Warum zögert die Ehefrau, trotz offensichtlicher Verletzungen, eine Beschwerde gegen ihren gewalttätigen Ehemann einzureichen?

7 Antworten

Ich bin Fachperson und habe selber solche Fälle in meiner Klientel gehabt.

Das Problem ist, dass die Frau ihrem Mann gegenüber Beschützerinstinkte entwickelt, weil sie seine gewalttätigen Ausbrüche als ein Zeichen der Schwäche, der mangelnden Selbstkontrolle, der Überforderung und der Unsicherheit sieht.

Sie will ihn um jeden Preis beschützen, und das bedeutet für sie, dass sie nicht zur Polizei geht und ihren Mann auch nicht verlässt, egal, wie schlimm es für sie ist.

In den meisten Fällen wird ihre Entscheidung zusätzlich gestärkt, weil der Mann, sobald er wieder runtergefahren ist, sein Verhalten bereut, sich schämt dafür und sie inständig um Verzeihung bittet mit dem Versprechen, dass es nie wieder vorkommen wird.

Beziehungen, die von Gewalt geprägt sind, sind daher auch statistisch erhärtet in der Regel (und entgegen aller Logik) stabiler als andere Beziehungen - es ist fast unmöglich, solche Paare zu trennen. Oft muss etwas wirklich Schlimmes geschehen, dass die Frau sich entschliesst, ihren Partner zu verlassen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
nochnefrage  08.03.2024, 15:46
Beziehungen, die von Gewalt geprägt sind, sind daher auch statistisch erhärtet in der Regel (und entgegen aller Logik) stabiler als andere Beziehungen

Hi, hast Du dazu bitte eine Quelle?

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LastDayofEden  08.03.2024, 17:52
@nochnefrage

Ich habe versucht, die entsprechende Studie zu finden. Ich vermute aber, dass solche Dinge eher nicht an die Öffentlichkeit gelangen, da sie natürlich nicht gerade konstruktiv sind - in Zeiten hoher Scheidungsraten wollen wir die Leute nicht auf dumme Ideen bringen, wie sie ihre Beziehung mit aller Gewalt (in diesem Fall wörtlich!) behalten können.

Im folgenden Artikel erklärt eine Expertin, warum das Thema häusliche Gewalt in der Gesellschaft immer noch schwierig ist: Bis vor nicht allzu langer Zeit wurden Gewalttaten in der Familie gar nicht in der Kriminalstatistik erfasst, weil das als Privatsache galt:

https://www.rnd.de/liebe-und-partnerschaft/gewalt-in-beziehungen-wenn-frauen-bleiben-obwohl-der-partner-zuschlagt-HNKCK6HH7VHAFAF6T6M2NQXVWM.html

In der Öffentlichkeit wird vorwiegend thematisiert, dass häusliche Gewalt eine Straftat ist und die Opfer diese anzeigen dürfen. Das ändert aber nichts daran, dass nur ein Bruchteil von häuslicher Gewalt je gemeldet wird.

Aus psychologischer Sicht ist es daher notwendig zu fragen, was denn der "Nutzen" für das Opfer ist, wenn es Straftaten verschweigt oder den Täter sogar aktiv schützt - du kannst jede Fachperson fragen, die mit Opfern häuslicher Gewalt zu tun haben, die Opfer sträuben sich oft mit Händen und Füssen. Es ist wirklich ein Kampf, sie dazu zu bringen, ihren Partner anzuzeigen.

Die folgende Website bemüht sich, die häufigsten Gründe, warum der Partner nicht angezeigt wird, aufzulisten - es ist eine sehr, sehr lange Liste:

https://re-empowerment.de/gewalt/ausstieg/hindernisse-warum-ich-blieb/

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Vielleicht weil sie Angst hat das ihr Mann es wieder macht?

weiß nicht so genau

Ich interepretiere mal, dass die Frau null Selbstbewusstsein hat. Sie kann nicht allein leben und braucht einen Partner. Egal, wie scheiße er sie behandelt - sie hält zu ihm, weil sie sonst allein wäre. Sie gibt sich vielleicht sogar selbst die Schuld, weil sie ihn immer wieder reizt, sodass er austickert. Sie ist allein Schuld. Nicht er!

Traurig, solche Schicksale.

Verschiedene Gründe.

Liebe, Angst, Familienzusammenhalt etc.

Gehört wahrscheinlich zum guten Ton in gewissen Kreisen. Traurig, wie man so tief sinken kann, bei einem gewalttätigen Ehepartner zu bleiben.