Seit etwa dem Beginn des 20. Jahrhunderts stand Großbritannien im Mittelpunkt des Bemühens zionistischer Organisationen, einen Verbündeten für ihr zionistisches Projekt zu gewinnen. Schon Theodor Herzl hatte strategisch darauf orientiert. Der Aufstieg des jüdischen Bürgertums in Großbritannien, die Netzwerke zionistischer Funktionäre und Förderer untereinander und mit Vertretern des britischen politischen Establishments schufen dafür günstige Voraussetzungen.
Seit längerem gab es strategische Überlegungen, dass die Verwirklichung eines jüdischen Nationalstaates am ehesten im Zuge einer Aufteilung des Osmanischen Reiches zu realisieren wäre, dass das in der Folge eines Krieges geschehen könnte, war allen klar. Mit Beginn des ersten Weltkriegs und vor allem mit dem Kriegseintritt des Osmanischen Reiches als deutschem Verbündeten, wurden die Bemühungen seitens der "Zionist Federation", dem britischen Landesverband der zionistischen Weltorganisation, forciert, um die britische Regierung zu einer verpflichtenden Unterstützungserklärung für das zionistische Projekt zu bewegen. Mit dem Amtsantritt von David Lloyd George als Prmeirminister 1916 nahmen diese Bemühungen Gestalt an.
So schrieb Chaim Weizmann, einer der führenden Köpfe der zionistischen Bewegung und später der erste Präsident Israels, an seinen Freund C. P. Scott, dem Herausgeber des „The Manchester Guardian“, im März 1915:
“Wenn Großbritannien verhindern will, dass Palästina einer anderen Macht zufällt, so muss es auf der Hut sein und jedem Eindringen anderer Mächte einen Riegel vorschieben. [ … ] Ein starker jüdischer Staat in der ägyptischen Flanke ist ein wirksamer Schutz gegen jede etwaige Gefahr von Norden. England hätte in den Juden die geeignetsten Vermittler, die besten Dolmetscher ihrer Ideen in den östlichen Ländern, sie wären eine Brücke zwischen zwei Zivilisationen.“
Zwar sei letzteres nicht unbedingt ein praktisches Argument, gab Weizmann in diesem Brief zu, doch dürfte es “sicher bei einigen Politikern, die gern fünfzig Jahre voraussahen, schwer ins Gewicht fallen.
Der Formulierungsvorschalg der britischen Zionisten wurde leicht verändert in die Deklaration übernommen. Der zionistische Entwurf sprach von Palästina als Heimstätte, die Balfour-Deklaration nur von einer Heimstätte in Palästina. Unklar war, was unter Palästina überhaupt zu verstehen sei. Weiter wurde in die Deklaration nicht der Wunsch aufgenommen, die Mittel und Methoden bei der Schaffung dieser Heimstätte mit den Zionisten zu diskutieren.
Die damals ca. 85 Prozent arabischen Einwohner Palästinas wurden nur unter "non-Jewish communities" subsummiert. Ihnen wurden lediglich bürgerliche und religiöse Rechte zugestanden, aber keine nationalen.
Die Frage ist, was die Britische Regierung bewog, eine solche Erklärung abzugeben; völlig uneigennützig wird sie es nicht getan haben.
Eine jüdische Kolonie im geostrategisch wichtigen Palästina, die auf britische Protektion angewiesen ist, wäre für die imperialen britischen Ambitionen vorteilhaft gewesen. Außerdem wurde der propagandistische Effekt auf die in aller Welt lebenden Juden, vor allem in Russland, den USA, aber auch bei den Kriegsgegnern als positiv angesehen.
Der Zionistische Weltkongress hatte sich vor dem Krieg darauf verständigt, sich neutral zu verhalten. Trotzdem kämpften viele Juden in den Armeen ihrer jeweiligen Länder, wenn man von Russland einmal absieht. Mit dieser Deklaration wollte man die Juden bei den britischen Verbündeten zur noch größeren Unterstützung bewegen. Bei den Kriegsgegnern erhoffte man sich das Gegenteil.
Ein weiterer Beweggrund war die Rivalität mit Frankreich im Nahen Osten, das sich seit Mitte des 19. Jahrhindert versuchte, dort (Syrien, Libanon) festzusetzen. Vor dem Krieg versuchten die Briten dem zu begegnen, indem sie das Osmanische Reich unterstützten. Mit Kriegsbeginn hörte das auf und es war klar, dass es im Fall eine Sieges der Entente zu einer Aufteilung des Osmanischen Reiches kommen würde. Deshalb verhandelten Die Briten mit den Franzosen und man einigte sich 1916 auf das Sykes-Picot-Abkommen.
Nach diesem Abkommen sollte Frankreich die Küstengebiete des Libanons und Syriens erhalten, während Großbritannien u. a. das südliche Mesopotamien (heute Irak) bekommen sollte. Außerdem sollte ein nicht näher definierter arabischer Staat geschaffen werden mit einer britischen und französischen Einflusszone. In Palästina sollte ein Streifen mit Akkon und Haifa unter britische Kontrolle gestellt und der Rest sollte internationalisiert werden.
Der britischen Regierung war in dieser Situation daran gelegen, Argumente für die Errichtung ihres Mandats über das Zentrum der arabischen Welt, Palästina, zu bekommen. Sich für die Errichtung einer jüdischen Heimstatt einsetzen zu wollen, erschien den englischen Politikern als eine international wirksame Begründung. Also verband man in der britischen Regierung die zionistische Idee von der Gründung des Judenstaates mit dem eigenen Bestreben nach dem Mandat über Palästina.