Warum soll man nicht an Gott glauben?

9 Antworten

Ein Glauben an sich ist nichts Schlechtes. Ich persönlich bin der Meinung, ein Atheist oder Agnostiker sollte diese Entscheidung einem Menschen selbst überlassen. (Bin übrigens selbst Agnostiker aber ich finde, dass jeder Mensch einen Halt und eine wichtige individuelle Konstante im Leben braucht, an der er sich festhalten kann. Und für Jeden ist das nun mal etwas Anderes. Deshalb kann ich eine komplette Abneigung gegen das Thema "Glaube" nicht nachvollziehen.)

Und nun das große Aber:

Es gibt bestimmte Ideologien, die mit einem Glauben verbunden sind, die man zwingend hinterfragen sollte:

Angefangen mit dem Gedanken, dass Gott den Menschen nach seinem eigenen Vorbild erschaffen hat. Und Vieles mehr.

Es sollte öfter Punkte geben, an dem man sich fragen sollte, "warum" man bestimmte Punkte tatsächlich bevorzugt für bare Münze nehmen "möchte" und welche Motivatoren tatsächlich für die Ursprungsbehauptung verantwortlich waren. Denn es gibt so einige Punkte, die mit dem Glauben selbst nichts zu tun haben, aber mit Beeinflussung komplett menschlicher Natur.

Und ein Glaubender sollte eben auch gezielter menschliche Niederschriften hinterfragen und merken, dass Niederschriften 1. auschließlich einem bestimmten Zeitgeist entsprachen und/oder 2. ausschließlich ganz irdische Ideen und Ziele verfolgen. Hinter Niederschriften steht im Grunde nichts Göttliches, sondern eine bestimmte Absicht oder Ideologie äußerst irdischer Beweggründe.

Z.B. ist auch der bereits erwähnte Gedanke, dass Gott Menschen nach seinem Vorbild erschaffen hat, absolut absurd. Denn dieser gesamte Grundgedanke spiegelt hauptsächlich das menschliche Ego und menschlichen Größenwahn wieder. Der Mensch wünscht sich dies also und sieht sich selbst (absurderweise) als etwas Erhöhtes. Was eben absolut niemals ein göttlicher Gedanke wäre. Ganz im Gegenteil. Und an diesem Punkt beginnt toxischer Glaube. In jeder Religion.

Ebenso wie bestimmte Aussagen die Frauen; Völkergruppen und andere Wesen abwerten. Denn auch diese Themen entstammen keiner göttlichen Quelle. Denkweisen solch destruktiver Natur sind menschengeschaffen und egogeprägt.

Genauso zeigen religiöse Niederschriften Themen wie Wut; Rache und noch mehr Themen die rein dem menschlichen Ego entsprechen. Eine göttliche Macht würde allerdings komplett keine dieser Eigenschaften aufweisen. Bei dem Menschen entspringen diese Gefühle seiner irdischen Form und hormonell-neurologischen Prozessen, die eine göttliche Form nicht ansatzweise aufweisen könnte.

Verständlicher wäre dagegen, wenn Jemand seinen Gott als etwas Spirituelles betrachten würde. Eine Energie, von der man alle möglichen menschlichen Eigenschaften und Emotionen abzieht und auch die Vermutung, er würde uns gleichen.

Ich könnte eher noch verstehen, wenn man Gott in Dingen wie Tieren und Natur sehen wöllte. So dass Gott hauptsächlich "Leben" und "Natur" bedeutet.

Die zu sehr menschenbezogen Interpretationen sind allzu oft destruktiv (weil eben menschlich geschaffene egobezogene Beweggründe und Erklärungen) und in der Geschichte war es bisher leider niemals so, dass der Glaube bevorzugt konstruktive Ansätze hätte, die eine positive Veränderung innerhalb der Menschheit bewirken.

Wenn man also glauben möchte, dann sollte man einen Sinn darin finden, der wirklich Gutes bewirkt und bewegt. Egal welche Religion.

Alles Andere wäre Glaubensmissbrauch.

Und der geschieht leider immer wieder.

verreisterNutzer  04.10.2023, 21:27
Verständlicher wäre dagegen, wenn Jemand seinen Gott als etwas Spirituelles betrachten würde. Eine Energie, von der man alle möglichen menschlichen Eigenschaften und Emotionen abzieht und auch die Vermutung, er würde uns gleichen.

kann man so machen, es geht nur darum daran zu glauben, dass es etwas gibt, dass dem leben einen sinn gibt, das sollte allgemeine annahme sein die jeder mit der muttermilch aufnimmt, so etwas hinterfragt kaum einer

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unique81  04.10.2023, 22:45
@verreisterNutzer

Zu dem Punkt "Leben einen Sinn geben" habe ich hier auf GF bereits vor längerer Zeit mal eine spezifische Antwort gegeben, die Atheisten zum Tiefenverständnis den Grund für Glauben (z.B. "Urvertrauen") näher erklärt:

Ich bin zwar selbst nicht gläubig, aber ich verstehe dennoch warum:
Der Punkt ist weder Unwissen; noch Naivität; noch ein Mangel an Bildung. Sondern Menschen glauben schlichtweg an Gott, weil sie es "brauchen".
Denn in einem Punkt sind alle Menschen gleich:
Wir brauchen etwas, das Jeder für sich nennen kann, wie man eben will: Stützpfeiler; Leitfaden; Halt; Konstante oder was auch immer.
Und dieser Halt ist für Jeden ein Anderer:
Manche brauchen in ihrem Alltag feste Rituale; Mancher braucht Rationalität für ein Gefühl immer alles unter Kontrolle zu haben; Mancher permanente Selbstoptimierung und Ziele; Mancher Esoterik; und Mancher eben einen Glauben/Gott. Es gibt da so unterschiedliche Wege, innere Sicherheit zu erzeugen, wie es auch eine Vielfalt an Menschen gibt.
Der Grund warum das so ist, ist ziemlich simpel:
Wir vermissen sowas wie "Urvertrauen". Das ist etwas, das wir bereits im Mutterbauch kennen und auch später noch als Säugling. Aber es geht uns immer mehr abhanden. sobald wir kleine eigenständige Persönlichkeiten werden. Zum Teil auch, weil es sich nicht mit der Realität vereinbaren lässt.
Manche Menschen finden ihren persönlichen Stützpfeiler eben in Religion wieder und damit auch dieses Urvertrauen (das urprünglich "Muttervertrauen" war). "Sicherheit" eben. Und Religion bedeutet dann für sie auch, das zu akzeptieren, durch das das Urvertrauen ursprünglich ausgelöscht wurde. Dass Leiden normal und unumgänglich ist, usw.. Sie entwickeln damit eine Akzeptanz dafür und auch eine Art von Schicksalsergebenheit, mit der sie am besten klarkommen.
Glaube ist also an sich etwas Gutes und diente schon immer diesem bestimmten Zweck. Was "Religion" am Ende daraus gemacht hat, steht wieder auf einem anderen Blatt. Es gab in der Geschichte einfach zu viele findige Machthungrige, die die Suche der Menschen nach Urvertrauen für sich selbst auszunutzen gewusst haben.
Davon abgesehen spielt es fur mich als Nichtgläubige absolut keine Rolle, welchen Stützpfeiler man für sich wählt, solange man Niemandem schadet.
Und ich denke auch nicht, dass Menschen sich untereinander immer wieder anmaßen sollten, dass der andere Weg der falsche Weg ist.
Jeder hat seinen eigenen Weg und seine eigene Geschichte. Es sollte nur Niemandem ein Weg aufgezwungen werden. Vollkommen egal welcher.:-) Denn im Grunde suchen wir ja eh alle nach der gleichen Sache. Nur eben auf unterschiedliche Weise.

Diesen Punkt erkläre ich Atheisten, die hier auf GF das Thema zu radikal oder zu einseitig abwerten, bzw. sich sogar belustigen, da nicht zum ersten Mal.:-)

Dennoch:

Genauso wie ich finde, dass ein Atheist sich nicht einmischen sollte, ob Jemand glaubt oder nicht glaubt, finde ich, dass ein Glaubender das Recht hat zu behaupten, nur der Glaube ist der richtige Weg. Missionierung oder falsche Bekehrung ist der absolut falsche Weg.

Denn schlussendlich ist Glaube eben eine Ideologie. Keine Ideologie der Welt ist eine Verpflichtung. Das ginge mehr als nur zu weit.

Glaube gehört entweder zum Individuum, oder er gehört nicht dazu. Er ist ausschließlich freie Entscheidung.

Was aber auf beiden Seiten eben nicht Teil einer Ideologie sein sollte, ist alles, was destruktiv ist und seltsames Gedankengut fördert.

Z.B. sollte unter dem Deckmantel des Glaubens auch niemals abgewertet werden, was nicht in das persönliche Bild passt. Z.B. Homosexualität und vieles mehr.

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Die frage ist weniger ob es sich besser leben lässt, aber ist es gut wenn es nicht die Wahrheit ist?

Ich glaube alles hat etwas wahres an sich, deshalb bin ich selbst auch gläubig, auf meine eigene Art. Ich glaube dass etwas Gottesgleiches existiert, nicht weil es "praktischer" ist, nein, es währe leichter einfach alles hinzuwerfen und mich darüber zu beschweren wie unfair die Welt doch sei, aufzufordern die Reichen zu enteignen und zu glauben, dass alles was nicht meiner Meinung ist böse wäre, aber erfüllt hat es mich nicht - Mich erfüllt nur die Wahrheit zu finden.

An Gott zu glaube ist etwas schweres, insbesondere in Zeiten, in denen der Glauben keine Macht mehr in der Gesellschaft hat, denn dann wird es nicht belohnt (von der Gesellschaft).

Ich sage aber, man sollte durchhalten, irgendwann zahlt sich der Glauben aus.

verreisterNutzer  03.10.2023, 21:14

Selbst wenn die Welt besser wäre hätte man Schmerzen und bräuchte "Opium", einen Trost, egal ob es Gott gibt oder nicht. Man verliert nichts, wenn das einfach Teil der Erziehung wäre wie dass die Erde eine Kugel ist. Die Erde ist eine Kugel und es gibt einen Gott wird jedes Kind sagen.

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1Siuto  03.10.2023, 21:16
@verreisterNutzer

Ich stimme deiner Methodik nicht zu.

Für die unerleuchtete Seele braucht es ein "Opium",
Für einige andere, gibt es einen weg zur Weisheit,
Für andere, eine Suche nach Wahrheit.

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Ja, das hat Marx auch erkannt.

Mit einem Gott der guten Taten im Jenseits bestraft und bei dem man für die schlechten Taten in der Hölle schmort, damit konnten die Herrschenden das Volk besser beherrschen als mit Strafandrohung.

Opium fürs Volk.

Ein Soldat, der denkt dass im Jenseits der Himmel wartet, oder die 12 Jungfrauen, der kämpft motivierter und ohne Angst vor dem eigenen Tot, im Vergleich zum Söldner, oder Sklaven ...

verreisterNutzer  03.10.2023, 20:37

Wenn man Schmerzen hat nimmt man Opioide, ist doch gut. Welches Schmerzmittel hat Marx denn vorgesehen?

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juergen63225  03.10.2023, 21:34
@verreisterNutzer

Wenn ich schreibe dass Marx in diesem Punkt recht hatte, heisst das nicht dass ich sonst was an seiner Lehre gut finde.

Dass was die Kommunisten draus gemacht haben war auch wohl nicht unbedingt seine Vorstellung von der gerechteren Gesellschaft. Die Ideologie des realen Kommunismus war auch eher ein Ersatzrelgion.

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Du sollst keinen anderen Gott haben neben Gott. So war das. Und es ist keine Ideologie, wenn jemand für sich persönlich entscheidet, dass Gott keine Rolle spielt. Was dem einen nützt, ist dem anderen ein Greuel. Was soll man da machen 🤷‍♂️

Weil man sich so etwas nicht einfach einreden kann. Ich kann 100 mal den Satz "Ich glaube jetzt an Gott" sagen, ändern tut es meinen Glauben trotzdem nicht, auch wenn es mir als ultrareligiös vielleicht besser gehen würde.

verreisterNutzer  03.10.2023, 20:12

ja weil das heute so angenommen wird und man orientiert sich unweigerlich an der herrschenden weltanschuung

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everythingToSay  03.10.2023, 20:14
@verreisterNutzer

Naja, zum Teil ja. In Deutschland ist der vorherrschende Glaube immer noch das Christentum, trotzdem ist natürlich nicht jeder, der in eine christliche Familie geboren wurde, gläubig.

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everythingToSay  03.10.2023, 20:20
@verreisterNutzer

Kaum einer? Woran machst du das fest? Und den glücklich-Punkt kann man insofern unterschreiben, nur dass es oft genug andere unglücklich macht..

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everythingToSay  03.10.2023, 21:14
@juergen63225

Oh, kann sein, dass ich falsch liege, bzw. falsch gesucht habe. Aber "Exklusive Premium-Statistik"...

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