Warum werden introvertierte Menschen nie akzeptiert?
Ok, die Frage ist jetzt überspitzt formuliert, aber wieso muss man sich als Introvertierter ständig für seinen Charakter rechtfertigen? Schon im KIndergartenalter hat man oft auf mich eingeredet und versucht mich umzupolen. Heute gibt es einige Menschen die mich akzeptieren, aber viele tun es halt nicht und kommen nicht mit meiner Art klar.
12 Antworten
wieso muss man sich als Introvertierter ständig für seinen Charakter rechtfertigen?
Weil die meisten nicht wissen, was introvertiert ist. Introversion wird mit mangelndem Selbstbewusstsein und Schüchternheit verwechselt. Das ist falsch! Introvertierte Menschen sind in sich gekehrte Menschen. Das ist kein psychischer Defekt, sondern eine Spielart menschlichen Wesens, die meiner Meinung nach sehr wohltuend ist.
Ich würde an deiner Stelle den Leuten, die dich "umpolen" wollen, ihren Irrtum erklären ihnen verklickern wie du tickst. Wenn sie nicht völlig verblödet sind, dann wird wenigstens ein Teil das begreifen. Vor allem solltest du ihnen aber auch erklären, dass deine Introversion weder Schüchternheit noch mangelndes Selbstbewusstsein oder gar eine psychische Störung ist.
Lass dir nicht einreden, dass Introversion etwas Negatives ist, das therapiert werden müsste. Du bist völlig in Ordnung (!), vielleicht einen Tick individueller als andere, aber das ist ja nun wirklich nicht schlecht. Ohne einen statistischen Nachweis zu haben, stelle ich mal eine empirisch begründete Behauptung auf: Die Introvertierten stellen unter den Akademikern, Wissenschaftlern und Intellektuellen die Mehrheit.
Du kannst übrigens hier mal nachlesen, wie Introvertierte ticken. Das ist sehr schön beschrieben.
Das Problem ist das Introvertierte sich nicht in die Karten schauen lassen, das ist für den meisten Menschen (extrovertierte) nicht erträglich, da sie zu offen sind und Angst haben von den Introvertierten genauer analysiert zu werden.Die Schwächen von anderen Leuten können Introvertierte sehr schnell wahrnehmen. Ein Dorn im Auge für die meisten.
In den meisten Fällen können introvertierte Menschen die Falschheit in einer Person schneller erkennen, als es ein Extrovertierter kann. Das ist gleichzeitig eine Schwäche von den Extrovertierten.
Ich bin selber Introvertiert und es gibt verschiedene Kategorien von Introvertiert sein. Die meisten Stufen Introvertiert einfach so ab, ohne wirklich Gedanken drüber zu machen. Hier bemerkt man einfach, wie dumm Extrovertierte sein können. Die intelligentesten Menschen sind introvertiert. Das stellt für einen Extrovertierten ein ziemliches Problem da. Fakt ist Extrovertierte haben Probleme mit Introvertierte. Andersrum ist es nicht so.
Ich bin vollkommen mit mir und das Leben zufrieden. Suche mir jedenfalls die Leute selber aus die mir auch für ehrlich erscheinen. Gehe zu Orten hin, wo ich mich wohlfühle und für ein kleinen Moment alleine sein kann. Oder ich nehme die Leute mit die ich am meisten vertraue ,um gemeinsam die Ruhe zu genießen. Wir haben jedenfalls mehr Energie als Extrovertierte Menschen.
Meine Meinung ist auch, das wir diese Eigenschaft nicht umsonst in uns tragen. Es ist sogesehen eine Schutzbarriere für uns. Wir halten die Menschen von uns fern die uns Schaden können und lassen nur die Menschen an uns ran die wir für Ehrlich einstufen. In meisten fällen liegen wir, aber richtig. Menschenkenntnis haben wir auch ausgeprägter. Von daher haben wir wenige Leute um uns herum, was auch richtig ist. Denn die meisten sind falsch. Jedenfalls verbinde ich das Introvertiert sein auch mit dem Spirituellen. Das passt eigentlich sehr zusammen.
Leider, haben wir es in manchen Sachen auch schwerer. Wir müssen aus diesem Grund die Herausforderungen versuchen zu meistern. Extrovertierte Menschen sind zwar lauter als wir, aber wir haben auch andere Mitteln, um richtig durchgreifen zu können.
Also einige, die mich am Anfang nicht leiden konnten, haben mir gesagt, dass ich ziemlich arrogant gewirkt habe, weil ich halt sehr still war und auf keinen zugegangen bin. Das hat wohl so gewirkt, als würde ich mich für was besseres halten und deswegen mit keinem reden. Aber in Wahrheit war ich halt zu schüchtern und wusste nicht recht, worüber ich dann mit den Leuten reden soll/hatte Angst, dass sie mich blöd finden. Vlt. ist das bei dir ja auch so?
... daß es Gründe hat, wieso man diese Eigenschaften mit sich trägt.
Introversion und Extroversion sind zwei Seiten der Persönlichkeit, die in jedem vorhanden sind. Die sind bei jedem nur unterschiedlich stark ausgeprägt. Keine dieser Seiten ist besser als die andere und deshalb gibt es auch keinen vernünftigen Grund, daran etwas ändern zu wollen.
Nochmal zum Mitschreiben oder Abkopieren. Introvertierte haben kein Kommunikationsproblem! Introversion ist auch kein Synonym für Schüchternheit. Schüchternheit ist die Angst vor anderen zu versagen.
Introversion ist die Insichgekehrtheit. Introvertierte genügen sich im Zweifelsfall selbst, sie brauchen keine anderen als Projektionsfläche ihrer Persönlichkeit. Sie definieren sich nicht über ihre Wirkung auf andere, sie können auch gut mit sich alleine sein.
Wenn sich Introvertierte zurückziehen und schweigen, dann tanken sie auf. Sie tun das nicht, weil sie Angst vor anderen haben.
Könntest du das mal genauer erläutern, was du meinst? Eine Beispielsituation?
Ich könnte mir vorstellen, daß es eben im Prinzip eine offene, ungezwungenen Kommunikation bzw. Beziehung zu anderen Menschen dadurch gestört wird..
Introvertierte sind kommunikative Menschen, nur eben keine Schwätzer.
Gib einem Introvertierten ein Thema, das ihn interessiert und er wird zum Alleinunterhalter. Langweile ihn mit Geschwätz und er wird sich zurückziehen und lieber mit sich und seinen Gedanken allein sein.
Smalltalk ist dem Introvertierten ein Greul.
Die Frage ist allerdings, ob der Zustand ansich so erstrebenswert ist.
Es kann nämlich sein, daß man eben gewisse Grundvoraussetzungen für gelingende Kommunikation und Sozialkontakte nicht erfüllt sind und das als Konsequenz zumindest reflektieren sollte. Dann ist Frage, woran es liegt, daß man sich z.B. ständig in Menschengruppen oder Trubel unwohl fühlt und man könnte daran arbeiten.
Klar wünschen wir uns alle, daß wir gerne so angenommen werden wollen, wie wir sind, aber unabhängig davon es gibt durchaus einen Zusammenhang zwischen Verhalten und Voraussetzungen für gelingende Sozialkontakte. (Wenn jemand beispielsweise seinen Aggressionen nicht unter Kontrolle hat und das eben für denjenigen natürlich auch normal anfühlt bzw. emotional identisch ist und schwer vorstellbar sein dürfte, anders zu reagieren, so würde derjenige sich grundsätzlich auch wünschen, daß man ihn in seinem Sein eben so akzeptiert. Aber sowas wird in der Gruppe wohl eher nicht akzeptiert werden. So kannst du dich zwischen Ausgrenzung und die Person bleiben, die du bist und den Wunsch an andere stellt, daß sie dich doch so akzeptieren sollen oder der Akzeptanz einer Folge und evtl. einem Versuch, an sich zu arbeiten, entscheiden.)
Ist nur ein Erklärungsversuch, was ja auch das Rumgezerre der anderen an dem gezeigten Verhalten erklären könnte.
Ein Beispiel des Threadstellers wäre hilfreich.
Die Frage ist allerdings, ob der Zustand ansich so erstrebenswert ist.
Da haben wir es wieder - Bewertung. Als ob Introversion etwas Negatives wäre.
Dann ist Frage, woran es liegt, daß man sich z.B. ständig in
Menschengruppen oder Trubel unwohl fühlt und man könnte daran arbeiten.
Da kannst du auch fragen, woran es liegt, dass jemand blonde Haare hat oder braune Augen. Introversion ist keine psychische oder soziale Störung, es ist eine ganz normale Eigenschaft der Persönlichkeit. Sie ist nicht gut und auch nicht schlecht.
Introvertierte belästigen keine Extrovertierten, umgekehrt aber schon. Das Problem an Introversion sind die, die meinen, sie problematisieren zu müssen. Das sind die, die zu begrenzt sind, die Normalität dieser Eigenschaft zu begreifen.
Wenn jemand introvertiert ist kann man ihn oder sie schlecht einschätzen. Sie sagen nicht ihre Meinung. Also, was für eine Meinung haben sie? Extrovertierte Menschen können sehr anstrengend sein. Ich meide Menschen, die ständig reden. Und viele Vorurteile haben.
Laß Dich nicht manipulieren. Mich wollte eine Nachbarin täuschen, ich hielt sie für ruhig. Es dauert Jahre bis ich kapierte wie sie wirklich ist. Ich ließ mich nicht manipulieren und sie ist ausgerastet. Vorbei mit der heilen Welt.
Man soll die Menschen grundsätzlich so nehmen wir sie sind und nicht verändern. Stille Wasser sind tief. Und manche sind tolle Menschen, nur halt ruhiger.
Danke, für die Erklärung. Ich finde, hier zeigt sich schön der Zusammenhang zwischen dem Inneren (psychisch/Persönlichkeit) und dem äußeren Auftreten. So empfinde ich es zumindest, daß es Gründe hat, wieso man diese Eigenschaften mit sich trägt. Hier ist es die Angst, abgelehnt zu werden. Also, geht man nicht offen auf andere zu, hält sich zurück etc. Das nenne ich mal eher introvertiert.
Wenn man sich dessen bewußt ist, könnte man daran arbeiten. Und ich bin mir sicher, wenn die Angst nicht mehr so groß wäre, auch das Verhalten und Auftreten ein anderes wäre und mit der Introvertiertheit wäre dementsprechend Schluß.