Warum werden introvertierte Menschen nie akzeptiert?

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wieso muss man sich als Introvertierter ständig für seinen Charakter rechtfertigen?

Weil die meisten nicht wissen, was introvertiert ist. Introversion wird mit mangelndem Selbstbewusstsein und Schüchternheit verwechselt. Das ist falsch! Introvertierte Menschen sind in sich gekehrte Menschen. Das ist kein psychischer Defekt, sondern eine Spielart menschlichen Wesens, die meiner Meinung nach sehr wohltuend ist.

Ich würde an deiner Stelle den Leuten, die dich "umpolen" wollen, ihren Irrtum erklären ihnen verklickern wie du tickst. Wenn sie nicht völlig verblödet sind, dann wird wenigstens ein Teil das begreifen. Vor allem solltest du ihnen aber auch erklären, dass deine Introversion weder Schüchternheit noch mangelndes Selbstbewusstsein oder gar eine psychische Störung ist.

Lass dir nicht einreden, dass Introversion etwas Negatives ist, das therapiert werden müsste. Du bist völlig in Ordnung (!), vielleicht einen Tick individueller als andere, aber das ist ja nun wirklich nicht schlecht. Ohne einen statistischen Nachweis zu haben, stelle ich mal eine empirisch begründete Behauptung auf: Die Introvertierten stellen unter den Akademikern, Wissenschaftlern und Intellektuellen die Mehrheit.

Du kannst übrigens hier mal nachlesen, wie Introvertierte ticken. Das ist sehr schön beschrieben.

http://www.dottobi.de/blog/?page_id=12188

PeVau  31.12.2016, 12:37

Danke für den Stern!

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Das Problem ist das Introvertierte sich nicht in die Karten schauen lassen, das ist für den meisten Menschen (extrovertierte) nicht erträglich, da sie zu offen sind und Angst haben von den Introvertierten genauer analysiert zu werden.Die Schwächen von anderen Leuten können Introvertierte sehr schnell wahrnehmen. Ein Dorn im Auge für die meisten.

In den meisten Fällen können introvertierte Menschen die Falschheit in einer Person schneller erkennen, als es ein Extrovertierter kann. Das ist gleichzeitig eine Schwäche von den Extrovertierten.

Ich bin selber Introvertiert und es gibt verschiedene Kategorien von Introvertiert sein. Die meisten Stufen Introvertiert einfach so ab, ohne wirklich Gedanken drüber zu machen. Hier bemerkt man einfach, wie dumm Extrovertierte sein können. Die intelligentesten Menschen sind introvertiert. Das stellt für einen Extrovertierten ein ziemliches Problem da. Fakt ist Extrovertierte haben Probleme mit Introvertierte. Andersrum ist es nicht so.

Ich bin vollkommen mit mir und das Leben zufrieden. Suche mir jedenfalls die Leute selber aus die mir auch für ehrlich erscheinen. Gehe zu Orten hin, wo ich mich wohlfühle und für ein kleinen Moment alleine sein kann. Oder ich nehme die Leute mit die ich am meisten vertraue ,um gemeinsam die Ruhe zu genießen. Wir haben jedenfalls mehr Energie als Extrovertierte Menschen.

Meine Meinung ist auch, das wir diese Eigenschaft nicht umsonst in uns tragen. Es ist sogesehen eine Schutzbarriere für uns. Wir halten die Menschen von uns fern die uns Schaden können und lassen nur die Menschen an uns ran die wir für Ehrlich einstufen. In meisten fällen liegen wir, aber richtig. Menschenkenntnis haben wir auch ausgeprägter. Von daher haben wir wenige Leute um uns herum, was auch richtig ist. Denn die meisten sind falsch. Jedenfalls verbinde ich das Introvertiert sein auch mit dem Spirituellen. Das passt eigentlich sehr zusammen.

Leider, haben wir es in manchen Sachen auch schwerer. Wir müssen aus diesem Grund die Herausforderungen versuchen zu meistern. Extrovertierte Menschen sind zwar lauter als wir, aber wir haben auch andere Mitteln, um richtig durchgreifen zu können.

Also einige, die mich am Anfang nicht leiden konnten, haben mir gesagt, dass ich ziemlich arrogant gewirkt habe, weil ich halt sehr still war und auf keinen zugegangen bin. Das hat wohl so gewirkt, als würde ich mich für was besseres halten und deswegen mit keinem reden. Aber in Wahrheit war ich halt zu schüchtern und wusste nicht recht, worüber ich dann mit den Leuten reden soll/hatte Angst, dass sie mich blöd finden. Vlt. ist das bei dir ja auch so?

FrageHasi  30.12.2016, 03:35

Danke, für die Erklärung. Ich  finde, hier zeigt sich schön der Zusammenhang zwischen dem Inneren (psychisch/Persönlichkeit) und dem äußeren Auftreten. So empfinde ich es zumindest, daß es Gründe hat, wieso man diese Eigenschaften mit sich trägt. Hier ist es die Angst, abgelehnt zu werden. Also, geht man nicht offen auf andere zu, hält sich zurück etc. Das nenne ich mal eher introvertiert.

Wenn man sich dessen bewußt ist, könnte man daran arbeiten. Und ich bin mir sicher, wenn die Angst nicht mehr so groß wäre,  auch das Verhalten und Auftreten ein anderes wäre und mit der Introvertiertheit wäre dementsprechend  Schluß.

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PeVau  30.12.2016, 11:26
@FrageHasi

... daß es Gründe hat, wieso man diese Eigenschaften mit sich trägt.

Introversion und Extroversion sind zwei Seiten der Persönlichkeit, die in jedem vorhanden sind. Die sind bei jedem nur unterschiedlich stark ausgeprägt. Keine dieser Seiten ist besser als die andere und deshalb gibt es auch keinen vernünftigen Grund, daran etwas ändern zu wollen.

Nochmal zum Mitschreiben oder Abkopieren. Introvertierte haben kein Kommunikationsproblem! Introversion ist auch kein Synonym für Schüchternheit. Schüchternheit ist die Angst vor anderen zu versagen.

Introversion ist die Insichgekehrtheit. Introvertierte genügen sich im Zweifelsfall selbst, sie brauchen keine anderen als Projektionsfläche ihrer Persönlichkeit. Sie definieren sich nicht über ihre Wirkung auf andere, sie können auch gut mit sich alleine sein.

Wenn sich Introvertierte zurückziehen und schweigen, dann tanken sie auf. Sie tun das nicht, weil sie Angst vor anderen haben.

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"Nicht akzeptiert" würde ich nicht sagen; sie werden einfach links liegen gelassen. Wer extrovertiert ist, also "aus sich heraus kann", d.h. mehr oder weniger elegant sein Wort macht, ohne aufdringlich zu wirken, hat alle Mal bessere Karten; vor allem dann, wenn er noch Mutterwitz hat.

Wer ständig still in sich gekehrt dabei sitzt, wird bald nicht mehr ernst genommen, er fällt allmählich als nicht zugehörig auf; nicht selten wird er Zielscheibe des Spottes, die anderen grenzen ihn meistens aus.

Leider ist das so in unserer Gesellschaft. Deshalb ist, vor allem in der Politik, derjenige im Vorteil, der gut reden kann.

Nebenbei bemerkt: es gibt Schulen, die einem Übungstechniken beibringen, wie man seine Schüchternheit überwinden kann.

Ich weiß was du meinst und ich gebe dir Recht, aber auch hier gibt es wieder zwei Seiten.

Introvertierte werden meiner Meinung nach genauso akzeptiert wie Extrovertierte. Der einzige Unterschied ist, dass sie oft als schwach und unsicher abgestempelt werden. Das hat dann zwei Folgen:

Leute, die das "Schachfigurendenken" haben, sehen in introvertierten Menschen leichte Beute und versuchen sie zu ändern (z.B. auf ihre Seite zu ziehen). Die Leute, die den Introvertierten mögen, merken das und sagen sich: Verdammt, wenn der sich nicht ändert, wird der bestimmt nicht glücklich! Sie fangen also an, auf dich einzureden, dir vorzuschlagen mal XY und machen usw. Nicht weil sie deine Introvertiertheit nicht akzeptieren, sondern weil sie glauben, dir damit zu helfen. Großer Unterschied. ;)

An deiner Stelle würde ich mit Leuten, die dich so umpolen wollen, mal ruhige Gespräche führen. Versuch mal zu unterscheiden, wer dich ändern will weil sie darin für sich einen Vorteil haben und wer dich ändern will, weil er sich um dich sorgt oder glaubt, dir darin zu helfen.

Die ersten Personen lässt du dann abblitzen und knallst ihnen mal deine Meinung an den Kopf, den zweiten erklärst du, was für dich glücklich sein bedeutet und dass du keinerlei "Hilfe" brauchst. ;)

Denk dran, rechtfertigen musst du dich für gar nichts - hier und da hilft es aber, wenn man seine "Andersartigkeit" den Leuten erklärt, die das bis dahin noch nicht nachvollziehen können. :)