, vielleicht mal einen Schritt heraus aus deiner Bubble zu machen.

Ich bin mit Sicherheit bei weitem nicht der Einzige, der ein Problem mit diesem Label hat, oder es zumindest ablehnt.

Schau doch zB mal hier:

https://www.gutefrage.net/umfrage/lgbtq-bezeichnet-ihr-euch-als-queer

Queer ['kwɪə(ɹ)] ist heute eine Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, die nicht heterosexuell sind, für Geschlechtsidentitäten, die nichtbinär oder nicht-cisgender sind, sowie Lebens- und Liebesformen, die nicht heteronormativ sind. Seit etwa Mitte der 1990er Jahre wird der Begriff zunehmend als positive Eigenbezeichnung queerer Personen verwendet. Oftmals sind mit queer ähnliche Personengruppen gemeint wie mit den Abkürzungen LGBT, LSBT u. a.[1]

Im Gegensatz zu anderen Begriffen aus der Familie der sexuellen Orientierungen (wie schwul, lesbisch, bi- oder asexuell) und geschlechtlichen Identitäten (wie trans oder intergeschlechtlich) gibt es für den Ausdruck queer keine einheitliche Definition; er unterliegt in seiner Verwendung Aneignungs- und Interpretationspraktiken, sodass eine genaue Definition der Bezeichnung auch Gegenstand von Diskussionen ist. Die theoretische Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen leistet die Queer-Theorie.

Die plural-queere Variante, die Perko 2005 in Queer-Theorien vertritt, ist eine politisch-strategische Variante der Queer-Theorie, die radikal offen alle Menschen inkludiert, „die der gesellschaftlichen Norm nicht entsprechen oder nicht entsprechen wollen“. Die deutschsprachige Form des plural-queeren Ansatzes greift auf die US-amerikanische Variante zurück, die vehemente Kritik an Heteronormativität, geschlechtlicher Binarität, Identitätsmodellen und Ausschlüssen bestimmter Menschen üben. Darunter fallen Schwule, Lesben, Bisexuelle, Intersexuelle, Asexuelle, Transgender ebenso wie Cross-Identitäten, Nicht-Identitäten, Trans-Identitäten, aber auch Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Hautfarbe etc. und Cyborgs, Drags, Cross-Dresser etc. (vgl. dazu die Auflistung bei Perko 2005: 22–25) Im Zentrum der plural-queeren Variante steht das Bemühen um die „möglichste Vielfalt menschlicher Seins- und Daseinsformen in ihrer Unabgeschlossenheit“. Die Queer-Theorie in ihrer plural-queeren Ausrichtung wendet sich gegen eindeutige Kategorisierungen und Identitätspolitiken und wählt stattdessen ein Modell der Pluralität. Dadurch sollen sich alle Menschen demnach so „definieren können, wie sie und so sie es wollen“. Gruppen-Identitäten werden in Frage gestellt, stattdessen lässt das plurale Modell „fließende Übergänge und Uneindeutigkeiten“ bestehen. Perko (2005) gibt zu, dass die plural-queere Ausrichtung in der Praxis am schwierigsten umzusetzen ist.[p: 3]

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung